querdenken - Geschichte und Politische Bildung 3, Schulbuch
86 Diversität Gründerzeit Technischer Fortschritt Nach der Industriellen Revolution glaubten viele Menschen daran, dass die technischen Neuerungen alle ihre Probleme lösen können. Sie blickten deshalb zuversichtlich in die Zukunft und die Wirtschaft entwickelte sich gut. Die Eisen- bahn wurde im 19. Jh. ausgebaut, sodass man damit theoretisch ganz Europa bereisen konnte. Gründerinnen und Gründer von Unternehmen konnten in rascher Zeit reich werden. Auf großen Weltausstellungen konnten sich die Menschen die neuesten Entwicklungen anschauen. In Wien wurde 1873 eine solche gezeigt. Börsenkrach 1873 und die Folgen An der Börse wollten viele Menschen ihr Vermögen vermehren, indem sie Aktien kauften. Da diese bald sehr beliebt waren, wurden sie immer teurer. Allerdings waren die Unternehmen, an denen die Menschen mit ihren Aktien beteiligt waren, gar nicht so viel wert. Am 9. Mai 1873 kam es zu dramatischen Kurs verlusten an der Börse. Der Tag ging als „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte ein. Auf den wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeit folgte nach dem Börsenkrach eine schwere Wirtschaftskrise. Antisemitismus Vom Gesetz her waren Jüdinnen und Juden in der Habsburgermonarchie seit der Dezemberverfassung von 1867 in allen Lebensbereichen gleichberechtigt. Allerdings gab es viele Vorurteile gegen Jüdinnen und Juden. Diese Form der Judenfeindlichkeit wurde rassistisch begründet. Jüdinnen und Juden wurden als Angehörige einer „Rasse“ angese- hen. Daher richtete sich die Ablehnung auch gegen die vielen Jüdinnen und Ju- den, die sich im 19. Jahrhundert „assimi- liert“ (angepasst) hatten und teilweise zum Christentum übergetreten waren. Mit solchen Feindbildern konnten politische Parteien einfache Antworten auf gesellschaftliche Probleme (z. B. Wirtschaftskrise) liefern. Der Antisemi- tismus war daher nicht nur im Alltag weit verbreitet, sondern wurde auch von Politikern vertreten. Karl Lueger gilt als erster Politiker, der durch Antise- mitismus einen Wahlkampf gewann. 1897–1910 war er Wiener Bürgermeister. › Bei der Wiener Weltaus- stellung stellten 35 Staaten ihre neuesten technischen Errungenschaften aus. Über sieben Millionen Menschen besuchten diese Weltausstel- lung. P Börse: Einrichtung, an der Finanzgeschäfte abgewickelt werden, wie z. B. der Kauf und Verkauf von Wertpapieren bzw. Aktien; auch das Gebäu- de, wo gehandelt wird, wird als Börse bezeichnet P Aktie: Anteilsschein an einer Aktiengesellschaft P Aktienkurs: definiert den Wert eines Unternehmens an der Börse; je mehr Aktien nachgefragt werden, desto höher ist ihr Preis P Antisemitismus: feind- selige Einstellung gegenüber Jüdinnen und Juden aufgrund von rassistischen Vorurteilen O Begegnungen, S. 22 › Die Familie Rothschild war eine sehr erfolgreiche jüdische Unternehmerfamilie. Sie war beispielsweise an der Finanzierung des Eisenbahn- baus beteiligt. Wie Amschel Rothschild durch die Welt kutschiert – die Pleitegeier vorgespannt, Karikatur, um 1840 (Frankfurt, Deutschland) A8 Analysiere die Karikatur Schritt für Schritt. Arbeite die antisemitischen Botschaften heraus, die sich an die damalige Bevölkerung gerichtet haben. Nimm zur Bildung von solchen Feindbildern damals und heute kritisch Stellung. (HMK, HSK) M10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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