überall Geschichte/Geographie, Leseheft 1
Scotts Motorschlitten gegen Amundsens Schlittenhunde Im Winter 1911/12 kam es zwischen dem Norweger Roald Amundsen und dem Briten Robert Falcon Scott zu einem der spannendsten Wettläufe der Weltgeschichte: Sie versuchten gleichzeitig, als erste Menschen den Südpol im Herzen der Antarktis zu erreichen Amundsen und seine Mannschaft waren schließlich am 14 12 1911 als erste am Ziel Nachdem seine Mannschaft fast alle Vorräte verbraucht hatte, waren die schwachen Tiere getötet worden, um sie an die anderen Hunde zu verfüttern So hatten die übrigen Hunde genug Kraft für das letzte Stück der Reise Scotts Enttäuschung war groß, als er einen Monat später am Südpol Amundsens Zelt mit einer norwegischen Flagge fand Scotts Motorschlitten waren in der eisigen Kälte kaputt gegangen Auf dem Rückweg kam es zur Katastrophe: Scott und seine Männer erfroren nicht weit vom rettenden Lager entfernt Nach Scotts Tod wurden seine Tagebücher im Eis der Antarktis gefunden Robert Falcon Scott, Letzte Fahrt, Kapitän Scotts Tagebuch, Tragödie am Südpol. Edition Erdmann, Wiesbaden 2014 Marschordnung ist die Aufstellung, in der gegangen wird. Zylinder ist ein Teil eines Motors. Mittagsobservation ist die Feststellung des genauen Ortes mithilfe des Höchststandes der Sonne zur Mittagszeit. Depot ist ein Aufbewahrungsort für größere Mengen von Gegenständen (zum Beispiel Nahrung, Medikamente, Benzin, warme Kleidung). Kapitän Scotts Tagebuch Montag, 5. November. Lager 4 Wir brachen in der gewöhnlichen Marschordnung auf, und zwar nahmen wir aus dem Ecklager ganze Lasten mit, für den Fall, dass sich die schwarzen Punkte im Süden wirklich als unser Motorschlitten herausstellen sollte. Als wir nun dort anlangten, sah ich meine Befürchtungen vollauf bestätigt. Ein Zettel von Leutnant Evans teilte mir mit, die bisherigen Mängel hätten sich wiederholt: Ein Zylinder war geplatzt, im Übrigen war die Maschine in Ordnung. Augenscheinlich sind die Motoren für dieses Klima nicht geeignet. [...] Die Ponys machen sich mit ihren vollen Lasten großartig, selbst Jehu und der Chinese wurden gut mit ihren mehr als 200 Kilo Gepäck fertig und waren bei Ankunft ebenso munter wie zu Anfang. [...] Dienstag, 16. Januar 1912, Lager 68. Höhe 2970 Meter. Das Furchtbare ist eingetreten – das Schlimmste, was uns widerfahren konnte! Wir machten am Vormittag einen guten Marsch und legten 14 Kilometer zurück. Die Mittagsobservation zeigte, dass wir uns auf 89° 42’ südlicher Breite befanden und wir brachen am Nachmittag in sehr gehobener Stimmung auf, denn wir hatten das sichere Hochgefühl, morgen unser Ziel zu erreichen. Nach der zweiten Marschstunde entdeckten Bowers’ scharfe Augen etwas, das er für ein Wegzeichen hielt; [...] In wortloser Spannung hasteten wir weiter – uns alle hatte der gleiche Gedanke, der gleiche furchtbare Verdacht durchzuckt und mir klopfte das Herz zum Zerspringen. Eine weitere halbe Stunde verging – da erblickte Bowers vor uns einen schwarzen Fleck! Ein natürliches Schneegebilde war das nicht – konnte es nicht sein – das sahen wir nur zu bald! Geradewegs marschierten wir darauf los und was fanden wir? Eine schwarze, an einen Schlitten- ständer befestigte Fahne! In der Nähe ein verlassener Lagerplatz – Schlittengleise und Schnee- schuhspuren kommend und gehend – und die deutlich erkennbaren Eindrücke von Hundepfoten – vieler Hundepfoten – das sagte alles! Die Norweger sind uns zuvorgekommen – Amundsen ist der erste am Pol! Eine furchtbare Enttäuschung! Aber nichts tut mir dabei so weh Buchtipp Lexikon 5 10 15 20 Der Wettlauf zum Südpol 14 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=