Begegnungen mit der Natur 5, Schulbuch

155 Bau, Lebensweise und Fortpflanzung bei Pflanzen M Arbeitsheft Seite 37, 38 Grundgewebe werden auch als Parenchyme bezeichnet Der Großteil des krautigen Pflanzenkörpers besteht aus Grundgewebe ( Parenchym ). Es wird vom Abschlussgewebe umschlossen und vom Strang­ gewebe durchzogen. Im Parenchym laufen vielfältige Lebensvorgänge ab. Es lässt sich oft eine Spezialisierung auf bestimmte Funktionen erkennen: Speichergewebe (Speicherparenchyme) beispielsweise speichern hauptsäch- lich organische Substanzen (Zucker, Stärke, Eiweißstoffe, Fette). Pflanzen trockener Standorte haben wasserspeichernde Gewebe ausgebildet. Assimilationsgewebe sind reich an Chloroplasten ( S. 22) und damit speziell zur Fotosynthese ( S. 42 ff) befähigt. In Abschlussgeweben schließen Zellen lückenlos aneinander Abschlussgewebe treten als schützende Hülle des Pflanzenkörpers oder als innere Häute auf. Die Oberhaut ( Epidermis ) wird von einer Schicht eng anein- anderliegender, prismatischer Zellen gebildet, deren Außenwände von einer Schutzschicht, der Cuticula , überzogen sind. Epidermis und Cuticula schützen Spross und Blätter vor Beschädigungen, vor dem Eindringen von Krankheits- erregern und vor Wasserverlust durch Transpiration . Bei manchen Pflanzen bildet die Cuticula nanoskopisch feine Falten und macht somit die Oberfläche unbenetzbar für Wasser. Die Wassertropfen, die sich aufgrund ihrer Oberflächenspannung abkugeln, bekommen durch die Nanostrukturierung nur wenig Kontakt mit der Blattfläche und perlen deshalb ab. Dabei nehmen sie Schmutzteilchen und Pilzsporen ( S. 63 ff) mit. Diese Selbstreinigungswirkung, der so genannte Lotus-Effekt , wird oft durch eine Wölbung der Epidermiszellen verstärkt. Bei manchen Pflanzen wird die Selbstreinigungsfähigkeit nicht durch Fältelung der Cuticula sondern durch Wachskristalle, die der glatten Cuticula aufgelagert sind, verursacht. Die Wachskristalle erscheinen als blaugraue Wachsüberzüge auf den Pflanzen. Der Lotus-Effekt, der in den 1970er Jahren von Wilhelm Barthlott entdeckt wurde, ist die Grundlage für viele industrielle Anwendungen. So werden bei- spielsweise Glaswände, Textilien und sogar Häuserfassaden nanobeschichtet .  krautiger Pflanzenkörper krautige Pflanzen sind unverholzt  Parenchym para (griech.) = bei, neben, entlang, enchyma (griech.) = das Eingegossene  Epidermis epi (griech.) = über, derma (griech.) = Haut  Cuticula Schutzschicht aus wachsigen und damit wasserabweisenden Stoffen cutis (lat.) = Haut  Transpiration Abgabe von Wasserdampf, Verdunstung trans (lat.) = jenseits, über, spirare (lat.) = hauchen  nanoskopisch Größenordnung im Nanometerbereich; zum Betrachten solcher Nanostrukturen benötigt man ein Nano(mikro)skop 1 Nanometer (1 nm) ⩠ 1 Millionstel Milli­ meter (0,000001 mm)  Pilzsporen Manche Pilze zählen zu den gefährlichs­ ten Pflanzenschädlingen.  Lotus-Effekt Dieses Phänomen wurde erstmals an LotusBlättern beobachtet.  Wilhelm Barthlott (geb. 1946), deutscher Botaniker  nanobeschichtet mit Nanostrukturen versehen Begründe, warum man nano­ beschichtete Flächen nicht mit Mikrofasertüchern (bestehen aus Polyester, mit einem relativ hohen Härtegrad) behandeln darf. Selbst aktiv! Abschlussgewebe Grundgewebe Stranggewebe 2  Blattquerschnitt (Schema) 3  Nanostruktur der Epidermis von Viola tricolor (Stiefmütterchen) 4  Oberfläche mit LotusEffekt (Schema) 5  Bei allen Arten der Gattung Frauenmantel kann man den Lotus­ Effekt beobachten. 6  Die Blätter vieler Kohlsorten haben Überzüge aus Wachskristallen. Schmutzpartikel haften am Wassertropfen besser als an der nanostrukturierten Oberfläche Wasser Schmutzpartikel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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