Erziehung und Unterricht 2018/3+4
274 Schachinger/Freynschlag/Pöllmann, Transition Kindergarten und Schule Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Helga Schachinger – Susanne Freynschlag – Simone Pöllmann Transition Kindergarten und Schule: Was können Kinder schon (in Mathematik)? Summary: Jedes Kind kommt mit seiner individuellen Geschichte in die Schule. Diese hat ihre Wurzeln lange vor der Geburt. Verschiedene Vorlieben, Talente, Begabungen und Leidenschaften innerhalb der Familie prägen jeden Menschen von Anfang an. Eines aber haben sie gemeinsam: Alle müssen auf ihrem Weg Kompetenzen erreichen, die für ihre Bildung notwendig sind. Dazu gehört auch Transitionskompetenz. Transition ist Teil der Entwicklung. Für den Eintritt in das Bildungsleben bedeutet Transition Übergang vom unbewussten ganzheitlichen in geplantes, fächerbezogenes Lernen. Ganzheitliches Lernen beinhaltet Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Sprache, Rhythmus, Musik und noch viel mehr. Dies entspricht der Natur des Menschen vom ersten Tag an. Deshalb ist die Mathematik in der Überschrift in Klammer gesetzt. Transition, Mathematik und der Lehrplan Laut Österreichischem Lehrplan für Volksschulen hat die Schuleingangsphase „besondere Bedeutung“. Schon hier finden sich wesentliche Bezüge zur Mathematik. Das Kind erwirbt in den ersten Schultagen wichtige Orientierungen für sein künftiges Leben und Lernen. Die Begriffe Orientierung, Zeiteinteilung in der Schule und Vertrautmachen mit dem Schulhaus sind wesentliche Merkmale der Mathematik und Teil der „Aneignung der Welt“, eines Be- griffs, den Humboldt für die humanistische Tradition geprägt hat. Es ist darauf zu achten, dass zunächst die dem Kind bekannten und vertrauten Formen des täglichen Lebens von der Schule aufgenommen werden. Die Unterrichtsprinzipien betonen das Zusammenwir- ken vieler oder aller Unterrichtsgegenstände. „Aufgabe der Mathematischen Früherzie- hung ist es, die Kinder in grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen einzu- führen, die ein bewusstes Erfassen der Umwelt ermöglichen und in das begriffliche Vorfeld der Mathematik einmünden“. (vgl . Lehrplan für Volksschulen , Allgemeine Bestimmungen, S.8 ff.) Mathematik - Mittel zum bewussten Erfassen der Umwelt Treppensteigen ohne sich festzuhalten und dabei beide Beine abwechselnd benutzen, der Pferdchensprung, eine Pinzette verwenden, sich alleine an- und ausziehen, eine Schleife binden, durch Tasten Formen erkennen und benennen, Dinge nach ihren Eigenschaften ordnen (Farbe, Form, Größe, …), Geräusche erkennen, Rhythmen klatschen, Körperteile zeigen und benennen, auf einem Seil balancieren, auf Anordnungen hören, … All das hat auf den ersten Blick wohl wenig mit Mathematik zu tun. Und doch sind so- wohl Grob- als auch Feinmotorik Voraussetzung für schulisches Arbeiten. Grundlage jeder Wahrnehmung ist der Tastsinn, er ist die Wurzel jeder Erkenntnis. Man hat etwas „begrif- fen“.
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