Erziehung und Unterricht 2018/3+4

278 Schachinger/Freynschlag/Pöllmann, Transition Kindergarten und Schule Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Belastungen, der Mangel an geeigneten Anregungen und Vorbildern verhindern, dass sich diese wichtigen Verhaltensmuster im Gehirn ausbilden und im Frontalhirn stabiliseren. Sie sind für den Lernprozess wichtig. Positive Emotionen erleichtern das Lernen in allen Berei- chen. Nur über Emotionen können Interesse und Neugierde bei Kindern geweckt werden. Das bedeutet, dass Kinder in der Schuleintrittsphase effektiv im emotionalen und im kognitiven Bereich lernen, wenn ihre Neugierde geweckt wird und sie Freude und Spaß empfinden. Sie kommen dann in ein Stadium der Selbstständigkeit, in dem sie mit eigenen Erfahrun- gen Wissen schöpfen, weil sie mit eigenen Sinnen begreifen (vgl. Spitzer 2002). Genau dort setzt der Gesamtunterricht an. Er verknüpft das Lernen mit positiven Emotionen. Die Aktivierung und Motivierung zum Lernen erfolgt durch die Lehrkraft, indem sie die passenden Rahmenbedingungen schafft. In der Schuleingangsphase sind Kinder interes- siert, wollen Vieles wissen, handeln oft spontan, zeigen Freude am Entdecken auf eigenen Wegen und lassen sich hierbei nicht kategorisieren und fächern. Gesamtunterricht verhindert die Zerstückelung der Lerninhalte zu Gunsten einer Ge- samtschau auf alle Lerninhalte. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Förderung der sozialen Kompetenzen. Die Kinder sollen miteinander und voneinander lernen. Dafür sind soziale Umgangsformen nötig, durch welche die Entwicklung zusätzlich gefördert wird. Jedes Kind hat seine ganz eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Genau hier setzt der Gesamtunterricht an. Er fördert Kinder durch die Individualisierung und Differen- zierung des Unterrichts. Die Fächer werden miteinander vernetzt, sowohl über die Unter- richtsthemen als auch über die verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerin- nen und Schüler. Die Kinder werden dort abgeholt, wo sie gerade stehen. Lernstrategien werden nur durch selbstbestimmtes Lernen erworben. Die Vorteile für die postive Entwicklung des Kindes liegen in einem Unterricht ohne Stress und Druck, mit positiver emotionaler Verstärkung und Förderung der sozialen Kom- petenzen. Denn eines hat uns die Entwicklungsforschung der letzten Jahre deutlich gezeigt: Wenn wir Kindern die Freude am Lernen und Denken erhalten, so lassen wir sie zu selbst- ständigen Persönlichkeiten werden, welche auch in der Lage sind, ihr Umfeld und ihre Mitmenschen kritisch zu hinterfragen. Damit öffnen wir ihnen nicht zuletzt auch den Weg zu humanen Weltanschauungen. Erfolgreiches Lernen führt zu einem gestärkten Selbst- wertgefühl und zur Motivation, Herausforderungen mit Selbstvertrauen anzunehmen. Wer das erste Knopfloch verfehlt, der wird seine Jacke nicht richtig zuknöpfen können Dieses Zitat frei nach Goethe drückt aus, wie wichtig der Anfang einer Entwicklung für den weiteren Prozess ist. Mathematisches Verständnis hat seinen Ursprung schon sehr früh in der Entwicklung. Eine Reihe grundlegender und pränumerischer Leistungen ist notwendig. Aufbauend auf Motorik, Wahrnehmung, räumlicher Orientierungsfähigkeit, Gedächtnis und Orientierung in Raum und Zeit entwickeln sich das Klassifizieren, die Seriation, die Invari- anz der Menge und die Eins-zu-Eins-Zuordnung. Nichts davon darf isoliert gesehen werden, alle Bereiche müssen sich zu einem Ganzen verbinden. Musik kann dazu beitragen, basale Fähigkeiten zu festigen und numerische Fer- tigkeiten anzubahnen.

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