Erziehung und Unterricht 2018/3+4
Benischek/Waltenberger, Pädagogische Diagnostik im Mathematikunterricht 289 Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Isabella Benischek – Jutta Waltenberger Pädagogische Diagnostik in Mathematik Summary: In jeder Klasse lernen Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Vo- raussetzungen (Herkunft, Lern-Biografie, Geschlecht, Begabung, sprachliche Vorausset- zungen, …) gemeinsam. Damit es zu einem Lernzuwachs und zum Erwerb von Kom- petenzen kommt, muss der Unterricht die Lernvoraussetzungen berücksichtigen. Pädago- gische Diagnostik ist somit unumgänglich. Neben den Möglichkeiten der Beobachtung, der Nachfrage bei den Kindern oder der Durchsicht von Produkten gibt es auch bestehende (standardisierte) Verfahren, die für die Lehrpersonen hilfreich sein können. Einleitung In einem kompetenzorientierten Unterricht wird die Notwendigkeit von pädagogischer Di- agnostik herausgestrichen, die diagnostische Kompetenz von Lehrerinnen und Lehrern ist zentral für einen guten Unterricht (vgl. Rittmeyer & Schäfer 2013, S. 11). Die empirische For- schung weist international darauf hin, dass erfolgreiches schulisches Lernen auf der ge- nauen Kenntnis der Lehrpersonen über die Wirkung ihres Unterrichts bezogen auf Lern- leistungen und lernrelevanten Aspekte basiert. Ebenso müssen aber auch die Schülerinnen und Schüler selbst wissen, auf welchem Kompetenzstand sie sind und über welche Bega- bungen sie verfügen (vgl. Meyer & Jansen 2016, S. 19). Exemplarisch werden Diagnose- instrumente für den Mathematikunterricht vorgestellt, die die Unterrichtsarbeit von Lehre- rinnen und Lehrern unterstützen können. Pädagogische Diagnostik im Rahmen von Kompetenzorientierung und Lernen Durch die Verordnung zu den Bildungsstandards wurde der Paradigmenwechsel von der Input- zur Outcome-Orientierung auf eine rechtliche Basis gehoben. Der daraus resultie- rende kompetenzorientierte Unterricht hat das Ziel, alle Schülerinnen und Schüler best- möglich zu fördern und zu fordern. Es soll bei den Lernenden zu einer Verbindung von Fä- higkeiten und Fertigkeiten kommen, Wissen ist mit Können zu verbinden. Es geht um mehr als um reines Verstehen und Rezipieren von Inhalten (vgl. Beer & Benischek 2011, S. 9). Kompetenz zeigt sich darin, „dass bestimmte Situationen (Situationsprototypen) adäquat bewältigt werden können, indem auf entsprechende Ressourcen zurückgegriffen wird“ ( Schubiger 2016, S. 21). In diesem Kontext wird Lernen als ein aktiver und selbstgesteuerter Prozess verstanden. Schülerinnen und Schüler bauen eigene Wissensstrukturen auf, die in Verbindung mit unterschiedlichen Situationen und sozialen Zusammenhängen stehen. Es muss auch die Möglichkeit des Anknüpfens an Vorwissen und Erfahrungen gegeben sein. Den Lehrpersonen kommt die entsprechende Gestaltung der Lernumgebung zu. Lernen kann als Transformation von Wissen in kompetentes Handeln verstanden werden. Das im Unterricht vermittelte Wissen leitet in einem ersten Schritt zum Handeln an, in Übungs- phasen werden praktische und kognitive Fähigkeiten erlangt, in einem begleiteten und
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