Erziehung und Unterricht 2018/3+4

292 Benischek/Waltenberger, Pädagogische Diagnostik im Mathematikunterricht Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 weniger um die Erfassung von Kompetenzen, sondern sie bilden eher Wissenselemente des Primarstufenunterrichts ab und fokussieren beispielsweise auf Rechenfertigkeiten o- der einfache Anwendungen im Sinne von eingekleideten Aufgaben. Ihrem intendierten Einsatz differenzieren diese Tests vorrangig im unteren Leistungsbereich (vgl. Köller & Reiss 2013, S. 27). In Verbindung mit Hinweisen „zur Fehleranalyse […] können diese In- strumente in der Individualdiagnostik sehr gut zur Identifikation von Rechenschwächen bzw. Rechenstörungen bei Schülerinnen und Schülern eingesetzt werden“ ( Köller & Reiss 2013, S. 27). DES – Die Diagnostischen Einschätzskalen zur Beurteilung des Entwicklungsstandes und der Schulfähigkeit Zur Unterstützung von Pädagoginnen/Pädagogen zur Feststellung der Schulfähigkeit – vor allem bei Verdacht auf eine Auffälligkeit – stehen zahlreiche Verfahren zur Verfügung. Ei- nes dieser Diagnoseinstrumente zur Feststellung der Lernausgangslage sind die Diagnosti- schen Einschätzskalen (DES; Screening-Verfahren). Anhand der Skalen kann ein Überblick über Stärken, (Normal-)Leistungen und mögliche Entwicklungsbeeinträchtigungen gewon- nen werden. Es werden folgende Bereiche abgedeckt, die auch für den Mathematikunter- richt von großer Bedeutung sind: Lateralität; Grob- und Feinmotorik; taktil-kinästhetische, vestibuläre, visuelle und auditive Wahrnehmungsverarbeitung; visuelles und auditives Ge- dächtnis, Merkfähigkeit; Sprechen und Sprache; Körperschema; Aufmerksamkeit, Konzen- tration, Ausdauer; Affektivität, emotionale Grundstimmung; Sozialverhalten. Die DES set- zen sich aus einer Handlungsanweisung, einem Aufgabenteil und einem Auswertungs- und Einschätzbogen zusammen. Es werden in einem Zeitraum von drei bis vier Wochen ge- zielte Beobachtungssituationen (in Summe etwa 1,5–2 Stunden) hergestellt, wo vom ge- zeigten Verhalten auf eine zugrundeliegende (beeinträchtigte) Funktion geschlossen wer- den kann (vgl. Barth 2016, S. 5ff). GI-Schuleingangstest Dieser Test wurde im Rahmen des Konzepts “mathe2000” zur Ermittlung der mathemati- schen Vorkenntnisse von Schulanfängerinnen und Schulanfängern entwickelt und basiert auf den Grundideen der Mathematik nach Wittmann und Müller (Arithmetik: Zahlenreihe; Rechnen, Rechengesetze, Rechenvorteile; Zehnersystem; Rechenverfahren; Arithmetische Gesetzmäßigkeiten und Muster; Zahlen in der Umwelt; Geometrie: Geometrische Formen und ihre Konstruktion; Operieren mit Formen; Koordination; Maße; Geometrische Gesetz- mäßigkeiten und Muster; Formen in der Umwelt; übergreifend: Übersetzung in die Zahlen- sprache). Der GI-Test beinhaltet einen Testbogen, Karteikarten und Materialien. Die Aufga- benblätter sind von den Kindern schriftlich zu bearbeiten, die Aufgaben auf den Karteikar- ten werden mündlich besprochen (vgl. Deutscher 2012, S. 3ff). Elementarmathematisches Basisinventar (EMBI) Das Elementarmathematische Basisinterview (EMBI) wurde von Peter-Koop , Wollring , Spindeler & Grüßing auf eine deutsche Version adaptiert. Der EMBI setzt sich aus einem geometrischen Teil („EMBI Größen und Messen, Raum und Form“) und einem arithmeti- schen Teil („EMBI Zahlen und Operationen“) zusammen. Mittels Interviews in Eins-zu-Eins- Situationen (ggf. durch Unterstützung von Hilfsmaterialien) wird der mathematische Lern- stand von Kindern im Alter von fünf bis acht Jahren erhoben. Dieser Test kann auch bereits im letzten Kindergartenjahr eingesetzt werden. „EMBI Größen und Messen, Raum und Form“ beispielsweise besteht aus folgenden Teilbereichen: (1) Sich im Raum orientieren, (2) Geometrische Figuren erkennen, benennen und darstellen, (3) Geometrische Abbildun-

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