Erziehung und Unterricht 2018/3+4

300 Gunesch, Notwendigkeit von mathematischem Fachwissen Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Vorbildfunktion von Lehrpersonen Zurechtfinden in der Welt Eine wichtige Rolle von Lehrpersonen (besonders in der Primarstufe) ist, den Schülerinnen und Schülern ein Vorbild zu sein und ihnen zu helfen, sich in der Welt (auch der Welt außerhalb der Schule) zurechtzufinden, wobei möglichst gute Kenntnisse sicherlich vorteilhaft sind. Inspiration, Neugier wecken, Talente wecken und fördern Eine hypothetische Lehrperson, deren Fachwissen sich nur auf den Schulstoff beschränken würde, könnte auch bei noch so sorgfältiger pädagogisch-didaktischer Ausbildung die Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich nicht besonders motivieren und Neugier wecken, da sie nicht zeigen könnte, was über das Schulwissen hinaus an Wissen existiert. Talen- tierte Schülerinnen und Schüler könnten von einer solchen Lehrperson nicht gefördert werden und würden vermutlich nicht einmal als talentiert erkannt. Aber auch die nicht übermäßig talentierten Schülerinnen und Schüler würden von einer solchen Lehrperson nicht besonders inspiriert. Respekt vor Lehrpersonen, die bestimmte Zahlen kennen Zweierpotenzen sind ein Beispiel für ein einfaches Thema, zu dem Primarschülerinnen und Primarschüler leicht Zugang finden. Der Autor hat bei der Ausbildung von Lehrpersonen festgestellt, dass Lehramtsstudierende nur sehr wenige Zweierpotenzen (manchmal nur bis zur vierten Potenz, d.h. bis zur Zahl 16) auswendig wissen. Gut wäre es aber in der Schule, wenn Schülerinnen und Schüler (welche die Zweierpotenzen natürlich leicht ausrechnen können) die Lehrpersonen in diesem eng umrissenen Gebiet als kompetent wahrnehmen und somit respektieren würden. Die Kenntnis der ersten zehn Zweierpoten- zen (d.h. bis zur Zahl 1024) sollte nach Meinung des Autors als Allgemeinbildung gelten. Zusammenfassung Nach Meinung des Autors ist umfassendes mathematisches Fachwissen unverzichtbar. Dies gilt für Lehrpersonen von Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen. LITERATUR Aigner, M., Ziegler, G. M. (2014): Das BUCH der Beweise, 4. Auflage. Springer Spektrum. Bachinger, A. (2017): 3D-Geometrie und Virtual Reality in der Schule oder „Vom Begreifen zum Begehen“. Erziehung und Unterricht 7-8, 2017 (S. 89-93). Bardelle, C. (2009): Visual proofs: an experiment. In Durand-Guerrier, V., Soury-Lavergne, S. & Arzarello, F. (Eds.), Proceedings of the Sixth Conference of European Research in Mathematics Education , Lyon, S. 251-260. Beutelspacher, A. (1991): „Das ist o.B.d.A. trivial!“. Wiesbaden: Vieweg. Gardner, M. (1970): Mathematical Games – The fantastic combinations of John Conway's new solitaire game „life“. Scientific American. 223: 120-123. Gleick, J. (1987): Chaos: Making a New Science. Viking. Gunesch, R. (2015): Inquiry-based learning in academic teaching compared to traditional teaching: an example. In H. Linneweber-Lammerskitten (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2015 (S. 336-339). Münster: WTM-Verlag.

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