Erziehung und Unterricht 2018/3+4

302 Landsgesell, Entwicklung der mathematischen Fachsprache Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 Elisabeth Landsgesell Entwicklung der mathematischen Fachsprache Summary: Die „Fachsprache“, als ein Teil der Bildungssprache, enthält zusätzlich eine Vielzahl an Fachbegriffen und fachsprachlichen Redewendungen, welche wie eine Fremd- sprache zu lernen sind (vgl. Verboom 2008, S. 97-99). Das Erlernen dieser ma- thematischen „Sprache“ sollte genügend Platz innerhalb eines guten Mathematikunter- richts der Primarstufe finden. Im folgenden Beitrag wird unter anderem durch das Analy- sieren der mathematischen Fachsprache auf eine konkrete Sprachförderung innerhalb des Mathematikunterrichts der Primarstufe näher eingegangen. Einleitung Der Zahlensinn und die Fähigkeit, sich Sprache anzueignen, sind beim Menschen von Ge- burt an gegeben (vgl. Dehaene 1999, S. 267; Dittmann 2010, S. 15). Damit sich beides entwi- ckeln kann, ist es notwendig, dass der Mensch eine Beziehung zu seiner sprechenden und rechnenden Umgebung aufbaut (vgl. von Aster 2013, S. 27). Innerhalb der Primarstufenma- thematik sollte ein Augenmerk auf das richtige Einsetzen einzelner Begriffe gelegt wer- den. Ein sprachsensibler Mathematikunterricht trägt wesentlich dazu bei, dass sich die mathematische Fachsprache bei Kindern bereits von der ersten Schulstufe an gut entwi- ckeln kann. Aber was ist nun das Besondere an einem „sprachsensiblen Mathematikunter- richt“? Welche Faktoren sind ausschlaggebend, um für ein lückenloses Unterrichtsprinzip im Zusammenhang mit einer mathematischen Sprachförderung zu sorgen, vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Anzahl der multilingualen Schulklassen zuneh- men? Die Herausforderung, Schülerinnen und Schüler mit grundlegenden Schwierigkeiten im Bereich der Grammatik, der Syntax, dem Textaufbau und allgemein dem entsprechend notwendigen Wortschatz, im Mathematikunterricht zu betreuen, bringt gerade im Zusam- menhang mit den Kompetenzanforderungen der Bildungsstandards einige Probleme mit sich. Fehlen die entsprechenden sprachlichen Voraussetzungen, können die allgemeinen Kompetenzen, vor allem die des Kommunizierens, sehr schwierig, bis gar nicht erworben werden (vgl. Weis 2013, S. 8). Die Mathematik galt lange Zeit als unabhängig gegenüber kulturellen und sprachlichen Einflüssen. Jedoch ist dieses Bild längst überholt und gegenwärtig wird die Mathematik als „kulturelles Produkt” bezeichnet, welches verschiedene Ausformungen in unterschiedlichen Kulturen erfährt. Seit den 1980er Jahren wird davon ausgegangen, dass Sprache und Kultur einen großen Einfluss auf das Mathematiklernen haben (vgl. Schütte 2009, S. 46) und es dadurch unerlässlich ist, innerhalb des Mathematikunterrichts die Sprachebene als vierte Ebene, neben der Handlungs-, der Bild- und der Symbolebene zu berücksichtigen.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=