Erziehung und Unterricht 2018/3+4

324 Reiter, Neue Pfade zu „alten“ Zielsetzungen? Erziehung und Unterricht • März/April 3-4|2018 sonen von großer Bedeutung. Um eine effiziente Implementierung von Computern im Un- terricht zu sichern, sind nach Krauthausen und Lorenz (2008, S. 162-164) u. a. folgende Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Die bereitgestellten Geräte sollten stabil laufen und die verwendeten Programme müssen aus fachdidaktischer Sicht gehaltvolle Aufga- benstellungen beinhalten. Auch wenn „gute Aufgaben“ in der Fachdidaktik in den letzten Jahren intensiv thematiesiert wurden, finden diese auf digitaler Ebene noch kaum Beach- tung. Eher findet sich eine Fülle von Anwendung nach dem behavioristischen Reiz-Reak- tionslernen auf dem Markt (vgl. Krauthausen 2012, S. 43-45). Der Umgang mit der je- weiligen Software sollte möglichst einfach und kindgerecht erfolgen. Im Sinne einer konti- nuierlichen Weiterführung des Arbeitsprozesses sollte danach getrachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler auch für die Erfüllung etwaiger Hausaufgaben die Möglichkeit erhalten, digitale Medien verwenden zu können. Neben der Absprache mit den Eltern be- züglich verfügbarer Infrastruktur und Erlaubnis, ist es seitens der Lehrpersonen notwendig, solche Softwareprodukte zu verwenden, die auch den Schülerinnen und Schülern im Priva- ten zur Verfügung stehen (vgl. Barzel & von Saint-George 2003, S. 234). Handlungsorientiertes Arbeiten – physisch und/oder virtuell? Generell muss unterschieden werden, ob es sich bei Handlungen um Aktivitäten oder um reinen Aktionismus handelt. Diese Unterscheidung gilt für jeglichen Medieneinsatz im Un- terricht – insbesondere wegen des hohen Aufforderungscharakters für den Einsatz digita- ler Anwendungen. Ziel eines handlungsorientierten Unterrichts ist es, dass die Schülerin- nen und Schüler die real durchgeführten Aktivitäten verinnerlichen und mentale Operatio- nen aufbauen. Im Bereich der Grundschule liegt nach wie vor der Einsatz von „hands-on“- Medien im Vordergrund. Stellt man den Schülerinnen und Schülern digitale Medien zur Verfügung, sollte ein konkretes Handeln als Vorstufe eingeplant werden. Nach Ladel (2009, zit. nach Krauthausen 2012, S. 227) ist es irrelevant, welche Handlungsobjekte vorliegen, da sie lediglich Unterstützung zur Durchführung der Handlung darstellen und jederzeit ausge- tauscht werden können. Es existieren derzeit noch keine Untersuchungsergebnisse, die ei- ne Aussage hinsichtlich des Verhältnisses zwischen real-enaktiven und virtuell-enaktiven Handeln zulassen (vgl. Krauthausen 2012, S. 226f). Samara/Clements (2006, zit. nach Kraut- hausen 2014, S. 22) erläutern, dass sich bei digitalen Arbeitsmitteln manche Vorgänge, wie beispielsweise die grafische Darstellung der Zehnerunterschreitung, besser darstellen las- sen. In diesem Fall wird die vorhandene Zehnerstange tatsächlich in zehn Einerwürfel ent- bündelt wodurch kein Tauschvorgang wie bei der enaktiven Arbeit mit Mehrsystemblöcken erfolgt. Diese Form der Darstellung entspricht eher jenem mentalen Modell, welches die Lernenden verinnerlichen sollen, als jenes des real-enaktiven Handelns. Kompetenzerwerb im Rahmen computerunterstützter Lernumgebungen Nach Woolfolk (2008, S. 723) hängt die Effizienz bezüglich des Wissenserwerbs von der Schaffung günstiger Lehr- und Lernbedingungen ab. Dabei müssen geeignete Formen der Informationsdarbietung im Hinblick auf die unterschiedlichen Sinnesmodalitäten berück- sichtigt werden (vgl. Schnotz 2001, S. 294-296). Aus Forschungsergebnissen können die Be- deutung der Codierung der Lerninhalte, die Aufbereitung und Gliederung der Texte sowie die Möglichkeiten der individuellen Steuerung des Ablaufes hinsichtlich der Lernwirksam- keit abgeleitet werden. Mayer (1997) konnte nachweisen, dass eine besondere Steigerung dann gegeben ist, wenn statische oder dynamische visuelle Reize gekoppelt mit akusti- schen Reizen erfolgen, weil dabei die Verarbeitung der Informationen in Subsystemen er- folgt, wodurch die visuelle Wahrnehmung entlastet wird (vgl. Kürschner & Schnotz 2007, S. 51f; Blömeke 2003, S. 62; Schnotz 2001, S. 301-303; Brünken, Steinbacher & Leutner 2000,

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