Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]
313 Das Fundament Totalitäre Ideologien drohen von links und rechts Auseinandersetzungen und Gegensätze in Politik und Literatur Umstürze in Europa, wirtschaftliche Not, Arbeitslosig keit, Weltwirtschaftskrise und das Aufkommen totalitä rer politischer Ideologien wie Kommunismus und Natio nalsozialismus kennzeichnen die Zeit. Diesen Themen kann sich auch die Literatur nicht entziehen. Je nach Weltanschauung der Autoren und Autorinnen fällt die Stellungnahme der Literatur jedoch völlig unterschied lich aus. Sie kämpft gegen die totalitären Ideologien oder verteidigt sie. Sie ruft dazu auf, das rationale Den ken und die Humanität nicht aufzugeben, oder propa giert im Gegensatz dazu pseudowissenschaftliche Be griffe wie Rasse, Blut und Boden. Irrationalismus und Verführung kontra Vernunft und Denken Die heraufkommende Ideologie des Nationalsozialis mus stützte sich auf die Verachtung von Vernunft und rationalem Denken. Intellekt und kritischer Verstand wurden als „dekadent“ und „zersetzend“ angesehen, ab strakte Kunst als „entartet“ etikettiert. Vom Irrationalen her, von „Blut und Boden“, von der „gesunden“ Rasse‚ sollte politische und gesellschaftliche Erneuerung kom men. Diese Verachtung der Vernunft hinderte das NS-Regime allerdings nicht, Verstand und Denken zu instrumentalisieren, um Krieg und Völkermord bis ins Detail rational zu planen und auszuführen. Der Natio nalsozialismus griff zurück auf „nordische“, germani sche und mittelalterliche Traditionen und auf Nietz sches „Übermenschen“, verdrehte und missbrauchte sie. Die Strömungen, die den Nationalsozialismus be kämpften oder zumindest ablehnten, versuchten der auf Emotionen, Massenhysterie und Todeskult aufge bauten NS-Ideologie vernünftiges Denken entgegenzu stellen und die Tradition der Aufklärung fortzusetzen. Während der Nationalsozialismus die Geschichte als schicksalhaften „Kampf ums Überleben“ auffasste, den die „stärkere“ Rasse gewinnen würde, appellierte die Gegnerschaft an Toleranz und Vernunft. Zwei große Dichter auf entgegengesetzten Seiten: Thomas Mann und Gottfried Benn Zwei Autoren sollen Ihnen die elementare geistige Auseinandersetzung der Zeit vermitteln, Thomas Mann als Repräsentant der Vernunft und Aufklärung und Gottfried Benn als Vertreter des Irrationalismus. Mann formulierte in seinem Aufruf „Deutsche Anspra che. Ein Appell an die Vernunft“ (1930) eine der ersten literarischen Auseinandersetzungen mit der NS-Ideo logie. Gottfried Benn kann sicher nicht als national sozialistischer Autor gelten. Doch er begrüßte in sei ner – expressionistischen – Hoffnung auf einen „neuen Menschen“ zunächst die NS-Ideologie. Bald wandte er sich von den Nationalsozialisten ab, veröffentlichte nichts mehr und erhielt Schreibverbot. Dennoch haben ohne Zweifel auch Autoren wie Benn als Vor- und Mit läufer der NS-Ideologie den Weg bereitet. Mitte der 20er-Jahre haben sich das Pathos des Expressionismus, der Glaube an den „neuen Menschen“ und der kabarettistische Schwung des Dadaismus verbraucht; Nüchternheit und Distanzie- rung kennzeichnen die Literatur. 1933 Mit dem Beginn der NS-Diktatur setzt eine große literarische Zäsur ein; eine Reihe der bedeu- tendsten Autoren und Autorinnen wird ins Exil oder in die innere Emigration gezwungen. 1945 Neubeginn der Literatur nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, der Massentötungen und der Atombombenabwürfe. Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen fassung Literatur übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eige tum d s Verlags öbv
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