Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

340 Literatur zwischen 1925 und 1945 Thomas Mann fühlte sich durch solche Stellungnah­ men provoziert. Er tat die in Deutschland gebliebenen Autoren als „Ofenhocker“ ab und antwortete heftig: „Es mag Aberglaube sein, aber in meinen Augen sind Bücher, die von 1933 bis 1945 in Deutschland überhaupt gedruckt werden konnten, weniger als wertlos und nicht gut, in die Hand zu nehmen. Ein Geruch von Blut und Schande haftet ihnen an. Sie sollten alle einge- stampft werden.“ ■■ Informieren Sie sich über die Exilliteratur anhand von Jürgen Serkes Buch „Die verbrannten Dichter“ (2003) und – spezifisch für Österreich – im „Lexikon der Exilliteratur“ von Sieglinde Bolbecher und Konstantin Kaiser (2005). Präsentieren Sie einen Autor/eine Autorin Ihrer Wahl. ■■ Die Autoren Hans Sarkowicz und Alf Mentzer analysieren in ihrem Buch „Schriftsteller im Nationalsozia­ lismus“ (2011) das Schaffen von über 100 deutschen Autoren/Autorinnen, die in Hitler-Deutschland geblieben waren, von überzeugten NS-Schreibern über die „inneren Emigranten“ bis zu mutigen Widerständlern und Widerständlerinnen wie Richarda Huch. Stellen Sie einen Autor/eine Autorin Ihrer Wahl vor! Aufgabe Grenzenlos Von der Antike bis heute – verbrannte und verbotene Bücher, verfolgte und verbannte Autorinnen und Autoren Immer wieder brennen die Bücher Das Ausmaß der Vernichtung von Büchern unter der NS-Diktatur lässt sich nicht relativieren. Autorenver­ bannungen und Bücherverbrennungen finden aller­ dings von der Antike bis heute statt. Sie finden hier einige Schlaglichter dazu aus der Antike und dem 21. Jahrhundert. Die erste bekannte Verbrennung 213 v. Chr. Der chinesische Kaiser Shi Huang Ti lässt die Bücher aller philosophischen Richtungen verbrennen, die sei­ ner Reichseinigung kritisch gegenüberstehen. Die erste Verbrennung mit genauem „Vernichtungs- wert“ Beeindruckt durch Wunder des Apostels Paulus brach­ ten, wie die „Apostelgeschichte“ berichtet, „Heiden“ ihre Bücher zur Verbrennung, dem Anschein nach frei­ willig: „Viele aber, die Zauberei getrieben hatten, brach- ten ihre Bücher zusammen und verbrannten sie öffent- lich und berechneten, was sie wert waren, und kamen auf fünfzigtausend Silbergroschen.“ Die erste bekannte Verbrennung literarischer Konkurrenz innerhalb der deutschen Literatur Am 2. Juli 1773 feiern Studenten der Universität Göttin­ gen den 43. Geburtstag ihres literarischen Idols Fried­ rich Gottlieb Klopstock: „Eine lange Tafel war gedeckt, oben stand ein Lehnstuhl, mit Rosen bestreut, auf ihm Klopstocks Sämtliche Werke. Unter dem Stuhl lag Wielands [Roman] Idris. Wir lasen aus Klopstocks Schrif- ten vor; die Fidibus [Pfeifenanzünder] waren aus Wielands Schriften gemacht. Einer trug Wielands Erzäh- lungen herbei. Verbrannt! Rief es umher; und sogleich loderte die Flamme auf. Hiernach tranken wir Rhein- wein. [...] Dann aßen wir, tranken Punsch und zuletzt verbrannten wir Wielands Idris und Bildnis.“ Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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