Literaturräume, Schulbuch [Prüfauflage]

422 Gegenwartsliteratur – mit Österreichschwerpunkt 15 „Kraftvoll zugebissen“ Barbara Aschenwald: „Leichten Herzens“ (2010) Der Appell, durchzuschauen und zu durchschauen Aus kleinen Erzählungen, Kommentaren und Aphoris­ men in betont einfacher Sprache setzt sich der Band „Leichten Herzens“ zusammen. Gemeinsam ist allen diesen Texten der Appell, die Manipulationen, denen die Menschen ausgesetzt sind, zu durchschauen und den derzeitigen Zustand der Welt nicht reaktionslos hinzunehmen. Es sind, wie ein Rezensent meint, Texte, die „kraftvoll zubeißen“ . Wie kann man auch in der Zeit der Krise den Leuten etwas verkaufen?, fragen die Unternehmen, weil wir müssen die Krise überstehen und unsere Angestellten bezahlen. Es kommen die Unternehmensberater, sie sagen, wir wissen, wie das geht. Die Sachen, die wir verkaufen wollen, dürfen nicht nur Sachen sein. Sie müssen ein Gefühl sein. Und Ihre Mitarbeiter müssen dem Kunden suggerieren: „Wir haben dich lieb.“ Das Mein von Meinung bleibt nicht da. Als sie einmal am Weg heim war, kam ein Fuchs über die Straße und war tot, weil sie drübergefahren war. Sie blieb stehen, stieg aus dem Auto aus und ging zu dem Fuchs, der Fuchs tat ihr leid und sie nahm ihn und begrub ihn neben der Straße und legte einen flachen Stein darauf und oben eine Ähre, die sie aus dem Grasstreifen hinter dem Zaun abgerissen hatte, und gab dem Fuchs einen schönen Namen. Dann stieg sie ins Auto und fuhr heim. Die Bilder auf den Plakatwänden, aus dem Fernse- hen, aus den Zeitungen, in den Köpfen, die machen unsere Welt. Und unser Leben. Was wir sehen, ist unser Leben. Und wenn wir nur fernsehen, ist das unser Leben. Dann wundern wir uns, dass wir sterben können. Ein Mann ruft bei einem Unternehmen an und fragt, wo denn sein Geld bleibe. Sie hätten ihn doch benachrichtigt, dass er den ersten Preis gewonnen habe. Die Sekretärin am Telefon muss lachen. Man hat mir aber einen Brief geschickt, der war unter- schrieben von jemandem, der Notar ist. Die Sekretä- rin am Telefon lacht noch lauter. Entschuldigen Sie, sagt sie. Der Mann fragt, was ist denn los? Ja, man kann sich zu essen kaufen. Ja, man kann sich Pflanzen kaufen. Boden, Grund, Gras, ein Grab. Ja, man kann sich Tiere kaufen. Ja, man kann Menschen kaufen. Bestimmen Sie die den Textabschnitten gemeinsame Thematik. 16 „Der tut nichts mehr. Ich habe ihn unschädlich gemacht.“ Olga Flor: „Kollateralschaden“ (2008) 16:30 bis 17:29 – vom Einkauf zum Blutbad Knapp ein Dutzend Menschen agieren in Olga Flors „Kollateralschaden“. Minute für Minute zeichnet der Roman deren Gedanken, Ängste, Urteile, Vorurteile auf. Kristallisationspunkt des Geschehens ist ein Su­ permarkt, der zum Schlachtfeld wird. Ab 17:18 Uhr voll­ zieht sich dort ein blutiger Showdown. Die Hauptbe­ teiligten: Mo, Luise H.-W., Erich Wackernagel und Horst. Mo, 16:41 Eigentlich heißt er Morgan und ist das Produkt eines Hard-Rock-Festivals in Bärnbach Anfang der Neunziger. […] Man stand auf solchen Veranstaltun- gen knöcheltief in einemMatsch aus Bier, Zigaretten, Essensresten und zertretenen Pappbechern, was anderes war nicht zugelassen […], und seine Mutter hatte ihr Interesse für die arabische Welt in Gestalt 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Aufgabe 2 4 6 Überblick Fundament Leseraum Maturaraum Zusammen­ fassung Literatur­ übersicht Grenzenlos Fokus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=