global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

138 Fallbeispiel Hochwasser – eine unberechenbare Gefahr Kompetenzorientierte Lernziele unterschiedliche Folgen von Naturereignissen aufgrund des sozialen und ökonomischen Gefüges beurteilen die Auswirkungen von Hochwasserereignissen beurteilen „Land unter“ und „Aqua alta“. Ausdrücke für Hochwasser gibt es einige. Wirklich gefährlich klingen sie nicht. Einige Länder haben schließlich gelernt mit der ständigen Bedrohung zu leben. Venedig steht auf 118 Inseln und Millionen von Holzpfählen. Wer so nah am Wasser baut, rechnet natürlich mit mehr oder minder schweren Überflutungen. Die Niederlande liegen zu 40% unter dem Meeresspiegel. Auch hier haben Menschen seit vielen Jahrhunderten das Auskommen mit dem Wasser gefunden. Die Niederländer haben Dämme gebaut, die die Wassermassen abhalten. Die Anzahl dramatischer Überschwemmungsereignisse nimmt weltweit zu. Der Klimawandel zwingt uns zum immer weiteren Ausbau der Schutzmaßnahmen. Donauhochwasser 2013 Eine Verkettung unglücklicher Umstände führte zum Donauhochwasser 2013: Schon im sehr nassen Frühjahr wurden durch ein großes Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa die Flüsse mit mehr Wasser gespeist, als sie führen konnten. Dann kam Ende Mai ein weiteres Tiefdruckgebiet, welches zu starken und anhaltenden Regenfällen im Nordstaugebiet der Alpen führte (Deutschland, Tschechien, Österreich, Schweiz). Da die durchnässten Böden die Wassermassen nicht mehr halten konnten, flossen sie direkt in die Flüsse ab, wodurch die Pegel rasant stiegen. Donau, Elbe, Weser, Main und Rhein traten über die Ufer und lösten Überschwemmungen aus (M1). In Passau wurde der höchste Pegelstand seit 500 Jahren gemessen. Ursachen Besonders in den Monsunregionen sind Hochwasserereignisse leichter voraussagbar. In den betroffenen Monaten treten in Indien, Bangladesch oder Nepal Flüsse regelmäßig über die Ufer, wobei sie Weide- und Ackerland verwüsten, wodurch Millionen von Menschen betroffen sein können. Trotz der Regelmäßigkeit der Monsunregen ist hier keine ausreichende Resilienz aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Landnutzungsflächen gegeben. Unerwartete Ereignisse haben aber meist noch schlimmere Folgen. Als 1887 die Dämme des Huang Ho in China brachen, starben dort 900 000 Menschen. Neben Starkregenereignissen und technischem Versagen können aber auch Stürme Überschwemmungen verursachen. Wenn Hurrikans oder Taifune große Mengen Meerwasser gegen das Land schieben, werden dadurch Flussmündungen blockiert. Dadurch staut sich Flusswasser im Hinterland, wodurch Pegelanstiege und Deichbrüche folgen können. Auch die Kombination von Ereignissen kann verheerend werden. Tritt beispielsweise ein Starkregenereignis während der Schneeschmelze im Frühling auf, wird es sehr schwierig für die Flüsse die Wassermassen abzutransportieren. Hochwasser durch Menschenhand Hochwasserereignisse verursachen oft großen wirtschaftlichen Schaden und menschliches Leid. Doch können sie auch zu wirtschaftlicher Prosperität (Wohlstand) führen. Antike Hochkulturen wie die Ägypter profitierten von regelmäßigen Hochwasserereignissen, die die Flussufer mit fruchtbarem Schlamm überzogen haben. Besonders in den Entwicklungs- und Schwellenländern führt das starke Bevölkerungswachstum heute allerdings zur Besiedelung dieser Zonen, wodurch Hochwasserereignisse zu Hochwasserkatastrophen werden. Aber auch die Zerstörung natürlicher Auen, die als Pufferzonen dienen, und die Regulierung und Begradigung von Flussläufen erhöhen das Risiko von Schäden an Menschen und Gütern. Am Beispiel des Rheins wird das besonders deutlich. Durch Begradigungen wurde der Oberrhein (M4) seit der Mitte des 19. Jahrhunderts um 82 km und der Niederrhein um 23 km verkürzt. Dadurch steigen Gefälle und Fließgeschwindigkeit und Hochwasserwellen setzen sich schneller fort. Eine weitere anthropogene (vom Menschen gemachte) Ursache von Hochwässern ist die Rodung und Bebauung von Wäldern, Wiesen und Äckern. Dadurch verlieren diese natürlichen Wasserspeicher ihre Speicherfähigkeit, wodurch das Wasser bei Starkregenereignissen ungehindert in die Flüsse abfließen kann. Auch schwere Landmaschinen vermindern die Speicherfähigkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen, da durch das hohe Gewicht der Maschinen der Boden verdichtet wird. Mehr Hochwässer durch die Klimaerwärmung? Durch vermehrte Starkregenereignisse und das Abschmelzen von Gletschern können die Flusswasserstände steigen. Da beide Faktoren mit der Klimaerwärmung zusammenhängen, könnten künftig vermehrt Hochwasserereignisse auftreten. Besonders viele Menschen werden zum Beispiel durch das Abschmelzen des Himalaya-Eises betroffen. Zehn der größten asiatischen Flüsse (ua Ganges, Indus, M1 Donauhochwasser 9. 6. 2013, Deggendorf, Deutschland Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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