global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

81 Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren 1 Erklären Sie den Begriff Binnenmigration. 2 Vergleichen Sie die Zahl der Binnenmigrantinnen und -migranten in China mit der Zahl der internationalen Migrantinnen und Migranten. 3 Analysieren Sie die Bedeutung der Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter für Chinas Wirtschaft. 4 Nutzen Sie alle Materialien dieser Doppelseite und gestalten Sie einen Bericht für Ihre Schülerzeitung. { { { } Von den verheirateten Arbeiterinnen und Arbeitern zieht oft nur ein Partner in die wirtschaftsstarken Regionen, oft verlassen aber auch beide Eheleute ihren ursprünglichen Wohnort. Nahezu allen Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeitern gemeinsam ist, dass sie einen Teil ihres Einkommens nach Hause schicken. Diese Gelder sind die Haupteinnahmequelle für bäuerliche Dörfer. Die Höhe der Unterstützungen variiert jedoch sehr stark. So senden unverheiratete Frauen bis zu 80% ihres Einkommens nach Hause, junge Männer hingegen schicken meist deutlich weniger. Arbeits- und soziale Bedingungen Fast 80% der Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter sind mehr als acht Stunden pro Tag beschäftigt, die meisten von ihnen sechs Tage pro Woche. Lediglich 65% besitzen einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter erhalten am neuen Wohnort keine offizielle Haushaltsregisterierung (Hukou), das bedeutet, dass sie keine Kranken- oder Pensionsversicherung haben und auch ihre Kinder nur schwer in den örtlichen Schulen anmelden können. 300 200 250 150 100 50 Mio 0 88,88 153,35 2010 99,25 163,36 2012 102,84 166,1 2013 105,74 168,21 2014 108,63 168,84 2015 Außerhalb der Heimatprovinz Innerhalb der Heimatprovinz 2016 2017 2018 2019 116,52 115,70 114,67 112,37 169,34 171,85 172,66 174,25 M4 Anzahl der Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in China von 2010 bis 2019 (in Millionen) Kinder leiden unter der Entwurzelung Die Kinder von Wanderarbeitern leiden besonders unter der Entwurzelung. Entweder müssen sie ihre Eltern in fremde Städte begleiten, wo sie nur schwer einen Schulplatz und angemessene Betreuung finden; nicht selten sind sie den Tag über bei ihren arbeitenden Müttern, etwa an Verkaufsständen. Oder die Kleinen bleiben in den Heimatdörfern zurück, wo sich die Großeltern um sie kümmern. Vater und Mutter sehen sie nur ein- oder zweimal im Jahr zu den nationalen Ferien. (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/ chinas-wanderarbeiter-verdienen-ueberdurchschnittlichmerkel-zu-besuch-13031067.html; Christian Geinitz, 7. 7. 2014, abgerufen am 15. 9. 2016) M5 Situation der Kinder Zhangs Fünfjahresplan Rund 70 Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum Pekings liegt die Ortschaft Xianghe: Breite Straßen, graue Hochhäuser. Alles neu – und doch schon schmuddelig. In der Wohnanlage Lu Di – übersetzt Grünes Land – lebt Zhang Fayong. Er sieht aus wie ein Student, trägt aber mit 24 Jahren bereits schwer an der Last der Verantwortung. „Ich habe im Alter von 22 geheiratet. Bei uns heiratet man früh. Seit sechs Monaten haben wir ein Kind. Ein Mädchen. Sie ist in meinem Heimatort. Meine Eltern kümmern sich um sie. Sie heißt Zhang Panxi“, erzählt Zhang. Er vermisst seine Tochter, aber sie nach Peking zu holen, können er und seine Frau sich nicht leisten. Zhang kommt aus der 1 000 Kilometer entfernten ostchinesischen Provinz Anhui und hat keinen Pekinger Hukou, also keine dauerhafte Wohnberechtigung für die Hauptstadt. Anspruch auf die gleichen Sozialleistungen wie die Pekinger hat er nicht. Wie Millionen Wanderarbeiterkinder wächst die kleine Panxi daher bei den Großeltern auf dem Dorf auf. Zhang schlägt sich seit fünf Jahren mit Gelegenheitsjobs in Peking durch, arbeitet jetzt als angelernter Fotograf. Der finanzielle Druck ist im abgelaufenen Jahr deutlich gewachsen. „Finanziell ist es sehr schwierig. Ich muss jetzt sparen für mein Kind. Ich verdiene 800 Euro im Monat, meine Frau etwas weniger.“ „Wir zahlen unseren Kredit für die Wohnung ab, monatlich 160 Euro. Ich schicke 130 Euro zu meinen Eltern. Es bleibt wenig übrig. Meine Frau macht sich ständig Sorgen. Denn wenn wir jetzt nichts sparen, können wir später die Ausbildung unserer Tochter nicht zahlen. Das Kind wächst ja so schnell. Es ist sehr schwierig.“, so Zhang. Auch auf 2015 freut sich Zhang. Vor allem auf das chinesische Neujahrsfest im Februar. Dann nämlich fahren er und seine Frau nach Anhui zur kleinen Tochter. Fünf Tage als Familie. Die kostbarste Woche des Jahres. (https://www.tagesschau.de/ausland/pekingwanderarbeiter-101.html; Ruth Kirchner, 31. 12. 2014, abgerufen am 15. 9. 2016) M6 Reportage über einen chinesischen Wanderarbeiter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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