global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

110 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele Deflation definieren und untersuchen Quantitative Easing erklären und dessen Funktionsweise erläutern Die Europäische Zentralbank vor neuen Herausforderungen „Deflation“ – ein eher seltenes Ereignis? Sinkende Preise und Investitionen der Unternehmen, Banken, die weniger Geld an die Bürgerinnen und Bürger verleihen. In der Eurozone läuten die Alarmglocken. Die Angst, dass sich Europa auf dem Weg in die Deflation befindet, steigt. Das Diagramm M1 lässt eindeutig erkennen, dass die Inflationsraten in Österreich seit dem Jahre 2011 rückläufig sind. Aber auch in fast allen anderen EU-Staaten ist die Inflation praktisch zum Stillstand gekommen, wie aus der Grafik M3 ersichtlich wird. Worum genau handelt es sich aber nun beim „Phänomen Deflation“, das Politikerinnen und Politiker und Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler gleichermaßen in Sorge versetzt? Wenn in einer Volkswirtschaft das Gesamtniveau der Preise längerfristig sinkt, die Inflationsraten also negativ sind, spricht man von Deflation. Sie stellt somit das Gegenstück zur Inflation dar. In einer solchen Situation steigt die Kaufkraft, das Geld wird also mehr wert. Das Grundproblem der Deflation ist, vereinfacht gesagt, dass aus unterschiedlichen Beweggründen zu wenig konsumiert wird. Durch den Nachfragerückgang sinken die Güterpreise. In Erwartung fallender Preise schieben die Konsumentinnen und Konsumenten ihre Konsumentscheidungen und in weiterer Folge die Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Investitionsentscheidungen auf. Durch die sinkenden Ausgaben ist nun weniger Geld im Umlauf und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nimmt ab. Damit sinkt die Geldmenge im Vergleich zur Gütermenge – Geld wird verhältnismäßig mehr wert und es kommt zur Deflation. 8,0 7,0 6,0 5,0 9,0 4,0 3,0 2,0 1,0 % 0 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 4,7 6,4 7,6 9,5 8,4 7,3 5,5 3,6 3,7 6,4 6,8 5,4 3,3 5,6 3,2 1,4 2,0 1,7 2,5 3,3 3,3 4,1 3,6 3,0 2,2 1,9 1,3 0,9 0,6 2,3 2,7 1,8 1,3 2,1 2,3 1,5 2,2 3,2 0,5 1,9 3,3 2,4 2,0 1,0 0,9 17 19 0,9 2,12,0 1,5 M1 Jährliche Preissteigerungen in Österreich 1971 bis 2019 M2 Wirtschaft im Ungleichgewicht – Deflation -2,9 -2,3 -1,3 -1,1 -0,9 -0,7 -0,6 -0,5 -0,5 -0,4 -0,2 -0,2 -0,2 -0,1 0,2 0,3 0,3 0,4 0,4 0,6 0,7 1,0 1,2 1,4 1,4 2,5 3,5 3,7 4,0 Portugal Irland Zypern Rumänien Niederlande Italien Estland Tschechien Belgien Deutschland Polen Schweden Österreich Slowenien Frankreich Slowakei Kroatien Dänemark Euroraum Litauen Luxemburg Malta Finnland Griechenland Spanien Bulgarien EU %5 4 3 2 1 -4 -3 -2 -1 0 Ungarn Lettland M3 Inflationsraten in den EU-Mitgliedstaaten im August 2020 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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