95 Wettbewerbspolitik und Regionalpolitik bewerten Warum anderswo weniger in der Tonne landet 20 Prozent aller Lebensmittel in der EU werden weggeworfen. Die Mitgliedsländer verfolgen unterschiedliche Ansätze, um dieser Verschwendung zu begegnen – ein Vergleich. Dänemark ist europäischer Spitzenreiter im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung: Innerhalb von fünf Jahren konnte das Land seine Essensabfälle um 25 Prozent senken. Der Grund hierfür ist allerdings kein Gesetz oder eine staatliche Initiative. Der Erfolg geht vor allem auf eine Einzelperson zurück: Selina Juul. Die 39-Jährige hat ihr Leben dem Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln gewidmet. (…) Frankreich hat Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung Frankreich hat ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung. (…) Seit dem 11. Februar 2016 müssen französische Supermärkte ab 400 Quadratmetern Größe nicht verkaufte Lebensmittel an ehrenamtliche Organisationen spenden. Die Strafen sind allerdings relativ milde. Hält sich ein Supermarkt nicht daran, muss er maximal 3750 Euro Strafe bezahlen. Tschechien verhängt hohe Strafen Tschechien greift da härter durch. Auch hier sind Supermärkte verpflichtet, unverkaufte Lebensmittel an Wohltätigkeitsorganisationen weiterzugeben. Verstößt ein Supermarkt gegen das Gesetz, sollen dort allerdings bis zu 390 000 Euro fällig werden. Auch in Italien gibt es ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung. Anders als Frankreich oder Tschechien will Italien aber keine Strafen verhängen. Hier gibt es stattdessen Anreize wie Steuererleichterungen, die Unternehmen dazu bewegen sollen, Lebensmittel nicht wegzuwerfen. In Restaurants gibt es Kampagnen mit dem Ziel, die Gäste zu ermutigen, nicht gegessenes Essen aus Restaurants mitzunehmen. Eigentlich ist das in Italien verpönt. Deutsche Regierung setzt auf Freiwilligkeit Die deutsche Regierung hat sich das Ziel gesetzt, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren, hat dafür aber keine konkreten Maßnahmen, geschweige denn ein Gesetz geplant. (…) Passendere Portionsgrößen in Restaurants und Kantinen sollen dabei helfen, dass weniger Nahrungsmittel im Müll landen. Vor allem Jugendliche und junge Familien sollen mit Informationen über das Internet stärker sensibilisiert werden. Strafen wie in anderen europäischen Ländern sind hier aber nicht geplant. (https://www.tagesschau.de/inland/containern- lebensmittel-verschwendung-101.html , 5. 6. 2019, abgerufen am 22.4.2020, gekürzt und leicht abgeändert) M2 Verschwendung von Lebensmitteln Lebensmittelverschwendung in der EU Schätzungen zufolge werden in der EU pro Jahr 88 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Dies entspricht umgerechnet einer Menge von 173 Kilogramm pro Person. Welche Sektoren tragen am meisten zur Lebensmittelverschwendung bei? Und was können Sie als Verbraucher tun? In der Landwirtschaft, bei der Lebensmittelverarbeitung, in Geschäften, Restaurants und Zuhause – Lebensmittel gehen entlang der gesamten Versorgungs- und Verbrauchskette verloren oder werden verschwendet. Schätzungen zufolge sind im Durchschnitt die Haushalte mit 53 Prozent und die verarbeitende Industrie mit 19 Prozent die Hauptverursacher der Lebensmittelverschwendung in der EU. Was die Konsumenten anbelangt, müssen die Bürger besser über Lebensmittelverschwendung und ihre Ursachen informiert werden. Eine Eurobarometer-Umfrage zeigt, dass die Bedeutung der Haltbarkeitsangaben bei Lebensmitteln nur unzureichend verstanden wird. Diese Unklarheit trägt auch zur Lebensmittelverschwendung bei. Sechs von zehn Europäern geben aber an, stets das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verbrauchsdatum zu prüfen. Die Lebensmittelverschwendung bedeutet zugleich die Verschwendung von wertvollen und oft knappen Ressourcen wie Wasser, Boden, Arbeitszeit oder Energie. Es ergeben sich erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt: Die Lebensmittelverschwendung trägt mit einer weltweiten CO2-Bilanz, die etwa 8 Prozent der gesamten vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen entspricht (laut Angaben der FAO), zum Klimawandel bei. Für jedes produzierte Kilo Lebensmittel werden 4,5 Kilogramm CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, ist nicht nur im Hinblick auf Wirtschaft und Umwelt eine notwendige Aufgabe, sondern auch eine moralische Pflicht: Nach Angaben der FAO leiden weltweit 793 Millionen Menschen an Unterernährung. Laut Eurostat konnten sich im Jahr 2014 circa 55 Millionen Menschen der EU28 (dh 9,6 Prozent) jeden zweiten Tag keine nahrhafte Mahlzeit leisten. (https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/ society/20170505STO73528/lebensmittelverschwendung-inder-eu-infografik, 12. 5. 2017, abgerufen am 22. 4. 2020, gekürzt und leicht geändert) M3 Lebensmittel für die Tonne 1 Recherchieren Sie im Internet verschiedene EU-Gütesiegel. Welche Qualitätsmerkmale garantieren diese? 2 Beurteilen Sie mit Hilfe von M3 den unterschiedlichen Umgang mit nicht verkauften Lebensmitteln in verschiedenen EU-Ländern. 3 Nehmen Sie Stellung zur globalen Lebensmittelüberproduktion und -verschwendung und erarbeiten Sie Maßnahmen zu deren Reduktion. 4 Beurteilen Sie die Bedeutung der europäischen Agrarpolitik für die Regionalentwicklung. " } } } Arbeitsheft S. 45 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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