96 Fallbeispiel Kompetenzorientierte Lernziele Methoden landwirtschaftlicher Produktion kritisch hinterfragen das persönliche Konsumverhalten von Lebensmitteln reflektieren Zwei Möglichkeiten der Landwirtschaft Industrielle Viehhaltung in Dänemark – Fleisch als billiges Massenprodukt Noch vor wenigen Jahrzehnten konnten es sich nur wenige Menschen leisten, täglich Fleisch zu essen. Dieses Lebensmittel war teuer und daher etwas Besonderes, das viele Menschen nur einmal wöchentlich oder zu besonderen Anlässen aßen. Heute ist Fleisch für beinahe alle Menschen in Europa zugänglich, da die Preise stark gesunken sind. 85 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher etwa essen beinahe täglich Fleisch und Wurstwaren. Allein der Verbrauch von Schweinefleisch hat sich seit 1950 fast verdreifacht. Möglich wurde das durch die industrielle Fleischproduktion, bei der Schweine, Rinder und Hühner in Massen gezüchtet werden. Durch die hohen Stückzahlen und eine immer stärker automatisierte Produktion, um Arbeitskräfte und die damit verbundenen Kosten einzusparen, konnte der Preis immer stärker sinken. Durch die geringen Gewinne pro Stückzahl rentiert sich jedoch nur die Massenproduktion, sodass Großbetriebe die kleinbäuerlichen Betriebe immer stärker verdrängt haben. Dänemark exportiert mehr als zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Produkte in über 100 Länder der Welt. Dänemark gehört zu den größten industriellen Fleischproduzenten in Europa. Pro Einwohner werden nirgendwo so viele Schweine geschlachtet wie in Dänemark. Die Tiere in Massentierhaltung leben auf engstem Raum in hoher Zahl in geschlossenen Ställen auf harten Betonböden. Sie können so nicht ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen und sind zudem einer mangelhaften Stallhygiene ausgesetzt, was wiederum ihr Immunsystem schwächt. Zur Senkung des Infektionsrisikos werden den Schweinen routinemäßig und zur Behandlung von Erkrankungen massenweise Antibiotika verabreicht. Zudem werden in vielen Betrieben gentechnisch veränderte Futtermittel verwendet, da diese im Vergleich zu den natürlichen kostengünstiger sind. Um die Ernteerträge auf den Feldern zu steigern, werden außerdem Pestizide in großer Menge eingesetzt, die wiederum die Qualität des Getreides stark beeinträchtigen. Slowenien – Spezialitäten und Qualität Die Landwirtschaft in Slowenien steht im Gegensatz zur Massentierhaltung in Großbetrieben in Ländern wie Dänemark, den Niederlanden und Deutschland. Es gibt vor allem familiäre Kleinbetriebe mit einer durchschnittlichen landwirtschaftlichen Nutzfläche von 5,6 Hektar pro Hof. Nur 6 % der Flächen in Slowenien werden von Großgrundbesitzerinnen und -besitzern und landwirtschaftlichen Gesellschaften bewirtschaftet. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der ökologisch bebauten Flächen (über 29 000 ha) bei fast 20 % liegt und damit weit über dem Durchschnitt der EU. Durch die geringe Anzahl an Großunternehmen ist die Produktivität der Landwirtschaft geringer als in vielen anderen EUStaaten, weshalb die Preise der qualitativ hochwertigen Produkte deutlich höher sind. Im Gegensatz zu den günstigen Massenprodukten aus Exportländern wie Dänemark setzt die slowenische Landwirtschaft daher auf regionale Spezialitäten. Vor allem der slowenische Wein ist für seine hohe Qualität bekannt. Während in Dänemark massenweise für den Export produziert wird, produziert die slowenische Landwirtschaft vor allem für den Eigenverbrauch. Slowenien hat einen Selbstversorgungsgrad von 80 Prozent. Die Bevölkerung bevorzugt Produkte, die im eigenen Land hergestellt wurde. Dafür hat sich der Begriff „domestic before foreign“ durchgesetzt. Exportiert werden vor allem Fleisch, Milch und Milchprodukte sowie Getränke. Hauptabnehmer ist Italien. Insgesamt hat Slowenien aber eine negative Handelsbilanz, das heißt, die Importe übersteigen die Exporte. M1 Schweine in Massentierhaltung M2 Weinbau in Jeruzalem (Slowenien) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MTA2NTcyMQ==