Treffpunkt Deutsch 3 - Deutsch Sprachlehre, Schulbuch

Tauscht euch in der Klasse aus: Wart ihr schon einmal im Theater? Was habt ihr gesehen? Wie hat es euch gefallen? Bereitet den Dramentextauszug in Zweier- oder Dreiergruppen (zwei Figuren + ggf. eine Regisseurin/einen Regisseur) zum Vorlesen vor. Tragt eure Version der Klasse vor. Felix Mitterer: Kein Platz für Idioten Der alte Plattl-Hans („ALTER“) kommt zum Hof der Möllinger-Bäuerin, um dort bei der Arbeit auszuhelfen. In der Stube trifft er den geistig behinderten Sohn der Möllingers, der unter dem Tisch kauert. Bald darauf erscheint auch die Bäuerin: MÖLLINGER-BÄUERIN: Es ist so an Haufen Arbeit! A echte Plag! Manchmal dersteh i’s auf d’Nacht nimmer, vor lauter müd. […] Alles tuat ma weh. Jeden oanzelnen Knochen spür i. – Des is a Leben! Wenn man wenigstens Kinder ghabt hätten. I moan, außer dem Nixnutz da. Der Junge hebt den Kopf, schaut in Richtung Bäuerin. MÖLLINGER-BÄUERIN: Dann hätt ma wenigstens a Hilf. A Arbeitskraft. Un koan unnützen Fresser. Aber so … Es ist scho a Unglück! So a Missgeburt hamma müaßen in d’Welt setzen! Der Junge senkt den Kopf, wird verkrampfter. MÖLLINGER-BÄUERIN: Meiner Lebtag wer i mi schamen! Der Alte ist unruhig, weil er den Jungen unter dem Tisch weiß. ALTER: Aber deswegen darf ma des nit dem Buam vergelten. Des is a nit richtig! MÖLLINGER-BÄUERIN: (leise) I hass ihn! I sag dir’s, i hass ihn! Der Junge beginnt zu zittern, hält sich mit der rechten Hand das Ohr zu, die linke hält er vor den Mund. MÖLLINGER-BÄUERIN: I woaß, dass es Sünd is, aber i hass ihn trotzdem! ALTER: So darf ma nit reden, Bäuerin! […] Der Junge stößt einen unterdrückten, schluchzenden Schrei aus, die Möllinger-Bäuerin schaut überrascht den Alten, blickt dann unter den Tisch. MÖLLINGER-BÄUERIN: Ja, was tuast denn du da? Ha? Schau, dass d’außa kommst! (Stößt mit dem Fuß nach ihm.) […] ALTER: Na, so geht des nit, Bäuerin! So geht des wirklich nit! So darf ma a Kind nit behandeln! MÖLLINGER-BÄUERIN: Kind? Des is doch koa Kind nit! A Strafe Gottes is des, aber koa Kind! ALTER: Bäuerin! […] Nach einer Weile geht der Junge langsam und verkrampft auf den Alten zu, bleibt dicht vor ihm stehen, fasst ihn mit der rechten Hand am linken Arm und mit der linken Hand an der rechten Rockseite, klammert sich krampfartig fest und bricht dann mit einem dumpfen Laut in die Knie. MÖLLINGER-BÄUERIN: So, jetzt is es wieder amal so weit! (Sie geht zum Jungen hin.) ALTER: Was hat er denn? […] MÖLLINGER-BÄUERIN: So an komischen Anfall hat er wieder! (Sie versucht, die Finger der rechten Hand des Jungen zu lösen, es gelingt ihr nicht.) Siehst, total steif is er! De Finger bringst net weg! Da müaßast sie abbrechen! (Schreit den Jungen an:) Lass aus! Auslassen sollst! Hörst nit? Auslassen! (Zum Alten:) Siehst, nutzt nix! […] (Sie schlägt dem Jungen auf den Kopf.) Magst nit auslassen, ha? Du!! […] ALTER: (hebt den rechten Arm und streichelt dem Jungen über den Kopf) Was is denn? Was is denn, ha, Mandl? Was hast denn? Ha? Armer Bua! C 1 C 2 Kopiert den Text und fügt Lesehinweise (vgl. S. 161) ein. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Begegnung mit dem Glück – einen Dramentextauszug untersuchen 152 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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