Begegnung zwischen Liebenden – Gedichte untersuchen und vortragen Lies das Gedicht laut. Beachte dabei die Aussprachehinweise. Dû bist mîn, ich bin dîn: des solt du gewis sîn. dû bist beslozzen in mînem herzen: verloren ist daz slüzzelîn: dû muost immer drinne sîn. (unbekannter Verfasser) Übertragt das Gedicht ins Gegenwartsdeutsche. Fragt in Zweifelsfällen eure Lehrperson. Untersucht die Unterschiede zwischen dem heutigen Deutsch (Neuhochdeutsch) und dem Deutsch im Originaltext (Mittelhochdeutsch). Besprecht eure Ergebnisse in der Klasse. In dem Gedicht „Dû bist mîn“ spielt die Metapher des Eingeschlossenseins ein besondere Rolle. Erkläre dieses Bild und seine Teile. Sammelt weitere Metaphern, die euch schon – egal ob in der Alltagssprache oder in Gedichten oder Liedern – begegnet sind. Beschreibt mündlich, inwieweit die beiden folgenden Sprachverwendungen im Gedicht auffällig sind, und bezieht sie auf den Inhalt. a Dû bist mîn, ich bin dîn b Dû bist mîn // …// dû bist beslozzen 1 Aussprachehinweise: • alle Vokale werden kurz gesprochen, wenn sie keinen Zirkumflex („^“) haben • „ch“ wird immer wie im Wort „ach“ gesprochen • „zz“ wird wie „ss“ gesprochen, ebenso „z“ in „daz“ 2 4 6 B 2 B 3 Das Mittelhochdeutsche (= MHD) ist eine Sprachform des Deutschen, die zwischen etwa 1050 und etwa 1350 im oberdeutschen (hochdeutschen) Sprachraum, also auch in Österreich, als Kultursprache verwendet wurde. Das Bestimmungswort „Mittel-“ bezieht sich dagegen auf die Zeit. Das MHD steht zwischen dem Althochdeutschen und Frühneuhochdeutschen, dem dann unser heutiges Neuhochdeutsch folgt. Das MHD ist auch deshalb so wichtig, weil in der Zeit um 1200 Deutsch immer häufiger auch geschrieben wurde. Wir haben aus dieser Zeit viele Schriftdokumente und wissen deshalb viel über diese Sprachstufe. Merke 4 Metapher (vom griech. Wort für „übertragen“) nennt man ein sprachliches Bild, das man sich wie einen verkürzten Vergleich vorstellen kann, z. B. Feuer der Liebe (d. h. die Liebe ist leidenschaftlich, wie ein Feuer heiß ist). Metaphern benutzen wir ständig, ohne dass es in der Alltagssprache auffällig ist, z. B. Stuhlbein (etwas wie ein Bein) oder Datenfluss (Daten werden so viel und schnell übermittelt wie fließendes Wasser). Dichterische Sprache erschafft dagegen oft neue und besonders anschauliche Metaphern. Merke B 5 B 6 154 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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