Sachtexte von Dichtungen unterscheiden 17 Lies den Text und unterstreiche Stellen, in denen du etwas über die Eigenschaften des Ritters Hugolin erfährst. Benedikt Mancini Die Abenteuer des Ritters Hugolin von Bärenfels 3 Heute wollte Hugolin nicht daran denken, dass jemals Feinde seine Burg erobern könnten. Burg Bärenfels war doch sein festes Erbe. Er erhob sich in seinem Bett und schnupperte an der Luft, die morgendlich-kühl vom Fenster hereinwehte und nach Wald, Harz und Moos roch, auch ein wenig nach Wildschwein, Bienenhonig und Eule. Allein am Geruch konnte man schon die Tageszeit erkennen, denn im Laufe des Tages roch es stärker nach Harz und weniger nach Moos. Der Ritter liebte es, solchen Sinneseindrücken zu folgen und dabei die Gedanken schweifen zu lassen. […] Da riss ein durchdringender Schrei Hugolin aus seiner Versonnenheit. „Zu den Waffen!“, dachte er sofort, sprang auf und griff nach seinem Schwert, das neben dem Bett an der Wand lehnte, eilte die Turmtreppe hinab und sprang auf seinen Hengst Zentaurus, der ihn durch das Burgtor in den Wald trug. Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht: Im Wald lauerte Gefahr. So schnell galoppierend, wie es nur ging, hörte Hugolin lauter werdende Hilfeschreie, und auf der nächsten Lichtung entdeckte er das Schreckliche: Eine Bande grimmiger Räuber hatte eine Bauersfrau mit ihren Kindern überfallen. Die Angegriffenen wehrten sich mit Stöcken und Spießen, aber sie hatten keine Chance gegen die Übermacht. „Feige Halunken!“, brüllte der Ritter und stürmte in scharfem Galopp auf die Übeltäter zu. Mit Schwert und Pferdehufen richtete er unter den Gaunern eine solche Unordnung an, dass sie in große Verwirrung gerieten. Geschickt nutzte Hugolin diesen Moment. Einem ersten verpasste er einen Hieb mit dem Schwertknauf, sodass der Schurke bewusstlos zu Boden stürzte. Der nächste wurde von Zentaurus‘ Hufen aus dem Sattel gehoben und landete rücklings auf einer Wurzel. [...] Der dritte Räuber versuchte, Hugolins Pferd mit einem Dolch zu verletzen. Da schnappte der Ritter seinen Arm und warf den Gegner ebenfalls zu Boden, wo er von einem der Bauernsöhne, die sich nun in den Kampf einschalteten, festgehalten wurde. Schließlich ergaben sich die Missetäter, fünf an der Zahl, und wurden von Hugolin in einen Schweinestall eingesperrt. […] Die Frau und ihre Kinder lösten sich langsam aus ihrer Erstarrung und dankten dem tapferen Ritter. „In diesem Wald sorgen Ritter für Gerechtigkeit“, sprach einer der Söhne feierlich. Seine Mutter unterbrach ihn: „Erkennst du den Ritter von Bärenfels? Er hat uns Land für den Ackerbau verliehen. Unsere Familie lebt auch in friedlichen Zeiten von seiner Güte.“ Hugolin war so viel Ritterehre unangenehm, wusste er doch, dass es viele gefährliche, räuberische Strauchritter diesseits und jenseits des Rheins gab. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Ein Ritter musste viele Tugenden aufweisen. Die wichtigsten waren Gottesdienst (Ehrfurcht vor Gott), Herrendienst (Gehorsam gegenüber dem Lehensherrn, besonders durch Kriegsdienste) und Frauendienst („Minne“, vor allem vergeistigte Verehrung einer frouwe, wie im Mittelalter eine adelige Dame bezeichnet wurde). Merke Neben Gottes-, Herren- und Frauendienst musste ein idealer Ritter noch weitere Tugenden (meist werden zwischen sieben und zehn genannt) aufweisen. Recherchiere, welche das waren, und vergleiche deine Ergebnisse mit den Eigenschaften der Ritter Hartmann von Aue und Hugolin. Mache Notizen in deinem Heft. N 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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