20 Diskutiert in der Klasse, was euch selbst am Mittelalter fasziniert und welche Themen euch daran interessieren (z. B. Burgen, heldenhafte Taten, Kleidung, …). Lest den Artikel. Benennt Gründe, warum das Mittelalter die Menschen heute immer noch fasziniert. Findet anschließend für jedes der Themen unten eigene Beispiele, wo sich das Mittelalter auch heute noch wiederfindet. Notiert diese im Heft. Architektur Unterhaltung (Film, Spiele, …) Literatur und Theater Veranstaltungen Faszination Mittelalter: Vergangen, aber nicht vergessen Ritter, Burgfräulein und edle Heldentaten – oder doch grausame Schlachten, Hexenverfolgung und dreckige Straßen voller Pest-Toten? Welches dieser Mittelalterbilder ist denn nun wahr? Und warum fasziniert uns diese Epoche so sehr? 4 C N B 5 Jedes Jahr finden in Deutschland weit über eintausend Mittelalterveranstaltungen statt. Viele Serien und Filme mit Mittelalterbezügen sind Erfolgshits. Die Serie Vikings: Valhalla beispielsweise war in der zweiten Woche nach Serienstart der meistgesehene Titel auf Netflix. Die Fantasy-Serie Game of Thrones wurde in über 200 Ländern ausgestrahlt und mittelalterliche Helden wie Robin Hood und King Arthur sind allbekannt. In zahlreichen Spielen kann man in mittelalterliche Welten eintauchen. Das Fantasy-Rollenspiel Dungeons & Dragons beispielsweise hat seit 1974 schätzungsweise 50 Millionen Spielerinnen und Spieler erreicht. Dieses weit verbreitete Interesse am Mittelalter begann in Deutschland in den 1970er- und 1980er-Jahren stark zu wachsen. Ab Ende der 1970er-Jahre begann, inspiriert durch die Folk- und Liedermacherbewegung, die Inszenierung des Mittelalters auf den heute sogenannten Mittelaltermärkten – die sich ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Finsteres oder romantisches Mittelalter – was ist denn nun wahr? Der Epochenbegriff „Mittelalter“ und auch die Vorstellung des „finsteren Mittelalters“ stammen hauptsächlich aus der Renaissance (etwa 1420 bis 1600), als die antikenbegeisterten Humanisten sich selbst als Wiederentdecker der Kultur und Vernunft im Gegensatz zu einer vermeintlich düsteren Epoche darstellten. In der Zeit der Aufklärung (etwa 1720 bis 1800) verfestigte sich dieses negative Bild des Mittelalters, das bis heute verankert ist. Tatsächlich war das Mittelalter keineswegs nur finster. Es wurden die Grundlagen für Bank und Börse, städtische Kommunen und Universitäten geschaffen. Von uns täglich genutzte Gegenstände wie die Brille, die Uhr und das gedruckte Buch wurden erfunden. Missstände wie das Grassieren von Seuchen oder die Hexenverfolgung werden oft fälschlicherweise allein in die Epoche des Mittelalters abgeschoben. Dass im Mittelalter viele schreckliche Krankheiten grassierten, ist wahr: Das wohl bekannteste und gravierendste Beispiel ist der Pestausbruch von 1347 bis 1353, der etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung (rund 20 Millionen Menschen) tötete. Gravierende Seuchen und Krankheiten gab es aber nicht nur im Mittelalter. So zum Beispiel die Londoner Pest (1665 bis 1666), die etwa Hunderttausend Todesopfer forderte, etwa ein Fünftel der damaligen Londoner Bevölkerung. Die Hexenprozesse erlebten ihren Höhepunkt von 1570 bis 1590, und damit streng genommen schon nach dem Mittelalter. Das Mittelalter war also nicht viel düsterer als die Epochen davor und danach. Romantisch war das Mittelalter aber auch nicht. Die geschönte Vorstellung des Mittelalters geht zurück auf die Romantik (etwa 1795 bis 1840), die von Kriegen, politischer Zerrissenheit und tiefgreifendem Wandel geprägt 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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