Treffpunkt Deutsch 3 - Deutsch Sprachlehre, Leseheft

36 Gruselgeschichten – Spannung erzeugen Vampire Ein Vampir (veraltet auch Vampyr) ist im Volksglauben und in der Mythologie eine blutsaugende Nachtgestalt. Dabei handelt es sich meist um einen wiederbelebten menschlichen Leichnam, der sich von menschlichem oder tierischem Blut ernährt und – je nach Kultur und Mythos – mit verschiedenen übernatürlichen Kräften ausgestattet ist. Die Entstehung eines modernen Mythos Man ist sich heute weitgehend darüber einig, dass die Vorstellung von Menschen, die in ihrem Körper wieder zum Leben erwachen und den Lebenden Schaden zufügen, in Südosteuropa entstanden sind. Archäologische Funde liefern Beweise dafür, dass Leichen mit Pfählen und Steinen daran gehindert werden sollten, zu Wiedergängern zu werden. Die Sagen um diese „Untoten“ kennen verschiedene Ausprägungen; der Typus „Vampir“, der sich von Blut ernährt, beginnt sich in der Romantik mit ihrer Vorliebe für das Unheimliche und Unergründbare zu entwickeln. Maria Theresia sandte ihren Leibarzt Gerard van Swieten (1700–1772) in verschiedene Länder der Monarchie, um dortiges Auftreten des Vampirismus zu klären. Er selbst bezeichnete den Vampirmythos als „Barbarei der Unwissenheit“ und kämpfte mit allen Mitteln dagegen. So führte er den ungewöhnlichen Zustand der Leichen, die zum Teil aus dem Mund tretendes Blut, füllige Leiber oder rosige Haut aufwiesen, auf natürliche Ursachen zurück: auf Gärungsprozesse sowie Luftmangel, der die Verwesung verhinderte. Andere Mediziner stützten seine Theorie oder identifizierten andere Ursachen für das vermehrte Sterben in den Dörfern, zum Beispiel Seuchen. Somit zählte van Swieten wohl zu den wichtigsten Kämpfern gegen den Aberglauben des „einfachen“ Volkes. Aufgrund seines Berichtes erließ Maria Theresia einen Erlass, der alle traditionellen Abwehrmaßnahmen gegen Vampire wie das Pfählen, Köpfen und Verbrennen verbot. Van Swieten war eine Vorlage für Bram Stokers Romanfigur des Vampirjägers Van Helsing in seinem berühmten Roman Dracula. Nach einigen literarischen Frühformen im frühen 19. und zum Teil schon 18. Jahrhundert gelang Abraham „Bram“ Stoker 1897 mit der Zusammenführung verschiedener Überlieferungsstränge und der Einbringung eigener Ideen ein weltweiter und nachhaltiger Erfolg, den er allerdings nicht mehr erlebte. Seitdem erfreut sich das Thema ungebrochener Beliebtheit und wurde in zahlreichen Erzählungen, Romanen, Filmen und Opern aufgegriffen. 2 4 6 8 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Lies die Sachtexte zum Thema Vampire und vergleiche die Informationen, die du erhältst, mit deinen Überlegungen von Seite 35. 1 Lies den Auszug aus Dracula, einer der ersten und berühmtesten Vampirgeschichten, und fasse in deinem Heft zusammen, welche körperlichen Eigenschaften Dracula hat. Bram Stoker Dracula (Ausschnitt) Ende des 19. Jahrhunderts reist der Londoner Kanzleiangestellte Jonathan Harker nach Transsilvanien in Siebenbürgen. Graf Dracula, der dort einsam in einem Schloss haust, hat ihn bestellt, um mit ihm über den Ankauf eines Grundstücks in London zu verhandeln. Harker wundert sich, dass der Schöngeist1 nur nachts zu sprechen ist. Schaudernd stellt er fest, dass Dracula tagsüber in einem Sarg ruht, Sonnenstrahlen meidet und in einem Rasierspiegel nicht zu sehen ist. Bevor Harker ein ernsthaftes Leid geschieht, flieht er aus dem Schloss des Grafen Dracula und reist überstürzt zurück. N 2 2 4 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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