querdenken 2, Schulbuch

144 Menschenrechte Sklaverei vom Mittelalter bis heute Sklaverei im Mittelalter Zwischen dem 8. und 10. Jh. erlebte die Sklaverei einen Aufschwung. Normannen, Wikinger und andere kriegerische Völker verschleppten bei ihren Kriegs- und Raubzügen Menschen, um sie als Sklavinnen und Sklaven ins Byzantinische Reich zu verkaufen. Im Mittelmeerraum wurden Sklavinnen und Sklaven auf großen Märkten (z. B. in Venedig oder Genua) verkauft. An dem Menschenhandel verdienten die Händlerinnen und Händler sehr gut. Im Spätmittelalter ging der Sklavenhandel langsam zurück. Sklaverei war nicht nur auf Europa und den Nahen Osten beschränkt. Auch in Afrika gab es Sklaverei. Afrikanische Sklavinnen und Sklaven lebten aber unter anderen Bedingungen. Sie konnten eigenen Besitz haben und durften Familien gründen. Später wurden versklavte Menschen aus Afrika in den Mittelmeerraum oder Nahen Osten verkauft. Wer die langen Märsche in den Sklavenkarawanen überlebte, musste härteste Arbeiten übernehmen. Sklaverei in der Neuzeit Einen neuen Höhepunkt erlebte die Sklaverei ab dem 15. Jh. mit der Eroberung Amerikas durch die Europäer. Zunächst wurde die einheimische (indigene) Bevölkerung von den spanischen Kolonisten zur harten Arbeit in den Bergwerken eingesetzt. Viele Einheimische starben auch an aus Europa eingeschleppten Krankheiten. Deshalb griffen die Kolonialherren auf Arbeitskräfte aus Afrika zurück. Händler tauschten afrikanische Sklavinnen und Sklaven gegen Waren aus Europa. Die Sklavinnen und Sklaven wurden nach Amerika und in die Karibik verschleppt, wo sie auf Plantagen arbeiten mussten. Die Schiffe nahmen die Produkte der Plantagen (Baumwolle, Kaffee, Kakao etc.) mit nach Europa und verkauften sie dort als Luxusgüter. Einen solchen Kreislauf nennt man Dreieckshandel. 80 Prozent aller Menschen (ca. 12 Millionen), die zwischen 1500 und 1800 den Atlantik überquerten, waren versklavte Afrikanerinnen und Afrikaner. ››Der Begriff „Sklave“ ist vom lateinischen Wort „sclavus“, „Slawe“, abgeleitet. PPKarawanen: große Reisegesellschaften, die bis ins 20. Jh. in Teilen Asiens und Afrikas unterwegs waren Bartolomé de las Casas (1484–1566), Gemälde, Öl auf Leinwand, 17. Jh. ››Die Lebenserwartung von Sklavinnen und Sklaven hing stark vom Einsatzgebiet ab. In der Karibik bzw. Brasilien war sie aufgrund des Klimas und der harten Arbeit sehr niedrig. Wer auf Zuckerrohrplantagen arbeitete, überlebte dies durchschnittlich nur sechs Jahre. ››Der spanische Priester Bartolomé de las Casas setzte sich gegen die Misshandlung und Ermordung amerikanischer Ureinwohnerinnen und Ureinwohner ein, die Erfolge blieben allerdings bescheiden. O S. 150, Ü2 A4 • Gestalte eine einfache Skizze, die den Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika darstellt. (AW) Die Ausbeutung dieser Menschen spielte für die Weltwirtschaft eine große Rolle. Die meisten Sklavinnen und Sklaven bewirtschafteten Plantagen, sie wurden aber auch als Seeleute, Handwerker und Hauspersonal eingesetzt. Die Arbeit auf Zuckerrohrplantagen war besonders hart, wie Thomas Tryon berichtet: Es herrscht ein unablässiger Lärm und immerwährende Hitze. […] Die Bediensteten (oder Sklaven) stehen Tag und Nacht in großen Siedehäusern, wo sechs oder sieben riesige Kupferkessel ständig am Kochen gehalten werden […] während andere im Versuch, die Öfen in Gang zu halten, gleichsam bei lebendigem Leib geröstet werden; ein Teil der Leute ist dauernd damit beschäftigt, die Mühle mit neuem Zuckerrohr zu füttern, Tag und Nacht […] Thomas Tryon, engl. Handelsmann und Kulturkritiker, 1700 M7 A5 • Gib den Inhalt des Quellentextes mit eigenen Worten wieder. • Nenne Gründe für die niedrige Lebenserwartung der Sklavinnen und Sklaven. • Nimm zur Behandlung der versklavten Menschen kritisch Stellung. (PUK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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