Alles Geschichte! 7, Schulbuch

109 Die Entstehung des Kalten Krieges USA und Sowjetunion kooperierten zwar im Zweiten Weltkrieg, verfolgten jedoch unterschiedliche Ziele. Unter dem Eindruck des deutschen Überfalls im Zweiten Weltkrieg (s. S. 83) wollte Stalin das Land zukünftig vor potenziellen Bedrohungen schützen. Zudem musste die angeschlagene Wirtschaft gestärkt und die Vormachtstellung der Sowjetunion behauptet werden. Im Osten Europas wurde zu diesem Zweck ein Gürtel von Satellitenstaaten gegründet. Diese waren formal eigenständig, standen jedoch unter dem Einfluss der UdSSR. Freie Wahlen wurden verzögert oder verhindert. Auf Druck der UdSSR erhielten diese Staaten kommunistische Regierungen, die wirtschaftlich, politisch und militärisch mit der Regierung in Moskau kooperierten bzw. unter deren Einfluss standen (Politik der „Sowjetisierung“). US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill waren bereits während des Krieges bestrebt, für die westlichen Staaten Europas das Selbstbestimmungsrecht der Völker bei der Wahl ihrer Regierungen und deren staatliche Souveränität durchzusetzen. Containment und Marshallplan In den USA wuchs die Furcht vor der Ausbreitung des Kommunismus, als die UdSSR 1945 Druck auf die Türkei ausübte und im Bürgerkrieg in Griechenland (1946–1949) die Kommunisten unterstützte. Präsident Harry S. Truman reagierte 1947 mit der nach ihm benannten Truman-Doktrin und der Containment-Politik (= Eindämmungspolitik). Der Kommunismus als politisches System sollte durch den Zusammenhalt des Westens unter Führung der USA in seine Schranken verwiesen werden. Auszug aus der Rede von US-Präsident Truman vor dem Kongress zum neuen außenpolitischen Leitbild (12.3.1947) Eines der vornehmsten Ziele der Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist die Schaffung von Verhältnissen, unter denen wir und andere Nationen in der Lage sind, ein Leben frei von Zwang zu führen. Dies war der Grundgedanke im Krieg mit Deutschland und Japan. Unser Sieg wurde über Länder errungen, die darauf ausgingen [= versuchten], anderen Nationen ihren Willen und ihre Lebensweise aufzuzwingen. […] Im gegenwärtigen Augenblick der Weltgeschichte muß fast jede Nation zwischen zwei verschiedenen Lebensarten wählen. Zu oft ist die Wahl keine freie. Die eine Art zu leben […] zeichnet sich durch freie Institutionen, repräsentative Regierungen, freie Wahlen, Garantien der persönlichen Freiheit, Freiheit der Rede und der Religion und Freiheit von politischer Unterdrückung aus. Die zweite Lebensart […] stützt sich auf Terror und Unterdrückung, kontrollierte Presse und Rundfunk, von vornherein bestimmte Wahlen und auf die Unterdrückung der persönlichen Freiheit. Ich bin der Ansicht, daß wir den freien Völkern beistehen müssen […]. Ich glaube, daß unser Beistand in erster Linie in Form von wirtschaftlicher und finanzieller Hilfe gewährt werden sollte, eine Hilfe, die wesentlich ist für die wirtschaftliche Stabilität und ordnungsgemäße politische Entwicklung. M2: Aus: Archiv der Gegenwart, 1947, S. 1038 ff. Das ERP (European Recovery Program), das nach seinem Mitinitiator, dem US-Außenminister George Marshall, auch Marshallplan genannt wurde, sollte die europäischen Länder beim Wiederaufbau unterstützen und die Wirtschaft stärken. Die USA erhielten dadurch neue Absatzmärkte in Europa und banden die Staaten auch politisch näher an sich. Kooperationswillige Staaten, die dem Kommunismus entsagten, erhielten ab 1948 finanzielle Hilfe aus den USA in Milliardenhöhe. M3: United States Information Service: Braunkohlenbergbau im Lavanttal. ERP-Tafel (Marshall-Plan) für den Ausbau der Wolkersdorfer Anlage. Fotografie, 1951. Reaktion der Sowjetunion – Kominform In der Sowjetunion sah man sich durch die als expansiv empfundene amerikanische Politik bedroht. In weiterer Folge untersagte man den osteuropäischen Ländern die Beteiligung am Marshallplan. Als Reaktion auf die Truman-Doktrin entwarf Stalins Parteigänger Andrej Schdanow die Zwei-Lager-Theorie. Diese beschrieb er 1947 im Zuge der Gründung des Kominform, eines Bündnisses mehrerer kommunistischer Parteien aus ost- und westeuropäischen Staaten. Das Ziel war der gemeinsame Kampf aller kommunistischen Parteien – auch außerhalb der Sowjetunion – gegen den fortschreitenden Einfluss der USA im Westen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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