110 Auszug aus der Rede Andrei A. Shdanows auf der Gründungskonferenz der Kominform (30.9.1947) Zwei entgegengesetzte Kurse der Politik nahmen [nach dem Krieg] Gestalt an: Auf der einen Seite strebte die Politik der UdSSR und der demokratischen Länder nach der Überwindung des Imperialismus und der Konsolidierung der Demokratie. Auf der anderen Seite strebte die Politik der Vereinigten Staaten und Großbritanniens nach der Stärkung des Imperialismus und der Abwürgung der Demokratie. […] So sind zwei Lager entstanden: das imperialistische, antidemokratische Lager […] und das antiimperialistische, demokratische Lager […]. Daher müssen die kommunistischen Parteien den Widerstand gegen die Pläne der imperialistischen Aggression und Expansion in jeder Hinsicht leiten, sei es nun auf der staatlichen, der politischen, der wirtschaftlichen oder der ideologischen Linie. M4: Aus: Krause/Reif (Hg.): Die Welt seit 1945, 1980, 460–462. NATO und Warschauer Pakt 1949 wurde von den USA, Kanada und zehn europäischen Staaten die NATO (North Atlantic Treaty Organisation, dt. Nordatlantikpakt) gegründet. Das wichtigste Ziel der NATO war es, die Sowjetunion davon abzuhalten, gegen westliche Staaten Krieg zu führen. Im Fall eines Angriffs verpflichteten sich die NATO-Mitgliedstaaten zur gegenseitigen militärischen Hilfe. Als 1955 auch die Bundesrepublik Deutschland (BRD) der NATO beitrat, wurde unter Führung der Sowjetunion als Gegenbündnis der Warschauer Pakt gegründet. Ihm gehörten die Volksdemokratien Albanien, Bulgarien, DDR, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei und Ungarn an. Blockfreie Staaten Es gab auch neutrale oder blockfreie Staaten, wie z. B. Schweden, die Schweiz und Österreich, die keinem Militärbündnis beitraten, sich aber politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich am Westen orientierten. Ein Bündnis außerhalb des Blocksystems bildete die „Bewegung der Blockfreien Staaten“, der etwa 100 Länder angehörten. Großteils waren es ehemalige Kolonien, die nicht erneut in Abhängigkeit geraten wollten. Eine bedeutende Rolle spielte auch Jugoslawien. Sie traten vor allem für faire internationale Handelsbeziehungen und für ein (atomares) Abrüsten ein. Außenpolitisch zeigten viele eine Nähe zur Sowjetunion, was bei UNO-Abstimmungen deutlich wurde. Das „Gleichgewicht des Schreckens“ USA und Sowjetunion rüsteten ihre Armeen auf, indem sie enorme Geldmittel in die Entwicklung und Produktion von Waffen steckten. Es kam zu einem regelrechten Rüstungswettlauf. Neben konventionellen Waffen (Panzer, Raketen, Flugzeuge) spielten Atomwaffen eine wichtige Rolle. Die hohe Zahl an Atomraketen auf beiden Seiten schuf das permanente Bedrohungsszenario der gegenseitigen nuklearen Vernichtung. Das sollte beide Supermächte davon abhalten, eine direkte Konfrontation und damit einen Atomkrieg zu riskieren. M5: Unbekannt: Atombombentests „Operation Crossroads“, Bikini Atoll, Pazifik. Fotografie, 1946. US-Militärs wollten herausfinden, wie eine Flotte einen atomaren Angriff übersteht. Mehr als 200 ausgemusterte Schiffe (darunter auch Kriegsbeute aus Japan und Deutschland) wurden dafür ins Bikini Atoll gebracht. Auch Medienvertreter waren geladen, um das Spektakel zu filmen. Stellvertreterkriege Sowohl die USA als auch die UdSSR mischten sich in Krisenherde und Bürgerkriege in Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika ein, um den eigenen Machtbereich zu festigen und den Einfluss des anderen zurückzudrängen. Zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung kam es dabei aber nie. Stellvertreterkrieg Bei einem Stellvertreterkrieg instrumentalisieren die involvierten Großmächte einen in einem Drittstaat bestehenden Konflikt für ihre eigenen Zwecke und schüren diesen teils gezielt bis zu einer militärischen Eskalation. Die Drittstaaten werden von den Großmächten entweder direkt (durch Entsendung von Truppen) oder indirekt (durch finanzielle Hilfe, Lieferung von Militärgerät, militärische Beratung) unterstützt. Wichtige Stellvertreterkriege waren z. B. der Korea-Krieg, der Vietnamkrieg (s. S. 134) und der sowjetische Einmarsch in Afghanistan 1979 (s. S. 119). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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