112 Nach dem Zweiten Weltkrieg war das deutsche Staatsgebiet in vier Besatzungszonen geteilt. Auch die Hauptstadt Berlin wurde zwischen den Siegermächten aufgeteilt. Zunächst verfolgten die Siegermächte noch den Plan, ein vereintes Deutschland zu gründen. Doch schon bald wurden die Differenzen zwischen Ost- und Westmächten immer größer (s. S. 108). Die Sowjetunion wollte ihr kommunistisches Weltbild Richtung Westen verbreiten und strukturierte die von ihr besetzten Gebiete entsprechend um: Grundbesitz und Unternehmen wurden enteignet, die Produktion wurde fortan staatlich geregelt. Im Mai 1949 beschlossen die westlichen Siegermächte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Diese umfasste auch Westberlin, dort hatten jedoch die Westalliierten die letzte Entscheidungsgewalt. Die Sowjetunion reagierte mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 17. Oktober 1949. Josef Stalin spricht in einem Telegramm seine Glückwünsche zur Staatsgründung aus (13.10.1949) Die Bildung der friedliebenden Deutschen Demokratischen Republik ist ein Wendepunkt in der Geschichte Europas. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Existenz eines friedliebenden demokratischen Deutschlands neben dem Bestehen der friedliebenden Sowjetunion die Möglichkeit neuer Kriege in Europa ausschließt, den Blutvergießen in Europa ein Ende bereitet und die Versklavung der europäischen Länder durch die Weltimperialisten unmöglich macht. M1: Pötzsch/Halder: Deutsche Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart, 2015, o. S. DDR – Anspruch und Wirklichkeit In ihren Anfängen versprach die DDR einen demokratischen Neuanfang mit freien Wahlen, aber die Realität sah anders aus. Die bereits 1946 in der sowjetischen Besatzungszone gegründete SED (Sozialistische Einheitspartei) erhob Anspruch auf die ungeteilte Macht. Jede Form von Opposition wurde unterbunden. Bei den Wahlen gab es so genannte Einheitslisten und die Bürger/innen konnten nur zwischen Kandidaten wählen, die von der SED bestimmt wurden. Mit der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), umgangssprachlich als „Stasi“ bezeichnet, entwickelte die SED-Führung einen gewaltigen Überwachungsapparat. Oppositionelle, Republikflüchtlinge, Andersdenkende wurden ausspioniert, verhaftet und hatten mit hohen Strafen zu rechnen. Meinungsfreiheit gab es nicht, auch wenn sie in der Verfassung stand. In der Realität war die Deutsche Demokratische Republik eine Diktatur. Volksaufstand 1953 Die DDR hinkte bereits 1953 in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung dem Westen hinterher, die Versorgungslage der Bevölkerung war prekär. Gleichzeitig regierte die DDR-Führung totalitär, mit dem Ziel, die Gesellschaft im Sinne des Sozialismus umzubauen. Die DDR investierte enorme Summen in den Aufbau des Staatsapparates und des Sicherheitsapparats. Dies sollte von der Bevölkerung durch Steuererhöhungen und eine staatlich verordnete Steigerung der Arbeitsleistung finanziert werden. Am 17. Juni 1953 demonstrierten Ostberliner Bauarbeiter/innen gegen diese Maßnahmen und schon bald weitete sich der Streik zu großen Massenkundgebungen gegen das Regime aus. Der Volksaufstand wurde schließlich mithilfe sowjetischer Panzer und Truppen niedergeschlagen. Die Berliner Mauer Ende der 1950er-Jahre war die DDR wirtschaftlich hochverschuldet. Die Situation hatte sich weiter verschlechtert. Der Flüchtlingsstrom Richtung BRD hielt weiter an bzw. verstärkte sich. Vor allem junge Menschen sahen keine Perspektive für die Zukunft und nutzten die noch durchlässige Grenze zwischen Ost- und Westberlin zur Flucht. Damit gingen der DDR viele Arbeitskräfte verloren. Bundesrepublik Deutschland Deutsche Demokratische Republik Ostberlin Westberlin M2: Das geteilte Deutschland und das geteilte Berlin 2.3 Von der DDR bis zur Wiedervereinigung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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