113 Erziehung nach sozialistischen Prinzipien Das Leben in der DDR war von der Geburt an durchgeplant. Das gesamte Bildungswesen mit Krippe, Kindergarten, Schule und Studium war staatlich organisiert und vereinheitlicht. Feste Lehrpläne sorgten dafür, dass eine Erziehung im Sinne des Sozialismus stattfand. Studieren durfte nur, wer gute Noten hatte und sich gesellschaftlich oder politisch im Sinne der Staatspartei engagierte. Staatliche Kinderbetreuung war wichtig, denn Frauen waren ebenso wie Männer berufstätig. Jeder und jede hatte ein Recht auf einen Arbeitsplatz, aber auch die Verpflichtung, zu arbeiten. Frauen in der DDR Arbeitskräfte waren in der DDR nach dem Krieg und später aufgrund der großen Fluchtbewegung knapp. Daher wurden Frauen als Arbeitskräfte umworben. Anders als in der BRD oder in Österreich benötigten verheiratete Frauen nicht das Einverständnis ihre Ehemänner, wenn sie einer Erwerbsarbeit nachgehen wollten. 1989 waren über 90 % der Frauen in der DDR entweder berufstätig oder standen in Ausbildung. Wie in westlichen Staaten waren Frauen in der DDR vor allem in typischen Frauenberufen tätig, die generell schlechter bezahlt wurden – im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen. Aber sie waren auch wichtige Arbeitskräfte für die Industrie und die Landwirtschaft, deren Ausbau wesentliches Ziel der östlichen Wirtschaftspolitik war. Als Arbeiterinnen waren sie den Männern gleichgestellt. Höhere Führungspositionen waren für Frauen jedoch kaum erreichbar, auch in höheren politischen Funktionen gab es kaum Frauen. Trotz der staatlichen Kinderbetreuung waren Frauen einer Doppelbelastung durch Haushalt, Familie und Ausbildung bzw. Arbeit ausgesetzt, denn innerhalb der Familien herrschten die traditionellen Rollenbilder. M5: Erich Gerlach: Weiterbildung und Mütterlichkeit. Ölgemälde, 1971 Schließlich wurde in Absprache mit der Sowjetunion in der Nacht von 12. auf den 13. August 1961 entlang der Berliner Sektorengrenze eine Mauer errichtet, die das SED-Regime den „antifaschistischen Schutzwall“ nannte. Familien und Freunde in Ost- und Westberlin wurden getrennt. Wer nun die Flucht aus der DDR wagte, riskierte, erschossen zu werden. In den folgenden Jahren wurde die gesamte DDR-Grenze zum Westen hin immer weiter ausgebaut und streng bewacht. Trotzdem schafften es Menschen, über die Grenze zu fliehen, z. B. durch Kanäle, selbst gegrabene Tunnel, über die Ostsee, versteckt in PKWs oder mit einem Ballon. Viele kamen auf der Flucht ums Leben, an der Berliner Grenze wurden an die 1000 Menschen Opfer der DDR-Grenzsicherung. Wer auf der Flucht verhaftet wurde, musste mit jahrelangen Freiheitsstrafen rechnen. M3: Konrad Giehr: Einwohner/innen von Westberlin beobachten den Bau neuer Grenzzonen der Berliner Mauer am Potsdamer Platz. Fotografie, 10. August 1966 M4: Alex Waidmann: Eine 77-jährige Frau flieht aus ihrer an der Grenze zu Westberlin liegenden Wohnung. Fotografie, 24.9.1961 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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