114 Urlaub machte man im Inland oder in Ungarn am Balaton. Günstiger Campingurlaub war sehr beliebt oder Urlaub in einem FDGB-Heim (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund). Sport hatte in der DDR, wie im gesamten Ostblock, einen hohen Stellenwert. Sportliche Talente wurden in Schulen gefördert und für internationale Wettkämpfe trainiert. Problematisch dabei war, dass die jungen Sportler/innen systematisch ohne ihr Wissen Dopingmittel verabreicht bekamen. Das Ende der DDR Auch in der DDR gab es eine privilegierte Gesellschaftsschicht, für die das Leben aus weniger Einschränkungen bestand. Hohe Parteifunktionäre, Militärs und Beamte konnten sich durchaus westlichen Luxus leisten. Dies untergrub mit der Zeit das Vertrauen der Bevölkerung in das Regime. Anfang der 1970er Jahre verbesserte sich die wirtschaftliche Situation der DDR, allerdings war der Aufschwung kreditfinanziert und führte zu hohen Auslandsschulden. In den 1980er Jahren ließ sich der wirtschaftliche Niedergang nicht mehr aufhalten, die SED war jedoch nicht reformbereit. Auf den Straßen kam es immer häufiger zu Protesten. Ab August 1989 erfolgte eine massive Fluchtbewegung von DDR-Bürgern und Bürgerinnen über Ungarn. Ab September formierten sich in Leipzig oppositionelle Gruppen zu „Montagsdemonstrationen“, die sich schließlich über ganz Deutschland ausbreiteten. Entgegen den Befürchtungen der friedlich Demonstrierenden wurden die Proteste vom Regime nicht mit Gewalt niedergeschlagen. Am 9. November 1989 konnte die SED-Führung dem Druck ihrer eigenen Bürger/innen nicht mehr standhalten und ließ die Grenzübergänge öffnen. Wohnungen – knapp und kostengünstig Auch bei der Wohnungssuche bestimmte die SED mit. Wohnungen wurden vom zuständigen Amt für Wohnungswesen vergeben. Entscheidend bei der Zuteilung war, wie dringend ein Umzug war oder wie viel Platz einem Antragsteller zustand (für eine vierköpfige Familie waren das ca. 60 Quadratmeter). Natürlich war auch die Miete staatlich festgesetzt und subventioniert. Nach dem Krieg waren viele Gebäude zerstört, Neubauten („Plattenbauten“) wurden schnell und billig errichtet. Trotzdem war die Wohnungsnot in der DDR bis zu ihrem Ende groß. Wirtschaft und Konsum Während man im Westen auf die Selbstregulierung der Märkte setzte, wählte der Osten mit der Planwirtschaft (auch: Zentralverwaltungswirtschaft) einen anderen Weg. Hier war Wirtschaft staatlich organisiert, produziert wurde nach vorgegebenen Plänen (s. S. 16 ff.), die jedoch häufig auf Fehlkalkulationen gründeten. Die DDR-Regierung sicherte den existenziellen Grundbedarf der Menschen durch hohe Subventionen. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln wie Brot und Gemüse war demnach garantiert, doch ansonsten herrschte Mangelwirtschaft mit Engpässen und geringer Produktauswahl. Das betraf vor allem Möbel, Elektrogeräte, Textilien wie Bettwäsche, aber auch bestimmtes Obst und Fleisch. Auf Luxusartikel wie Elektrogeräte und Autos musste man oft mehrere Jahre warten. Die Wartezeit für einen Trabanten („Trabi“), ein moderner Kleinwagen, lag sogar bei bis zu zwölf Jahren. Produkte aus dem Westen (Kaffee, Kakao, Bananen) waren teuer und nur schwer zu bekommen. Kunst und Kultur Kunst und Kultur unterlagen ebenfalls staatlicher Kontrolle. Die DDR-Kulturpolitik hatte das Ziel, die Menschen nach den Idealen des Sozialismus zu erziehen. Kunstschaffende aus bildender Kunst, Literatur und Musik hatten diesem Prinzip zu folgen oder sie durften ihren Beruf nicht ausüben. Oberstes Prinzip war es, das Leben in der DDR positiv darzustellen. Das kulturelle Konzept dahinter wurde „sozialistischer Realismus“ genannt. Es herrschte strenge Zensur. Wer reale gesellschaftliche Probleme darstellte, musste sogar mit Freiheitsstrafen rechnen. Freizeit und Sport Das DDR-Freizeitangebot war groß, es gab Kinos, Theater, Museen, Konzerte – systemkritische Inhalte wurden jedoch streng zensiert. Literatur, Fernsehen, Radio oder Musik aus dem Westen konnten, wenn überhaupt, nur im Geheimen konsumiert werden. M6: Walter Womacka: Rast bei der Ernte. Öl auf Leinwand, 1951 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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