118 2.5 Von der UdSSR zur GUS Herausforderungen und Reformen Die größte Herausforderung der UdSSR war der außenpolitische, wirtschaftliche und militärische Wettstreit mit dem Westen. In die Regierungszeit Chruschtschows fielen die Kubakrise (s. S. 111) und zum Teil der Vietnamkrieg (s. S. 134). Ziel der Regierung Chruschtschows war die Stärkung der Wirtschaft, um ausreichende finanziellen Mittel für die Wissenschaft zu haben, damit man gegenüber dem Westen nicht ins Hintertreffen geriet. Erfolgreich war die UdSSR zunächst im Produktions- und Rüstungsbereich. 1957 startete sie den ersten Erdsatelliten „Sputnik 1“, was den Westen in einen Schock versetzte. Denn das bedeutete, dass die Sowjetunion nun in der Lage war, mit ihren Raketen nicht nur den Weltraum zu erreichen, sondern auch jeden Punkt auf der Erde. Weniger erfolgreich war man hingegen im Bereich der Landwirtschaft. Auch der Lebensstandard blieb gegenüber jenem der westlichen Bevölkerung trotz Reformvorhaben in Bereichen der Konsumgüterversorgung und der Wohnungssituation zurück. Die Reformen griffen insgesamt nicht weit genug und wirkten in den Augen der Kritiker unkoordiniert. 1964 musste Nikita Chruschtschow zurücktreten. Rückbau der Reformen – 1964 bis 1982 Unter Leonid Breschnew wurden viele gesellschaftspolitische Reformen wieder abgebaut. Kritiker/innen des sowjetischen Systems wurden wieder stärker verfolgt, diskriminiert und bestraft. Gängige Mittel waren Zwangsarbeit, Gefängnis, Berufsverbote und sogar der Verlust der Staatsbürgerschaft, also Vertreibung. 1968 ließ Breschnew den Nach dem Tod Stalins 1953 stand die politische Führung der Sowjetunion vor großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Regierung versuchte, das stalinistische Terrorregime zu beenden, ohne die Kontrolle zu verlieren. Im Verlauf der 1970er und 1980er Jahre zeigte sich allmählich, dass das Konzept der Planwirtschaft den marktwirtschaftlichen Staaten im Westen im Wettbewerb nicht gewachsen war. Die Ära Chruschtschow – 1953 bis 1964 Nikita Chruschtschow übernahm nach Stalins Tod die Führung der UdSSR. 1956 verurteilte er öffentlich den Kurs seines Vorgängers, der von Verbrechen und kultischer Verehrung gekennzeichnet war (Entstalinisierung). Russische Föderation * 12.06.1990 Kasachstan * 16.12.1991 Kirgistan * 31.08.1991 Tadschikistan * 09.09.1991 * Unabhängigkeitserklärung Usbekistan * 31.08.1991 Turkmenistan * 27.10.1991 Aserbaidschan * 18.10.1991 Armenien * 21.09.1991 Georgien * 09.04.1991 Moldawien * 27.08.1991 Estland * 20.08.1991 Lettland * 21.08.1991 Litauen * 11.03.1990 Belarus (Weißrussland) * 26.08.1991 Ukraine * 24.08.1991 zu Russland M2: Der Zerfall der Sowjetunion 1990/91 Auszug aus der Rede Chruschtschow zum 20. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion/KPdSU (1956) Lenin lehrte, daß die Kraft der Partei auf dem unverbrüchlichen Bund mit den Massen beruht und darauf, daß das Volk – Arbeiter, Bauern, Intelligencija – der Partei folgt. Nur der wird siegen und die Macht behaupten“, sagte Lenin, „der an das Volk glaubt, der bis auf den Grund der lebendigen Schöpferkraft des Volkes tauchen wird.“ […] Stalin hielt sich nicht damit auf, die Menschen zu überzeugen, aufzuklären und geduldig mit ihnen zusammenzuarbeiten, sondern er zwang anderen seine Ansichten auf und verlangte absolute Unterwerfung unter seine Meinung. Wer sich seiner Konzeption widersetzte oder einen eigenen Standpunkt zu vertreten, die Korrektheit der eigenen Position zu beweisen suchte, wurde unweigerlich aus dem Führungskollektiv ausgestoßen und anschließend sowohl moralisch als auch physisch vernichtet. M1: Aus: Ost-Probleme, 1956, S. 867. Online auf: https://www.jstor.org/ stable/44924875 (11.10.2023). Zahlreiche Menschen, die während Stalins Herrschaft inhaftiert wurden, durften die Arbeitslager verlassen. Das System blieb trotz gesellschaftspolitischer Lockerungen allerdings auch unter Chruschtschow repressiv. Die kommunistische Partei beeinflusste alle Lebensbereiche, öffentliche wie private, die totalitäre Diktatur blieb bestehen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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