122 Krieg in Bosnien Der Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 gilt als der opferreichste. Hier spielte der ethnisch-religiöse Konflikt zwischen den muslimischen Bosniaken und den orthodoxen Serben in Bosnien und Herzegowina eine zentrale Rolle, wobei hier auch katholische Kroaten lebten. Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung ereigneten sich auf beiden Seiten, die militärisch unterlegenen Bosniaken hatten jedoch mehr Opfer zu beklagen. Höhepunkte der Gräueltaten von bosnisch-serbischen Truppen waren Massenvergewaltigungen von bosnischen Frauen, die systematische Ermordung von männlichen Jugendlichen und Erwachsenen im Genozid von Srebrenica und die mehrjährige Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo, bei der über 12 000 Zivilpersonen starben. Die Streitkräfte der NATO griffen nach den Massakern schließlich ein und im von den USA vermittelten Friedensabkommen von Dayton (1995) wurde der Krieg beendet. Internationale Beobachter samt Verwaltung verblieben im nun zwischen Bosniaken und Serben zweigeteilten Land. Bosnien und Herzegowina heute Der Föderalstaat Bosnien und Herzegowina besteht aus zwei Teilen: der Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der Republika Srpska. Aufgrund des gegenseitigen Misstrauens durch den Krieg liegt ein wichtiger Teil der Staatgewalt beim „Hohen Repräsentanten“ der Vereinten Nationen. Dieser kann die demokratischen Institutionen der beiden Teilstaaten überstimmen. Das Abkommen von Dayton garantiert kein Ende der Spannungen. Serbische Nationalisten fördern nach wie vor die Abspaltung der Republika Srpska. über 75 % 1991 1998 50–75 % 45–50 % Bosniaken Serben Kroaten M4: Vergleichskarte von Bosnien und Herzegowina vor und nach dem Krieg (inkl. Ethnien). Srebrenica: Genozid und Versagen der UNO Einen Höhepunkt der Gräueltaten im Bosnienkrieg bildete ein von bosnischen Serben verübter Genozid an über 8000 muslimischen Bosniaken, vorwiegend Buben oder Männer, in Srebrenica. Obwohl UN-Blauhelm-Soldaten eine Schutzzone um Srebrenica eingerichtet hatten, gelangte die Armee der bosnischen Serben auf den UN-Stützpunkt, wohin sich tausende schutzsuchende Bosniaken geflüchtet hatten. Die bosnisch-serbischen Soldaten ließen nur Frauen, Mädchen und Kinder ausreisen. Obwohl die Bosniaken um Hilfe baten, übergaben die UN-Soldaten die Männer und Buben an die serbischen Soldaten. Luftunterstützung durch die NATO blieb aus. Die Mitverantwortung des UN-Kommandanten und auch der UNO am Genozid ist bis heute umstritten. M3: Elvis Barukcic: Eine Frau am Sarg ihres in Srebrenica ermordeten Angehörigen. Bis heute werden die Mordopfer aus den Massengräbern exhumiert und identifiziert. Fotografie, 11.7.2022 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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