131 Die Struktur des britischen Weltreichs Das britische Weltreich hatte im Jahre 1922 seine größte Ausdehnung erreicht. Es umfasste etwa ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung auf einem Viertel der Landmasse der Erde. Die in den etwa 300 Jahren eingenommenen Gebiete wiesen unterschiedliche Organisationsformen auf, da die Verwaltung der Länder eine Kooperation mit einheimischen Beamten benötigte. Organisationsformen von britischen Kolonien Kronkolonien unterstanden der direkten Herrschaft der Monarchie. Ein Gouverneur (höchster Beamter) verwaltete die unter der Rechtsprechung der Monarchie stehende Kolonie. Aus den Kronkolonien entwickelten sich überwiegend Dominions, die zwar unter der Herrschaft der Monarchie standen, sich aber politisch selbst verwalteten. Protektorate sind teilsouveräne Staaten, deren auswärtige Vertretung einem anderen Staat (einer Schutzmacht) unterliegt. Als Mandatsgebiete werden jene Territorien bezeichnet, die nach dem Ersten Weltkrieg vom Völkerbund an die Siegermächte vergeben wurden, mit dem Auftrag, deren völkerrechtliche Interessen zu vertreten. Pax Britannica Die als Pax Britannica benannte Phase von 1815 bis 1914 bezeichnet die Führungsrolle, die Großbritannien unter den Kolonialmächten einnahm. Als friedlich kann diese Zeit allerdings nicht bezeichnet werden, da Großbritannien allein in der Regierungszeit von Königin Victoria zwischen 1837 und 1901 über 70 Kriege führte. Premierministerin Margaret Thatcher in einer parlamentarischen Anfrage, am 17. Februar 1983 Mr. Dobson: In view of the Prime Minister’s announcement that she subscribes to many of the Victorian values, will she tell the House which she most fancies reintroducing– the absence of a National Health Service, the absence of old-age pensions, the workhouse, or a long series of colonial wars? The Prime Minister: What I favour is acceptance of personal responsibility, freedom of choice and a British Empire that took both freedom and the rule of law to countries that would never have known it otherwise. M2: https://www.margaretthatcher.org/ (25.9.2024). Das Commonwealth heute 1931 wurden Kanada, Australien, Neuseeland und das spätere Südafrika vom britischen Parlament zu Dominions erklärt. Das waren innen- und außenpolitisch autonome, aber im „Britischen Commonwealth der Nationen“ mit der britischen Krone verbundene Gebiete. Der britische König bzw. die britische Königin regierte nun über die einzelnen Dominions und nicht mehr über das ganze Weltreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde geregelt, dass ehemalige britische Kolonien, auch wenn sie den Status einer Republik annahmen, der nun einfach als „Commonwealth“ bezeichneten Organisation zugehören können. M3: Fritz Behrendt: Das sind meine Stützen. Karikatur im Algemeen Handelsblad, 14. März 1956. Vier Männer entfernen die Podeste mit den Aufschriften Zypern, Ägypten, Sudan und Jordanien aus der Manege. Heute besteht das Commonwealth aus 56 Staaten. Die Organisation versteht sich als politische Plattform, deren Zweck die Förderung von Wohlstand, Demokratie und Frieden in den Mitgliedsländern ist. Das Commonwealth Sekretariat in Großbritannien steuert die Arbeit von 80 Organisationen, um diese Ziele zu erreichen. Die Bedeutung des Commonwealth geht heute immer weiter zurück, denn immer mehr Länder überlegen einen Wandel zur Republik, etwa Barbados, das 2021 eine Republik wurde. Jetzt bist du dran: 1. Interpretiere die Aussage der Grafik M1. 2. Nimm zur Sichtweise von Margaret Thatcher in M2 Stellung. Beurteile, ob es ein soziales Zusammenleben von Menschen ohne Normen bzw. Gesetze geben kann. 3. Diskutiere die Aussage der Karikatur M3 in Hinblick auf die Umwandlung des British Empire in das Commonwealth. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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