151 quelle für die Alliierten, sowohl als Menschenreservoir für die französische Armee als auch Rohstofflieferant, so wurde Nordafrika im Zweiten Weltkrieg sogar zu einem wesentlichen Kriegsschauplatz. In der Zeit zwischen 1939 und 1945 erlebten die afrikanischen Kolonien einen gewaltigen Aufschwung ihrer Wirtschaft durch Lieferungen kriegswichtiger Güter und stärkten dadurch ihr Selbstbewußtsein. Daraus erwuchsen einerseits revolutionäre Bewegungen, andererseits Forderungen nach stärkerem Mitbestimmungsrecht innerhalb der kolonialen Verwaltungen. M4: Göhring/Hasenmayer: Zeitgeschichte, Wien 1979, S. 130 (alte RS). Das Kapitel „Die Entwicklungsländer“ thematisiert die Probleme im Globalen Süden. Die verwendeten Schlagworte sind: Bevölkerungsexplosion, Analphabetismus, Bildungsnotstand, äußerst dürftige Bodenbearbeitung, Unterernährung, geringe Produktivität, äußerst niedrige Einkommen, sehr großer Kapitalmangel. Auf Basis dieser Merkmale wird eine notwendige Entwicklungshilfe argumentiert, die in jedem Fall eine Anleitung zur Selbsthilfe sein sollte. Entwicklungshilfe (1979) Weil diese rückständigen Länder ihre Wirtschaftskraft nicht selbst weiter entwickeln können, benötigen sie „Entwicklungshilfe“ der reichen Länder, der Industriestaaten. Zur Unterstützung der unterentwickelten Gebiete wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besonders von den Vereinten Nationen und von mehreren ihrer Unterorganisationen größere Mittel zur Verfügung gestellt. M5: Göhring/Hasenmayer: Zeitgeschichte, Wien 1979, S. 168 (alte RS). Die 1990 nachgedruckte und ergänzte Auflage der „Zeitbilder. Geschichte und Sozialkunde 8“ von den Autoren Franz Göbhart und Erwin Chvojka wurde vom Bundesverlag Ueberreuter veröffentlicht. Auf zwei Seiten wird „Die Entkolonisierung Afrikas“ behandelt. Nach einem einleitenden Text folgen Abschnitte zum Weg der Kolonien in die Freiheit und über Südafrika und die Apartheit. Die Ursachen der Entkolonisierung (1990) Die junge afrikanische Intelligenz, von den weißen Kolonialherren zum Zwecke einer rationelleren Verwaltung und Ausbeutung der Kolonien herangezogen, war im Laufe ihrer Ausbildung auch mit den europäischen Ideen der Menschenwürde, des Nationalismus und des Marxismus bekanntgeworden. Als sie sah, daß die Kolonialmächte geschwächt aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgingen, begann sie, diese Ideen in die Praxis umzusetzen. Gestützt auf einheimische Beamte und Angestellte, formiert in neugegründeten Parteien und Gewerkschaften, trugen die neuen Politiker Schwarzafrikas die Forderungen nach Selbständigkeit an Großbritannien und Frankreich heran. M6: Göbhart/Chvojka: Zeitbilder 8, Wien 1990, S. 142 (alte RS). Das Kapitel „Entwicklungsländer und hochindustrialisierte Zonen“ behandelt die Probleme im Globalen Süden sowie die Themen Entwicklungshilfe, Energiekrise und Öl. Definition Entwicklungsländer (1990) Die „unterentwickelten Länder“ sind demnach, unabhängig davon, ob ihre Bewohner noch auf der Stufe der Steinzeit leben oder die Nachfahren der ältesten Kulturen der Erde sind, vor allem durch eine allgemeine Armut gekennzeichnet. M7: Göbhart/Chvojka: Zeitbilder 8, Wien 1990, S. 162 (alte RS). Neben der Armut werden als weitere Kennzeichen für Entwicklungsländer der Hunger, die hohe Kindersterblichkeit, geringe Bildung und die geringe Produktivität angeführt. Die Ursachen für den Rückstand in der Entwicklung (1990) In tropischen Gebieten verhindert das Klima eine höhere Arbeitsleistung des Menschen. Religiöse Vorstellungen oder dumpfe Schicksalsgläubigkeit, ein ungehemmtes Anwachsen der Bevölkerung bei gleichbleibender Versorgungsmöglichkeit, eine ungerechte Bodenverteilung und vor allem die jahrhundertelange koloniale Ausbeutung mancher dieser Länder durch die Europäer, die dort nur billige Rohstoffe gewinnen wollten und nichts zu einer organischen Entwicklung beitrugen […] In fast allen Entwicklungsländern ist gemeinsam, daß ihre politischen Zustände wenig stabil sind. Ihre Politiker neigen zur Diktatur, ein dialogisches Verhältnis zwischen Regierung und Opposition ist ihnen nur selten geläufig, alte Stammesfehden werden im neuen Gewande mit modernsten Waffen ausgetragen. M8: Göbhart/Chvojka: Zeitbilder 8, Wien 1990, S. 162 –163 (alte RS). Jetzt bist du dran: 1. Charakterisiere den sprachlichen Stil vom M1. 2. Diskutiere die Bedeutung des Begriffs „herrenlos“ in M2. 3. Bewerte die Sichtweisen zu den genannten Kolonialmächten in M3. 4. Arbeite aus M4 und M6 Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Darstellung heraus. 5. Arbeite aus M5, M7 und M8 eurozentristische Stereotypen heraus. 6. Bewerte, inwiefern die Texte M1 bis M8 heute noch der aktuellen Sichtweise entsprechen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==