Alles Geschichte! 7, Schulbuch

168 4.10 Mobilität – Tourismus – Konsum Allgemeiner Wohlstand und Freizeit Die fortschreitende Industrialisierung sorgte vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jh. in großen Teilen der Bevölkerung der Industriestaaten für Wohlstand. Auch Arbeiter/ innen und Angestellte konnten es sich nun leisten, über das Lebensnotwendige hinaus zu konsumieren und an Freizeitaktivitäten teilzuhaben. Vor allem bei der städtischen Bevölkerung wuchs zudem das Bewusstsein für eine Abgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Neue Arbeitszeitregelungen durch den Staat (Acht-Stunden-Tag, Feiertagsgesetze, Urlaubsanspruch) sorgten dafür, dass den Menschen mehr freie Zeit zur Verfügung stand. Individualität und Selbstbestimmung wurden wesentliche Elemente der Lebensgestaltung. Auszug aus dem österreichischen Urlaubsgesetz (Fassung vom 26.09.2023) § 2. (1) Dem Arbeitnehmer gebührt für jedes Arbeitsjahr ein ununterbrochener bezahlter Urlaub. Das Urlaubsausmaß beträgt bei einer Dienstzeit von weniger als 25 Jahren 30 Werktage und erhöht sich nach Vollendung des 25. Jahres auf 36 Werktage. M1: Online auf: https://www.ris.bka.gv.at (26.6.2024). Freizeit – nicht für alle Ausgeschlossen von diesem Wandel blieben großteils Frauen, die sich weiterhin um Haushalt, Kinder und Pflege älterer Familienangehöriger kümmerten und daher wenig Zeit für individuelle Selbstentfaltung hatten. Dasselbe galt für Beschäftigte in der Landwirtschaft und andere selbstständig Erwerbstätige, die keine geregelten Dienstzeiten hatten und für ihr Einkommen selbst aufkommen mussten. Konsum als Statussymbol In der Zeit nach dem Wiederaufbau kam es in Europa zu einem Wirtschaftsboom. Autos, elektrische Geräte, Kleidung, Einrichtungsgegenstände und Luxusgüter wurden in Massen hergestellt und für weite Kreise der Bevölkerung erschwinglich. Ihr Besitz war nicht nur praktisch, sondern diente auch dazu, den eigenen Wohlstand zu demonstrieren. Veränderung der Essgewohnheiten Immer mehr Menschen konnten es sich leisten, nicht mehr nur in ihren eigenen vier Wänden zu essen und zu trinken, sondern Restaurants, Kaffeehäuser, Gasthäuser und Bars aufzusuchen. Diese dienten auch als soziale Treffpunkte. Weltweit agierende Fastfood-Restaurantketten veränderten die Ernährungsgewohnheiten der Menschen. Industriell gefertigte und teilweise gentechnologisch veränderte Lebensmittel beeinflussten ebenfalls das Konsumverhalten. Die Erfindung des Mikrowellenherdes 1947 sorgte für einen Boom von Fertiggerichten und machte das Kochen überflüssig. Die geänderten Ernährungs- und Konsumgewohnheiten sorgen noch heute dafür, dass es in den Industrieländern viele Menschen gibt, die an durch Überernährung bedingten Krankheiten wie Adipositas oder Diabetes leiden, wohingegen in Ländern des Globalen Südens Menschen hungern. M2: Schwarwel: Studie Lebensmittel. Cartoon, 2015 Tourismus: Über alle Grenzen hinweg Während in früherer Zeit das Reisen primär wirtschaftlichen Zwecken oder der Bildung diente, etablierten sich ab den 1960er-Jahren Vergnügungs- und Erholungsreisen. Der stetige Ausbau des Eisenbahnnetzes sowie die Fokussierung der Schiffsreedereien und der Luftfahrtbetriebe auf den Passagiertransport führten dazu, dass viele Menschen in kurzer Zeit und zu geringen Kosten befördert werden konnten. Einen besonderen Zulauf verzeichneten Familien- und Pauschalreisen, bei denen der Reiseveranstalter Transport und Unterkunft bereitstellte. Dieser Massentourismus sorgte für die Entstehung von Urlaubszentren, die eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen vor Ort und die Länder waren bzw. nach wie vor sind. Aber es gab und gibt auch Kritik an diesem Tourismusmodell, da die lokale Bevölkerung unter dessen negativen Folgen, z.B. Lärm oder Umweltverschmutzung, zu leiden hat. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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