180 QUERSCHNITT Schauplatz Österreich Österreich war durch seine zentrale Lage in Europa zur Zeit des Kalten Krieges von großem Interesse für Nachrichten- und Geheimdienste. Von 1945 bis 1955, während der Besatzungszeit, waren die Geheimdienste der Alliierten sogar ganz offiziell in Österreich stationiert und aktiv. Dadurch wurde Wien, wie Berlin, ein Zentrum europäischer Spionage im Kalten Krieg. Aber nicht nur Geheimdienste der vier Besatzungsmächte waren in Österreich tätig, sondern auch jene der Nachbarländer, allen voran der Tschechoslowakei, Ungarn sowie der BRD und der DDR. „Der dritte Mann“ 1949 wurde der britische Spielfilm „Der dritte Mann“ uraufgeführt. Gedreht wurde er im durch die Besatzungszonen geteilten Wien, in dem viele zerbombte Gebäude noch nicht wieder aufgebaut waren und in dem der Schwarzmarkt florierte. Wien wird als eine Stadt der Schmuggler und der konkurrierenden Geheimdienste dargestellt. Der Spielfilm prägte sowohl die Sicht auf Wien zu dieser Zeit als auch den Blick auf die Tätigkeit von Agenten und Agentinnen. M6: Franz Adametz: Der dritte Mann. Plakat, 1950 Zwischen Kooperation und Konfrontation Eine Aufgabe, die alle Auslandsgeheimdienste der Alliierten nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Österreich einte, war das Aufspüren und Verfolgen nationalsozialistischer Kriegsverbrecher/innen. Dabei wurde auch mit dem österreichischen Nachrichtendienst, der sogenannten Staatspolizei, zusammengearbeitet. Gleichzeitig waren die ausländischen Geheimdienste auf der Suche nach gut vernetzten österreichischen Informanten und Informantinnen sowie potenziellen Mitarbeitenden und sahen dabei zuweilen auch über deren NS-Vergangenheit hinweg. Die Kooperation der Geheimdienste wurde mit dem sich anbahnenden Kalten Krieg bereits Ende 1946 eingestellt. Aus dem Jahr 1949 ist dokumentiert, dass der britische Geheimdienst in Wien durch das Graben eines Tunnels die Telefonleitung des sowjetischen Hauptquartiers anzapfte. Britische, US-amerikanische und sowjetische Waffenlager Infolge der kommunistischen Machtübernahmen in der Tschechoslowakei (1948) und in Ungarn (1948/49), der Berlin-Blockade (1948–1949) und des Koreakrieges (1950–1953) wollten sich die Westmächte auf einen Angriff der Sowjetunion auf Westeuropa vorbereiten. Die britische Besatzungsmacht legte zu diesem Zweck bereits 1946/47 in Kärnten Waffen- und Ausrüstungslager an. In Österreich fürchtete man eine Trennung des Landes durch den „Eisernen Vorhang“, weshalb einige Entscheidungsträger Kontakt zu den USA aufnahmen. Der US-amerikanische Geheimdienst CIA (Central Intelligence Agency) errichtete in der Folge ab Anfang der 1950er-Jahre vor allem in der US-Besatzungszone geheime unterirdische Waffenlager. Waffen und Sprengstoff sollten im Falle eines kommunistischen Putsches in Österreich oder eines Angriffs der Roten Armee für den österreichischen Widerstand zur Verfügung stehen. Erst 1996 wurden die unterirdischen Lager durch die US-Botschafterin – nach Information der Bundesregierung – geöffnet. Auch die sowjetische Seite hatte in ihrer Besatzungszone Waffen- und Munitionslager angelegt. Sie wurden in den 1960er-Jahren vom KGB wieder aufgelöst. M7: Rudi Blaha: Munition in CIA-Waffenlager (Ausrüstung für 100 Personen) am Hochschwab, Steiermark, unter dem Fußboden eines Stadels. Fotografie, 11.9.1996 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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