Alles Geschichte! 7, Schulbuch

65 Zu den wesentlichen Merkmalen des Faschismus, wie die Ablehnung demokratischer Prinzipien (= Antiparlamentarismus) und anderer Weltanschauungen (= Antiliberalismus, Antimarxismus), kamen im Nationalsozialismus Antisemitismus und Rassismus. Zudem kennzeichnen nationalistische und imperialistische Bestrebungen diese Ideologie. Das Prinzip der „Führerautorität“ Hitler ließ sich als „Führer“ verehren, hinter dem die „Gemeinschaft des deutschen Volkes“ geeint zu stehen hatte. Ähnlich anderer faschistischer und kommunistischer Diktaturen wurde dieser Personenkult durch umfangreiche Propaganda unterstützt. M1: NS-Propaganda: Wahlplakat der NSDAP zur Volksabstimmung über die Vereinigung der Ämter von Reichskanzler und Reichspräsident. Plakat, 1934 Gemäß dem „Führerprinzip“ vereinte Hitler in seiner Person die Staatsgewalten, das heißt Exekutive, Legislative und auch Judikative unterstanden ihm. Das demokratische Element der Gewaltenteilung existierte nicht. Der „Führer“ musste vor niemandem Rechenschaft ablegen. Seine Befehle wurden von allen Personen in den NS-Organisationen und staatlichen Institutionen blind umgesetzt. 4.3 Ideologie und Propaganda im Nationalsozialismus Auszug aus Hitlers „Mein Kampf“ (Ausgabe 1930) Die junge Bewegung ist ihrem Wesen und ihrer inneren Organisation nach antiparlamentarisch, d. h. sie lehnt […] ein Prinzip der Majoritätsbestimmung ab, in dem der Führer nur zum Vollstrecker des Willens und der Meinung anderer degradiert wird. Die Bewegung vertritt im kleinsten wie im größten den Grundsatz der unbedingten Führerautorität, gepaart mit höchster Verantwortung. Die praktischen Folgen dieses Grundsatzes in der Bewegung sind nachstehende: Der erste Vorsitzende einer Ortsgruppe wird durch den nächsthöheren Führer eingesetzt, er ist der verantwortliche Leiter der Ortsgruppe. […] Der völkische Staat hat, angefangen bei der Gemeinde bis hinauf zur Leitung des Reiches, keinen Vertretungskörper, der etwas durch Majorität beschließt, sondern nur Beratungskörper, die dem […] Führer zur Seite stehen und von ihm in die Arbeit eingeteilt werden, um nach Bedarf selber auf gewissen Gebieten wieder unbedingte Verantwortung zu übernehmen, […]. M2: Hitler: Mein Kampf. Eine kritische Edition, 2022, Bd. 1, S. 364; Bd. 2, S. 89. Online auf: www.mein-kampf-edition.de (7.9.2024). In der Geschichtswissenschaft wird diskutiert, ob der NS-Staat tatsächlich eine vom „Führer“ gesteuerte monokratische Diktatur war oder ob nicht viele verschiedene NS-Institutionen durch unklare Kompetenzverteilung bzw. in einem Machtkampf nebeneinander tätig waren und Entscheidungen fällten. Das NS-Regime allein auf die Person Hitlers zu reduzieren, ist jedenfalls zu kurz gegriffen. Das Prinzip der „Volksgemeinschaft“ Der Nationalsozialismus vereinigte Elemente des Nationalismus und des Sozialismus. Neben der nationalistischen Selbsterhöhung und der Ausgrenzung anderer übernahm die NS-Ideologie das sozialistische Prinzip der Gleichheit. Allerdings war dieser Grundsatz nur innerhalb der zur Gemeinschaft zählenden Gruppe gültig. Klassengegensätze oder andere Interessenkonflikte sollten keine Rolle spielen, stattdessen wurden Feindbilder außerhalb der „Volksgemeinschaft“ aufgebaut. Dazu zählten neben Jüdinnen und Juden auch Romnja und Roma, Sintize und Sinti sowie Slawinnen und Slawen. Ausgegrenzt waren alle Menschen, welche den NS-Idealvorstellungen nicht entsprachen: Homosexuelle, physisch und psychisch beeinträchtigte Menschen, Kriminelle sowie Angehörige bestimmter Sekten bzw. Religionsgemeinschaften, die selbst eine geschlossene Gemeinschaft bildeten und damit die „Volksgemeinschaft“ untergruben, wie die Zeugen Jehovas. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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