Alles Geschichte! 7, Schulbuch

67 Bereits 1933 kam es zu groß inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen, bei welchen tausende Bücher, die als „undeutsches Schrifttum“ galten, verbrannt wurden. Darunter waren Bücher von Erich Kästner, Stefan Zweig und Joseph Roth. Im Bereich der Musik verhielt es sich ähnlich: Musik anderer Kulturkreise, z. B. Jazz, war verpönt und wurde im Radio nicht gespielt (s. S. 68). Der „Draht zum Volk“ Neben den großen Veranstaltungen forcierte das Propagandaministerium die Verbreitung sogenannter Volksempfänger. Das waren kleine kostengünstige Radios, die das vom Regime gewünschte Programm in die Wohnungen der Leute brachten. In den Kinos wurde vor dem Hauptfilm die „Wochenschau“ gezeigt, eine Art propagandistische Nachrichtensendung. M6: NS-Propaganda: Reichsparteitag 1938. Fotografie, Nürnberg, 7.9.1938. Vor der Tribüne mit NS-Funktionären stehen Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes in Formation. Das riesige Areal wurde extra für propagandistische Zwecke errichtet. Forderung nach Lebensraum Basierend auf der NS-Rassentheorie und der Idee des „Kampfes ums Dasein“ entwickelte Hitler bereits 1925 in seinem Buch „Mein Kampf“ die „Lebensraumdoktrin“. Diese geht über die Rückgewinnung der im Ersten Weltkrieg durch den Vertrag von Versailles verlorenen Gebiete weit hinaus. Auszug aus Hitlers „Mein Kampf“ (Ausgabe 1925) Recht auf Grund und Boden kann zur Pflicht werden, wenn ohne Bodenerweiterung ein großes Volk dem Untergang geweiht erscheint. Noch ganz besonders dann, wenn es sich dabei nicht um ein xbeliebiges Negervölkchen handelt, sondern um die germanische Mutter all des Lebens, das der heutigen Welt ihr kulturelles Bild gegeben hat. Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein. Zur Weltmacht aber braucht es jene Größe, die ihm in der heutigen Zeit die notwendige Bedeutung und seinen Bürgern das Leben gibt. […] Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. M5: Hitler: Mein Kampf. Eine kritische Edition, 2022, Bd. 2, S. 316. Online auf: www.mein-kampf-edition.de (7.9.2024). Angesichts der steigenden Bevölkerungszahl ging es bei dieser geplanten Expansion neben dem Landgewinn für Siedlungsraum um die Aneignung von Ressourcen. Auch imperialistische Hegemoniebestrebungen lassen sich daraus ableiten. Propaganda als Herrschaftsinstrument Die Ideologie und die Lehren des Nationalsozialismus wurden nicht nur mittels Polizeistaat und Terror durchgesetzt, sondern auch durch Institutionen wie Schulen, Museen, Freizeit- und Jugendorganisationen (s. S. 71). Ein wesentliches Mittel zur Indoktrination (= Einflussnahme durch Manipulation) war neben der Erziehung die Propaganda. Massenveranstaltungen und Aufmärsche sollten die Gemeinschaft und Geschlossenheit betonen (z.B. die „Reichsparteitage“ sowie die Begehung von Ehren- und Gedenktagen, bei welchen die Verbundenheit der „Masse“ mit dem „Führer“ demonstriert wurde). Deutsche und undeutsche Kunst Literatur und Kunst wurden im Sinne der NS-Ideologie instrumentalisiert. Werke von Künstler/innen, welche als nicht arisch, als pazifistisch oder als ideologisch links galten, wurde als „entartet“ bezeichnet und verboten bzw. zerstört. Jetzt bist du dran: 1. Fasse die wesentlichen Elemente der Ideologie des Nationalsozialismus zusammen. 2. Erkläre anhand des Plakates M1 und des Textauszuges M2 mithilfe des Autorentextes das „Führerprinzip“. 3. Analysiere die Schaubilder M3 und M4 in Hinblick auf das Prinzip der Volksgesundheit. Beurteile dabei die jeweiligen Aussagen kritisch. 4. Nimm zu M5 Stellung. Gehe auch auf die sprachliche Ebene ein: An welchen Passagen lassen sich unsachliche Argumente und Auf- bzw. Abwertungen festmachen? 5. Interpretiere die Fotografie M6 in Hinblick auf die mögliche Wirkung solcher Inszenierungen. Gehe auch darauf ein, welche Rolle Gemeinschaftserlebnisse spielten und welche Rolle dem Individuum zufiel. 6. Reflektiere, wie du dich bei einer Veranstaltung (z. B. Konzert oder Sportveranstaltung) unter vielen Menschen fühlst. Überlege dabei, welche Gefühle die Nationalsozialisten bei ihren Inszenierungen hervorrufen wollten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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