68 KOMPETENZTRAINING 4.4 Medial vermittelte Informationen kritisch hinterfragen: Kunst als Propaganda im Nationalsozialismus M1: Liselotte Orgel-Köhne: „Arbeitsmaid des Reichsarbeitsdienstes beim Durchseien der Milch auf der Weide“. Fotografie, zwischen 1938 und 1942 Die Fotografie diente aber auch der Sichtbarmachung politischer Macht, später auch militärischer Macht, indem dem Ausland die Stärke des Deutschen Reiches gezeigt wurde. Hierfür wurden Reichsparteitage, Gedenkveranstaltungen und Märsche künstlerisch in Szene gesetzt. Medial vermittelte Informationen kritisch hinterfragen Über Werke aus verschiedenen Kunstgattungen (Malerei, Fotografie, Musik, Film etc.) werden Inhalte und Diskurse, d.h. gesellschaftliche Auseinandersetzungen, zu bestimmten Themen transportiert. Über Medien und Kunst lassen sich heute wie damals viele Menschen in ihrem Denken beeinflussen. Wenn ein Staat bestimmt, was Kunst ist, was gezeigt und was vermittelt werden soll und darf, so lenkt er damit das Denken und auch die Wahrnehmung der Bevölkerung. Und was vom Staat zensuriert wird und nicht gezeigt werden darf, wird von der Gesellschaft gar nicht wahrgenommen. So dient Kunst vor allem in Diktaturen als Mittel der Propaganda. Medial vermittelte Informationen kritisch hinterfragen – so gehst du vor: − Trage zunächst Informationen zum Kontext des Kunstwerkes zusammen. Beantworte dabei folgende Fragen: Wer ist der/ die Urheber/in? Welche Organisation oder Person hat das Werk über welches Medium veröffentlicht? Handelt es sich um ein Auftragswerk? In welchem historischen Kontext ist es entstanden? − Analysiere oder beschreibe anschließend das vorliegende Kunstwerk genau. Achte bei Bildquellen sowohl auf das Zentrum und auf handelnde Personen als auch auf den Hintergrund. Beantworte auch folgende Fragen: Welche Tätigkeiten werden dargestellt? Welche Symbole sind zu erkennen? − Wenn dir mehrere Kunstwerke vorliegen, vergleiche diese und arbeite Gemeinsamkeiten, dargestellte Stereotype, Ideale oder Feindbilder heraus. − Interpretiere anschließend, ob sich aus den Kunstwerken Aussagen über bestimmte Denkrichtungen und -verbote treffen lassen. Ziehe auch folgende Fragen heran: Was wird gezeigt und was nicht? Lässt sich ein System erkennen? Welche Wirkung entfaltet sich für Betrachter/innen? Kunst ist ein wichtiges Mittel der Propaganda. Im nationalsozialistischen Regime wurden dadurch Idealvorstellungen von Schönheit und Ästhetik vermittelt. Die Kunst war gleichgeschaltet, unterlag einer Zensur und Ausstellungen wurden oftmals vom Propagandaministerium organisiert. Fotografie im NS-Regime Das NS-Regime nutzte Fotografie als Werkzeug der Propaganda. Mit der Gleichschaltung der Presse wurde per Gesetz auch die Fotografie zensuriert. Journalistinnen und Journalisten sowie Fotografinnen und Fotografen wurden als „Diener des Staates und Volkes“ definiert. Sie mussten dem „Reichsverband der Deutschen Presse“ beitreten, um in ihrem Beruf tätig sein zu dürfen. Bei Verstößen gegen die Regimelinie drohten ihnen Berufsverbot und politische Verfolgung. Entsprechend der NS-Ideologie wurden nun Menschen nordischen Typs inszeniert, die dem NS-Bild von „arischen“ Menschen entsprachen und sich für die „Volksgemeinschaft“ (s. S. 65) engagierten. Ideale waren hierbei Schönheit im Sinne der NS-Ästhetik, körperliche Stärke und Reinheit. Verbreitet wurden diese Fotos in Zeitschriften und Zeitungsbeilagen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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