Alles Geschichte! 7, Schulbuch

77 Der Genozid an den Roma und Sinti Romnij/Roma und Sintizze/Sinti zählten wie Jüdinnen und Juden in der NS-Ideologie zu den „Untermenschen“. Die in der NS-Sprache als „Zigeuner“ zusammengefassten Gruppen wurden ebenfalls in Abstammungsgrade eingeteilt, entrechtet und verfolgt. Der Lebensstil der umherziehenden Gemeinschaften, die unter sich blieben und zum Teil keinen festen Wohnsitz hatten, galt dem NS-Regime als asozial. Viele Romnij/Roma und Sintizze/Sinti wurden in Zwangsarbeitslager deportiert, wo ihre Arbeitskraft bei öffentlichen Bauvorhaben ausgebeutet wurde. In Österreich errichteten die Nationalsozialisten mehrere „Zigeunerlager“, das größte befand sich im burgenländischen Lackenbach. Hier wurden 4000 Menschen interniert, 273 starben im Lager selbst, viele wurden in Konzentrationslager nach Polen deportiert. Autorin Cornelia Sulzbacher über das Lager Lackenbach (2004) Die Häftlinge mussten ihren Unterhalt durch Zwangsarbeit selber bestreiten und dabei auch die nichtarbeitsfähigen Insassen miterhalten. […] Durch den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel wurden sie verstärkt außerhalb des Lagers eingesetzt, beim Reichsautobahnbau, beim Straßenbau, beim Regulieren von Bächen, beim Wehrbau, in Ziegeleien, in Mühlen, in Fabriken, in Wirtshäusern und auf Bauernhöfen. Kinder und Jugendliche vergab man an Guts- und Forstbetriebe. […] Da die Arbeitskraft wichtig war, waren besonders Alte und Kinder von den Deportationen bedroht. M8: Sulzbacher: Das „Zigeunerlager“ Lackenbach im österreichischen Burgenland. Online auf: www.zukunft-braucht-erinnerung.de (13.9.2023). Mit Kriegsbeginn 1939 begann der Völkermord an den europäischen Romnij/Roma und Sintizze/Sinti durch Massenerschießungen und Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Schätzungen gehen hier von bis zu einer halben Million Ermordeten aus. Von den ca. 12 000 österreichischen Roma und Sinti wurden etwa 9 500 ermordet. Auf Romanes wird dieser Genozid „Porajmos“ genannt, auf Deutsch „Verschlingung“ oder „Zerstörung“. Erinnerung 2015 wurde der 2. August vom EU-Parlament zum europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma/Romnija und Sinti/Sintizze erklärt. Am 31. Jänner 2023 wurde dieser auch in Österreich vom Nationalrat einstimmig als nationaler Gedenktag anerkannt. Eine offizielle Gedenkfeier findet jährlich an der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau statt. M9: Rainer Jensen: Ceija Stojka hält eines ihrer Gemälde mit dem Titel „Wien-Auschwitz“. Fotografie, 2003 Jetzt bist du dran: 1a. Arbeite aus der Karte M1 heraus, wo sich die Vernichtungslager befanden und welche Gründe das hatte. 1b. Nimm anhand der Karte M1 und den Informationen aus dem Autorentext Stellung, ob es glaubwürdig erscheint, dass die Bevölkerung im Deutschen Reich nichts von den Verbrechen der Nationalsozialisten bemerkt oder gewusst hätte. 2. Erläutere den menschenverachtenden Zynismus des Schriftzuges „Arbeit macht frei“ (M3), der auf den Toren mehrerer Konzentrationslager angebracht war. Beziehe M5 mit ein. 3. Beschreibe und analysiere M4 und M6. Überlege, warum (ehemalige) Häftlinge solche Bilder gezeichnet haben. 4. Schau dir im Internet den Trailer zum Film „Das radikal Böse“ an. Stelle Vermutungen darüber an, welche äußeren Faktoren und inneren Mechanismen einen jungen Wehrmachtssoldaten veranlassten, Zivilpersonen zu erschießen. 5. Recherchiere im Internet (z.B. www.mauthausen-­ memorial.org) Berichte von Zeitzeuginnen und -zeugen, die ein Ghetto oder ein KZ überlebten. Fasse Informationen über die Lebensbedingungen zusammen. Vergleiche deine Ergebnisse mit jenen deiner Kolleginnen und Kollegen. 6. Ermittle anhand des Autorentextes und M8, wer Zwangsarbeit leisten musste und in welchen Wirtschaftssektoren welche Tätigkeiten ausgeführt werden mussten. 7. Recherchiere zunächst im Internet über das Leben der Künstlerin Ceija Stojka und erstelle einen kurzen Lebenslauf. Interpretiere dann ihr Gemälde (M9). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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