Alles Geschichte! 7, Schulbuch

87 Verschiedene Glaubensgemeinschaften Die katholische und die evangelische Kirche hielten sich im Allgemeinen mit offener Kritik am NS-Regime zurück. Es gab aber individuellen Widerstand: Aufgrund ihres christlichen Glaubens protestierte die Ordensschwester Anna Bertha Königsegg – vergeblich – gegen den Abtransport der ihr anvertrauten Patientinnen und Patienten von Schernberg (Salzburg) in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim. Der Bauer Franz Jägerstätter verweigerte aufgrund des katholischen Tötungsverbotes den Wehrdienst und wurde hingerichtet. Die meisten Verurteilungen aufgrund von Kriegsdienstverweigerung fielen auf Zeugen Jehovas. Partisanen im heutigen Kärnten Nach dem Überfall Deutschlands auf Jugoslawien 1941 formierte sich eine Bewegung von Partisaninnen und Partisanen, der sich aus der Wehrmacht desertierte Kärntner Slowenen anschlossen. Als etwa 200 Kärntner-slowenische Bauernfamilien 1942 enteignet und zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert wurden, verstärkte sich der Widerstand in dieser Bevölkerungsgruppe. Unterstützt durch britische Waffenlieferungen, konnten die Partisanenverbände erfolgreiche Aktionen gegen die NS-Kräfte durchführen. Viele Kärntner Sloweninnen und Slowenen wurden wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Unterstützung der Partisanenverbände verurteilt. Warschauer Ghettoaufstand Ab 1942 wurde das Warschauer Ghetto (s. S. 74) geräumt, bis zu 280 000 Menschen wurden in Vernichtungslager deportiert. In dieser Zeit gelang es, einzelne Widerstandsgruppen aufzubauen und unter der Führung des 24-jährigen Mordechaj Anielewicz zusammenzuführen. Unter den letzten 60 000 verbliebenen Jüdinnen und Juden waren viele junge Menschen. Als auch sie deportiert werden sollten, griffen die Widerstandsgruppen die SS-Kommandos mit wenigen geschmuggelten Waffen, Sprengstoff und Brandsätzen an. Trotz der deutschen Übermacht konnten sich die jüdischen Kämpfer/innen mehrere Wochen verteidigen, bis das Ghetto vollständig zerstört war. Mordechaj Anielewicz über den Aufstand (1977) Wichtig war einzig und allein, daß geschossen wurde. Das mußte gezeigt werden. Nicht den Deutschen. Die konnten das besser. Der Welt mußten wir es zeigen, dieser anderen Welt, die nicht die deutsche war. M2: Krall: Dem Herrgott zuvorkommen, 1992, S. 9 f. Die Résistance in Frankreich Sowohl im besetzten Nordteil Frankreichs als auch im mit dem Deutschen Reich kollaborierenden Süden formierten sich regionale Widerstandsgruppen (Résistance), die sich ab 1943 vernetzten. Sie verübten gezielte Sabotageakte und unterstützten die Alliierten nach ihrer Landung in der Normandie. Aus Rache ermordeten SS-Angehörige Zivilpersonen und zerstörten Dörfer und Städte. M3: Bild aus dem Computerspiel „Through the Darkest of Times“, 2021 Ausschnitt aus der Spielbeschreibung Through the Darkest of Times (TtDoT) ist ein Strategiespiel, bei dem man während der Nazizeit eine Widerstandsgruppe in Berlin spielen kann. Du bist ein Widerstandskämpfer und planst und führst Aktionen durch, um Anhänger zu gewinnen und das Regime zu schwächen. Du musst die Moral deiner Gruppenmitglieder ausbalancieren, Ressourcen zur Durchführung von Aktionen beschaffen und vermeiden, von der Gestapo erwischt zu werden. […] M4: Online auf: paintbucket.de/de/game/through-the-darkest-oftimes (18.9.2023). Jetzt bist du dran: 1. Rekonstruiere mithilfe des Autorentextes sowie der Materialien M1 und M2 die Beweggründe der Aufständischen des Warschauer Ghettos. 2a. Ermittle aus der Spielbeschreibung M4 und dem Bild M3, was die Spielentwickler/innen für den Aufbau einer Widerstandsbewegung als bedeutsam erachten, und nimm dazu Stellung. 2b. Diskutiert in der Klasse, was ihr darüber hinaus hinsichtlich Widerstandshandlungen wichtig findet. 3. Benenne die im Autorentext genannten Formen des Widerstands sowie Akteurinnen und Akteure. Überlege, aus welchen Beweggründen Menschen Widerstand geleistet haben. 4. Recherchiere weitere Partisanengruppen in Europa und suche auf einer Landkarte ihre Aktionsgebiete. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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