Alles Geschichte! 7, Schulbuch

92 KOMPETENZTRAINING 4.14 Eine selbständige historische Darstellung erstellen: Erinnerungskultur Aus den Ergebnissen der Quellenarbeit und den Erkenntnissen aus Darstellungen eine selbständige historische Darstellung entlang einer historischen Fragestellung erstellen Du hast dich bereits ausgiebig mit der Arbeit mit Quellen und der Analyse von Darstellungen der Vergangenheit beschäftigt. Im nächsten Schritt fertigst du auf Grundlage deiner methodischen Vorkenntnisse eine eigene Darstellung an. Der rote Faden, also deine Leitlinie, ist die Fragestellung, die du beantworten sollst. Eine selbständige historische Darstellung erstellen – so gehst du vor: − Beschreibe, analysiere und interpretiere die Quellen und Darstellungen in Stichworten oder kurzen Sätzen entlang der Fragestellung. Berücksichtige nur jene Teile der Quelle oder Darstellung, die mit deiner Fragestellung zu tun haben. Beachte dabei die Merkmale der jeweiligen Gattung. Achte auch auf den Entstehungszusammenhang der Quellen und auf die damit einhergehenden Standpunkte und Absichten. − Kennzeichne in den Darstellungen die Quellenbezüge. Diese können dir wertvolle Hinweise auf weitere hilfreiche Quellen geben. − Erstelle nun eine Darstellung auf Grundlage deiner Stichworte und kurzen Sätze: Schreibe zuerst ein paar einleitende Sätze, stelle dann deine Fragestellung vor und beantworte diese anschließend ausführlich. Wenn für dich noch Fragen offengeblieben sind, kannst du diese am Ende der Darstellung anführen. […], in den 1950er Jahren wurde in nahezu jeder Gemeinde ein Kriegerdenkmal geschaffen bzw. das Gefallenendenkmal des Ersten Weltkriegs erweitert. Getragen wurde diese Denkmalbewegung vom Kameradschaftsbund […], einer Veteranenvereinigung, in der sich Soldaten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges zusammenschlossen und die sich die „positive Imagebildung über den Soldaten des Zweiten Weltkriegs“ zur Aufgabe machte. M1: Uhl: Das „erste Opfer“. Der österreichische Opfermythos und seine Transformationen in der Zweiten Republik, 2001, S. 6 f. M2: Heinrich Krippel: Kriegerdenkmal „Der Eiserne Ritter“ am Dom von Wiener Neustadt zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten beider Weltkriege. Denkmal, 1931 Erinnerungskultur bezeichnet das gemeinschaftliche Erinnern von vergangenen Geschehnissen und Entwicklungen in einer Gesellschaft. Das umfasst sowohl das gemeinsame Gedenken als auch das kritische Befragen der Vergangenheit. Dabei sind viele Ausdrucksformen der Erinnerung an vergangene Ereignisse, Entwicklungen und Menschen möglich, z. B. Texte, Bilder, Denkmäler, Bauten, Feste, religiöse Andachten, Schweigeminuten. Über die Auseinandersetzung in Österreich mit der NS-Diktatur und über den Opfermythos hast du in Kapitel 4.13 bereits einiges erfahren. In diesem Kapitel kannst du dich vertieft mit der österreichischen Erinnerungskultur beschäftigen. Kriegerdenkmäler Die österreichische Erinnerungskultur konzentrierte sich ab den 1950er-Jahren vor allem auf die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Die Historikerin Heidemarie Uhl über das Gefallenengedenken als Gegenbewegung zum Opfermythos (2001) […] um 1950 setzte eine breite Bewegung für die Errichtung von Gefallenengedenkstätten ein. […] „Von nun an“, hieß es in einem Zeitungskommentar zum Totengedenken aus dem Jahr 1949, werden die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs „auch im Gedächtnis unseres Volkes einen Ehrenplatz einnehmen“, und zwar nicht als Opfer des Krieges – „es ist nicht wahr, daß all die Hunderttausende nur durch ein raffiniertes System in den Tod getrieben“ wurden –, sondern als „Helden der Pflichterfüllung und der Tapferkeit.“ Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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