96 Die 1930er Jahre Nach der Weltwirtschaftskrise (s. S. 28, 43) setzten sich in Europa autoritäre Regierungen und damit verbundene konservative Vorstellungen von Lebensweisen und Kleidung durch. Die wirtschaftliche Situation machte es notwendig, sparsam zu sein und Kleidung umzuarbeiten und einfacher zu gestalten. Für Frauen wurde das Dasein als Hausfrau und Mutter zum Idealbild propagiert. Das machte die Mode schlichter und wenig experimentierfreudig. Männer aus Ober- und Mittelschicht trugen weiterhin einen Anzug. Auch sportliche Kleidung erhielt nun mehr Bedeutung. Einerseits durch die Entwicklung des Tourismus, aber vor allem auch durch das Idealbild des sportlichen, starken Mannes und der sportlichen Frau, die gesunden Nachwuchs zur Welt bringt. Andererseits zeigten die Stars des Kinos eine glamouröse Welt, oft mit starken Frauen, die nicht dem konservativen Bild entsprachen. Der zunehmende Nationalismus zeigte sich auch in der Förderung traditioneller lokaler Tracht, die nicht modischen Trends unterworfen sein sollte. Totalitäre Regierungen machten Kleidungsvorschriften. Dazu gehörten Uniformen oder uniformähnliche Kennzeichen in der Kleidung. Politische Gesinnung wurde ebenso über Mode transportiert. M5: Atelier Hans Neumann: Benger’s Ribana Badeanzüge. Poster, 1932 (Wienbibliothek im Rathaus, P-1333) Sportbekleidung in den 1930er Jahren Der Nationalsozialismus popularisierte den Sport, entzog aber gerade dadurch die Frauen der Mode: sie sollten den Körper durch Training gesund erhalten für die Mutterschaft […] Sportswear vereint seit den 1930er Jahren Jung und Alt, Mann und Frau, Klein- und Großverdiener. Sportkleidung ist die Kleidung der Demokratie. Als Kleidung der Leistungsgesellschaft braucht sie keinerlei Statussymbole […]. Gedacht für alle, gelangt sie fabrikfertig in die Kaufhäuser […]. M6: Landesmuseum Joanneum: Dress Code. Mode von 1570 bis 1960, 2004, S. 53. Zurück zur Weiblichkeit Die Damenmode der 1930er Jahre zeichnete sich wieder durch feminine Schnitte und fließende, anschmiegsame Stoffe aus. Viele dieser Kleider umspannten den Körper eng bis zur Hüfte, um dann glockig auszuschwingen. 1933/34 änderte sich die Silhouette leicht, indem die Schultern stärker betont wurden. 1938 erhielt sie eine männliche Note durch die extreme Verbreitung der Schultern und die gleichzeitige Kürzung des Rockes auf Kniehöhe. Die Materialien für die Tageskleidung waren Jersey, verschiedene Arten von Kreppgeweben, weiche Woll- und Trikotstoffe, Seiden und Kunstseiden in den Farben Schwarz, Dunkelblau, Rot, Grün, Grau und Orange mit Streifen und Blumenmustern. Menschen mit geringeren Einkommen trugen im Alltag Kleidung aus Baumwolle und Viskose. Das Kostüm (eine Kombination aus Jacke und Rock) wurde zur Kleidung für viele Anlässe. Um 1938 bekam es einen uniformartigen Schnitt. Die Abendkleider waren weiter einfärbig, gefertigt meist aus Seide und Kunstseide, elegant, fließend und körperbetont im Schnitt. M7: Unbekannt: Fashion Show 1934. Das Kaufhaus NK in Stockholm ist Gastgeber für die Österreichische Fashion Show, und die Vienna-Fashion-Modelle tragen die neuesten Kleider aus dem Donautown. Fotografie, 22. Januar 1934 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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