97 Sehr bald nach Beginn des Zweiten Weltkrieges zeigte sich der große Mangel an Rohstoffen auch in der Kleidung. Der Kampf ums tägliche Überleben war wichtiger als modische Kleidung. Nur über Bezugsscheine, so genannte Reichskleiderkarten, erhielt man im Deutschen Reich je nach Angebot Kleidungsstücke (z. B. Socken, Pullover, Kleider). Die Menschen entwickelten eine große Kreativität, um den Mangel, der auch noch die Nachkriegsjahre prägte, auszugleichen. Die ersten Modeschauen mit Pariser Mode konnte man bestaunen, sich aber nicht leisten. In den USA kam es trotz der Belastungen durch den Krieg zu keinem so starken Einbruch der wirtschaftlichen Entwicklung. Die USA wurden zur führenden Weltmacht, auch in der Kleidung. Die neue Chemiefaser Nylon, eigentlich für militärische Zwecke geplant, revolutionierte die Textilindustrie. Am 15. Mai 1940 wurden in New York am ersten Verkaufstag über vier Millionen Paar Nylonstrümpfe verkauft. Wäsche und Kleider aus Nylon folgten. Aus Alt mach Neu In Europa gaben Modejournale und Frauenzeitschriften Tipps, wie aus alten Kleidern und Stoffresten neue Kleidung genäht werden konnte. Kombinationen aus verschiedenen Materialien samt Schnittmuster wurden vorgeschlagen. M8: Das Blatt der Hausfrau 1944, Heft 10, S. 15. „Fliegergeschädigt“ bedeutete, dass man durch einen Bomben- oder Fliegerangriff geschädigt worden war. Die Kleider waren sehr schlicht, meist hochgeschlossen mit einem kleinen Kragen, betont breiten Schultern, einer schmalen Taille und einem kurzen Rock. Die zweckmäßigste Kleidung blieb, in einem militärischen Schnitt, das Kostüm. Dunkle gedeckte Farben beherrschten das Straßenbild. Erst in den 1950er Jahren verbesserte sich in Europa die Versorgung der Bevölkerung. Das sogenannte Wirtschaftswunder ermöglichte es, sich wieder neue Kleidung zu kaufen. Der New Look 1947 kreierte Christian Dior den „New Look“. Viele Frauen nahmen nach dem Krieg diese betont weibliche Mode mit den engtaillierten Oberteilen, der Hervorhebung des Busens und den wadenlangen, glockig ausschwingenden Röcken freudig an. Aber Pariserinnen protestierten auch gegen die teuren Dior-Modelle. Viele hatten nicht einmal genügend Geld, um für ihre Kinder Milch zu kaufen. Der Siegeszug des „New Look“ war trotz dieser Proteste und des Stoffmangels nicht mehr aufzuhalten. Das Kostüm blieb weiterhin nach dem einteiligen Kleid das begehrteste Kleidungsstück für den Tag. Jetzt bist du dran: 1. Vergleiche auf Grundlage des Autorentextes sowie der Abbildungen die Entwicklung der Mode der 1930er Jahre mit der in den 1920er Jahren. Analysiere den Zusammenhang von Veränderungen mit der politischen Entwicklung in Europa. 2. Stelle Überlegungen an, warum sich die Alltags- und Festkleidung von Männern im Gegensatz zu jener der Frauen in der Zeit kaum veränderte. 3. Beschreibe auf Grundlage des Autorentextes sowie M8, wie die Menschen mit dem Materialmangel bei der Kleidung in den zwei Weltkriegen umgingen. M9: Unbekannt: Ein Model in einem Outfit des Modedesigners Christian Dior. Fotografie, 1947 Die 1940er Jahre: Weltkrieg und Folgen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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