99 Bekleidungsvorschriften Bekleidungsvorschriften, so genannte „Dress-Codes“, gibt es schon lange. Die adeligen Landesherren schrieben z. B. ihren Untertanen vor, was sie tragen durften und in welcher Farbe. Noch bis in die 1970er Jahre durften in Österreich Mädchen in der Schule keine Hosen und Burschen keine Jeans tragen. Das Missachten eines Dress-Codes konnte bestraft werden, bei politisch angeordneten DressCodes auch mit Gefängnisstrafen. Es gibt aber auch informelle Dress-Codes. Dazu gehört etwa festliche Kleidung zu festlichen Anlässen. Eine informelle Bestrafung bei Missachtung kann durch ironische oder abfällige Bemerkungen oder sogar Beschimpfungen erfolgen. Dress-Codes bestehen in vielen Bereichen. Sie lösen aber auch widersprüchliche Reaktionen aus, zum Beispiel Kleidungsvorschriften in der Schule. Kleidervorschriften an Schulen – zwischen „sinnvoll“ und „unsinnig“ Andererseits handle es sich bei solchen Regeln aber um eine wichtige Erziehungsmaßnahme, sagt Kometter (Dachverband der Elternvereine an Pflichtschulen). „Es geht um gesellschaftlichen Anstand. Im Berufsleben kann man auch nicht bauchfrei oder in kurzen Hosen in der Bank arbeiten. Kinder und Jugendliche müssen das lernen.“ Diesen Lernbedarf gebe es laut Kometter in ländlichen Regionen kaum, öfter sei es in Städten bzw. an großen Schulen ein Thema. Ganz allgemein falle auf, dass solche Problematik zugenommen hätte. Dass die Vorschriften vor allem Mädchen treffen, sei so, sagt Kometter. „Leider.“ Das liege aber an Trends, die eben gerade vorherrschen würden […]. M13: Hagen, in: Der Standard, 14.9.2023. Online auf: https://www.derstandard.at/ (3.10.2024). Vom Erbstück zum Wegwerfprodukt? Lange Zeit war es selbstverständlich, dass man beschädigte oder alte Kleidung ausbesserte und flickte oder umarbeitete. Kleidung war teuer. Ein Anzug wurde ein Leben lang getragen, Kleider wurden vererbt. Wegen Pelzmänteln wurden mitunter sogar Erbstreitigkeiten vor Gericht ausgetragen. Heute hingegen werden Pelzmäntel (auch aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Tierwohls) so gut wie gar nicht mehr getragen und alte Kleidung landet rasch in der Altkleidersammlung oder im Müll. Billige „Fast-Fashion“ schafft gesellschaftliche Probleme: Bei den Konsumentinnen und Konsumenten wird durch rasch wechselnde Kollektionen Druck aufgebaut, die aktuellste Mode zu kaufen. Arbeiter/innen, die in Niedriglohnländern die Billigprodukte herstellen, erhalten wenig Lohn und keinen arbeitsrechtlichen Schutz. Die Herstellung von Textilien belastet die Umwelt, genauso wie die Berge weggeworfener Kleidung. So braucht der Anbau von Baumwolle enorm viel Wasser und Pflanzenschutzmittel, Chemiefasern enthalten oft fossile Grundstoffe. Beim Färben der Stoffe gelangen giftige Chemikalien in die Flüsse der Herstellungsländer. Deshalb bemühen sich verschiedene Unternehmen, vor allem auf Druck von Politik und Gesellschaft, ihre Kleidung nachhaltiger für die Umwelt und fair gegenüber den Arbeitskräften herzustellen. Vielen Konsumentinnen und Konsumenten ist es heute wichtig, wo und was sie einkaufen. In letzter Zeit gibt es auch immer mehr Geschäfte, die auch gut erhaltene Second-Hand-Kleidung anbieten. M14: Ernst Weingartner: Klimaneutraler Altkleidercontainer. Caritas Kleidersammlung. Fotografie, 2015 Jetzt bist du dran: 1. Diskutiert die Grafik M10 aufgrund eurer persönlichen Erfahrung und Sichtweise. 2. Nenne Beispiele von verordneten und informellen Dress-Codes. Erläutere, weshalb viele informelle DressCodes befolgt werden und wer sie beeinflussen kann. 3. Wenn es an deiner Schule eine Kleiderordnung gibt, beschreibe diese. Nimm unter Bezugnahme von M13 Stellung, welche Vor- und Nachteile eure Kleiderordnung hat. 4. Begründe, weshalb Modeunternehmen zunehmend auf die nachhaltige, umweltschonende Herstellung ihrer Kleidung verweisen. Ordne die Slogans auf den Containern der Caritas (M14) in diesen Zusammenhang ein. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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