Begegnungen mit der Natur 3, Schulbuch

Atmung und Kreislauf Es lassen sich vier Blutgruppen unterscheiden Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verstarben immer wieder Patientinnen bzw. Patienten nach Bluttransfusionen, um starke Blutverluste mit Fremdblut auszugleichen. Im Jahr 1900 erkannte der Wiener Arzt Karl Landsteiner die Ursache für diese hohe Sterblichkeitsrate: Er fand heraus, dass es verschiedene Arten von roten Blutkörperchen gibt. Sie unterscheiden sich durch ganz bestimmte Strukturen auf ihrer Oberfläche. Diese Oberflächenstrukturen werden Blutgruppenantigene genannt. Demnach lässt sich das menschliche Blut in vier Gruppen einteilen: A, B, AB und O. Blut enthält Abwehrstoffe gegen andere Blutgruppen Im Plasma der Blutgruppe A befinden sich Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das Antigen der Blutgruppe B. Im Plasma der Blutgruppe B befinden sich hingegen A-Antikörper. Bei Kontakt von A-Antikörpern mit A-Antigenen (zB wenn der Spender einer Vollblut-Transfusion Blutgruppe B hat, der Empfänger aber A) kommt es zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion. Die A-Antikörper binden sich an die A-Antigene, was zu einer Verklumpung der roten Blutkörperchen führt ( Abb. 43 A). Dasselbe passiert, wenn B Antikörper auf B-Antigene treffen ( Abb. 43 B). Im Blutplasma der Blutgruppe O kommen sowohl A- als auch B-Antikörper vor. Im Blutplasma der Blutgruppe AB befinden sich keine Antikörper. Auch der Rhesusfaktor ist entscheidend Der Rhesusfaktor ist ein bestimmtes Protein, das bei etwa 85 % der Bevölkerung ebenfalls auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen vorkommt. Bei den restlichen 15 % fehlt der Rhesusfaktur. Durch die Entdeckung des Rhesusfaktors – ebenfalls durch Landsteiner im Jahr 1940 – konnte das Rätsel um eine, bei manchen Neugeborenen auftretende, lebensgefährliche Krankheit gelöst werden: Bei der Geburt eines Kindes können rote Blutkörperchen des Kindes in das Blut der Mutter gelangen. Bekommt nun eine rhesusnegative Frau ein Kind, das den Rhesusfaktor vom Vater geerbt hat und deshalb rhesuspositives Blut besitzt, werden in den Monaten nach der Geburt im Blut der Mutter Antikörper gegen den Rhesusfaktor gebildet. Bei einer erneuten Schwangerschaft gelangen diese Antikörper über die Plazenta ins kindliche Blut. Besitzt dieses Kind rhesusnegatives Blut, passiert nichts. Besitzt es allerdings rhesuspositives Blut, werden seine roten Blutkörperchen von den Antikörpern zerstört. Heute wird Müttern mit rhesusnegativem Blut, die ein Kind mit rhesuspositivem Blut bekommen haben, kurz nach der Geburt ein Medikament gespritzt, das die Antikörperbildung verhindert. Bluttransfusionen Übertragung von Blut; früher wurden alle Blutbestandteile übertragen (Vollblut), heute verwendet man vor allem Erythrozyten-Konzentrate Blutverlust Bei Verlust von mehr als einem Liter Blut besteht Lebensgefahr. Der Verlust von zwei bis drei Litern führt zum Tod. A, B, AB und 0 Rote Blutkörperchen der Blutgruppe A haben Antigen A. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe B haben Antigen B. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe AB haben sowohl Antigen A als auch Antigen B. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe 0 haben keine Antigene auf ihrer Oberfläche. Verklumpung Die Verklumpung des Bluts kann letztendlich zum Tod führen. Das war früher eine Ursache für hohe Sterblichkeit nach einer Fremdbluttransfusion. Rhesusfaktor Menschen, deren Blutkörperchen einen Rhesusfaktor aufweisen, werden als rhesuspositiv, Menschen ohne Rhesusfaktor als rhesusnegativ bezeichnet. 43 Antigen-Antikörper-Reaktion; A) A-Antigene mit A-Antikörpern, B) B-Antigene mit B-Antikörpern rotes Blutkörperchen mit A-Antigenen B-Antikörper A-Antikörper rotes Blutkörperchen mit B-Antigenen B A Das Schlüssel-Schloss-Prinzip Antigene und die passenden Antikörper weisen Strukturen auf, die einander wie Schlüssel und Schloss ergänzen. Dadurch kommt es zur Antigen-Antikörper-Reaktion. Kenn ich das? 96 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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