104 Globalisierung Ökologische Herausforderungen Anti-Atomkraft-Bewegungen Mit der Nutzung der Atomkraft entstand gleichzeitig die Sorge darüber, dass sie zur Bedrohung für Menschen und Umwelt werden könnte. Anti-AtomkraftBewegungen engagieren sich global seit Jahrzehnten. In den USA gab es bereits in den 1960er-Jahren Proteste. Diese richteten sich zunächst gegen Atomwaffentests und dann gegen die zivile (nicht-militärische) Nutzung von Atomkraftwerken. In Europa fanden die ersten großen Protestbewegungen in Frankreich und Deutschland in den 1970er-Jahren statt. Das Motto think globally – act locally erlangte im Zusammenhang mit Atomkraft enorme Bedeutung. Die Angst vor einem „Super-GAU“ wurde 1986 mit der Katastrophe von Tschernobyl (Ukraine) Realität. 2011 löste ein Tsunami, in Folge eines Seebebens, im Atomkraftwerk Fukushima (Japan) Kernschmelzen in Reaktorblöcken aus. Es traten radioaktive Substanzen aus und 120 000 Menschen mussten evakuiert werden. Dieses Ereignis bewirkte, dass einige Staaten, wie z.B. Deutschland, die Nutzung der Atomenergie neu überdachten. In Österreich stieß die geplante Inbetriebnahme des bereits gebauten Atomkraftwerkes in Zwentendorf (NÖ) großteils auf Ablehnung und wurde durch eine Volksabstimmung 1978 knapp verhindert. Heute wird das Atomkraftwerk Zwentendorf als Trainingszentrum genutzt und kann auch besichtigt werden. Erdöl und Erdgas als wirtschaftliche Waffen Erdöl ist ein wichtiger Rohstoff, neben seiner Eigenschaft als Energielieferant dient es auch als Grundlage vieler chemischer Produkte (z.B. Plastik). Schätzungen, wie lange die Erdölreserven der Erde noch reichen, sind sehr unterschiedlich. Daher versucht die Ölindustrie immer neue Fördergebiete zu erschließen. Neue Methoden der Erdölförderung werden entwickelt, diese gehen meist auf Kosten von Umwelt und Umweltschutz, wie z.B. Tiefseebohrungen. Staaten mit Erdölvorkommen und Erdölkonzerne haben großen Einfluss auf Wirtschaft und Politik. Eine wesentliche Rolle spielt die OPEC. 1973 wurde wegen der Energieknappheit und Rationierung des Kraftstoffes in Österreich der sogenannte „autofreie Tag“, Tempolimits und die „Energieferien“ im Februar eingeführt, die bis heute als Semesterferien fortbestehen. Neben Erdöl und Kohle zählt Erdgas zu den wichtigsten fossilen Brennstoffen. Dieses wird häufig mittels Pipelines transportiert. Neben dem wirtschaftlichen Gewinn, den Erdöl- und Erdgas produzierende Länder erzielen, werden diese Ressourcen aber auch als politische Druckmittel verwendet. Der Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 hat weitreichende Folgen für die Energie- und Gasversorgung Europas. Gaspreise und Energiepreise sind stark angestiegen und sorgten für eine Krise in der Industrie und privaten Haushalten (Energiekrise). Kernkraftwerk Tschernobyl (Ukraine). Arbeiten am zerstörten Reaktorblock, Foto 1986 Die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) ist eine Erdgas-Pipeline von der deutschen Ostseeküste bis Tschechien, Foto 2019 P Super-GAU: Abk. f. „größter anzunehmender Unfall“ ÷ Am 26. April 1986 ereignete sich im damals sowjetischen Kernkraftwerk in Tschernobyl ein Reaktorunfall infolge dessen viele Menschen entweder sofort oder in den Folgejahren starben. Über ganz Europa, auch in Österreich, verteilte sich radioaktives Material. Aktion der Umweltschutzbewegung Greenpeace, Foto, 1999 P OPEC: Organisation erdölexportierender Länder, hat seit 1965 ihren Sitz in Wien P fossil: aus Abbauprodukten toter Tiere und Pflanzen P Pipeline: Rohrfernleitung Verpflichtung zu einem autofreien Tag als Folge der Erdölknappheit, Foto, 1974 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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