erleben und gestalten 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

112 Globalisierung Entwicklungen im Globalen Süden Wandel im Umgang mit den Ländern des Globalen Südens Viele Länder, die vorwiegend auf der Südhalbkugel unserer Erde liegen, werden teilweise noch Entwicklungsländer genannt. Zunehmend wird aber der wertfreie Begriff „Globaler Süden“ verwendet. In Ländern des globalen Südens geht es dem Großteil der Bevölkerung wirtschaftlich und sozial schlecht. Es herrschen Armut, Hunger und hohe Arbeitslosigkeit, Mangel an medizinischer Versorgung und Schulen. Mittels Entwicklungszusammenarbeit wird v.a. die Infrastruktur aufgebaut (z.B. Krankenhäuser, Schulen, Wasserversorgung) und Ausbildungsprogramme organisiert (z.B. für die Ausbildung von Lehrpersonen für benötigte Berufe). Viele Probleme in Ländern des Globalen Südens, wie z.B. fehlende Infrastruktur und willkürliche Grenzziehungen, reichen in die Zeit des Kolonialismus und des Imperialismus zurück. In Asien und Afrika entstanden v.a. nach dem Zweiten Weltkrieg Unabhängigkeitsbewegungen, die auch von der UNO mit der Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker unterstützt wurden. Die Entkolonialisierung am Beispiel Afrikas 1960 wurden in Afrika 17 ehemalige Kolonien selbstständig. An der Spitze von Unabhängigkeitsbewegungen standen oft junge, intellektuelle Afrikanerinnen und Afrikaner. Doch in vielen unabhängig gewordenen Ländern verbesserte sich die Lage der Bevölkerung nicht: Aufgrund einer geringen Industrialisierung bestand weiterhin eine wirtschaftliche Abhängigkeit. Etliche Staaten entwickelten sich zu Diktaturen, in denen sich korrupte Despoten oder Familienclans häufig mithilfe des Militärs durchgesetzt hatten. Die Entkolonialisierung am Beispiel Südamerikas Auch Südamerika ist geprägt von einer jahrhundertelangen Kolonialherrschaft, die im Zeitalter der Entdeckungen, im 15. Jh., begann. Im 18. Jh. entwickelte sich ein immer größeres Selbstbewusstsein und eine eigenständige Identität. Dies wurde zur treibenden Kraft der Unabhängigkeitskämpfe des frühen 19. Jh.. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Entwicklungen auf dem südamerikanischen Kontinent stark durch den Ost-West-Konflikt und den entstehenden Nord-Süd-Konflikt beeinflusst. Die 1960er- bis 1980er-Jahre wurden zu Jahrzehnten der Militärputsche und Diktaturen sowie der Guerillakämpfe in Zentralamerika. 1984 wurde in Brasilien die sogenannte Landlosenbewegung gegründet. Sie versteht sich als soziale Bewegung, die für eine Bodenreform kämft. Die Landlosenbewegung hat sich zum Ziel gesetzt soziale Gerechtigkeit herzustellen und für die brasilianische Demokratie zu kämpfen. Die Bewegung gibt sich nicht nur damit zufrieden, dass das Land neu verteilt werden soll, sondern sie setzt sich für eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Diese berücksichtigt die Umwelt und versorgt sowohl den Markt als auch die Produzierenden ausreichend. Antikolonialistische Demonstration in Ghana, Foto, 1959 Landlosenbewegung in Brasilien, Foto, 2019 Trinkwasserversorgung, MOJO Projekt Kenia, Foto, 2019 ÷ Die FAO (Food and Agriculture Organization) und die UNIDO (United Nations Industrial Developement Organization) sind Sonderorganisationen der UNO, deren Hauptziel die Verbesserung der Lebensqualität der Ärmsten der Welt ist. P Despotin bzw. Despot: Person, die eine unumschränkte Gewaltherrschaft ausübt ÷ In Indien setzte sich der Rechtsanwalt Mahatma Gandhi intensiv für die Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft ein. In seinem Kampf für nationale Selbstbestimmung (1915–1948) wollte Gandhi die Unabhängigkeit durch einen gewaltlosen Widerstand erreichen. Er wurde am 30. Jänner 1948 von einem fanatischen Hindu in Neu Delhi erschossen. P Guerillakampf: spanisch, bedeutet „kleiner Krieg“, Kampfform einheimischer Truppen gegen eine feindliche Armee, die Kämpfenden sind oftmals als Zivilpersonen getarnt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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