erleben und gestalten 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

140 Gesellschaftlicher Wandel Extremismus, Populismus sowie Antisemitismus in der Gegenwart Populismus und Extremismus Der vom lateinischen Wort populus (Volk) abgeleitete Begriff Populismus bezeichnet eine politische Grundhaltung, die radikal in Opposition zu den herrschenden politischen und/oder gesellschaftlichen Normen steht. Trägerinnen und Träger des Populismus können Parteien, Bewegungen, ganze Regime oder einzelne Personen sein. Populistinnen und Populisten beanspruchen für sich, dass nur sie den wahren Willen des „Volkes“ erkennen und vertreten. Oftmals befeuern sie Ängste und Vorurteile und sie lehnen Organisationen ab, die eine globale Zusammenarbeit fördern, wie z.B. die EU und die UNO. Populistische Aussagen sind u.a. deswegen kritisch zu betrachten, weil durch sie Menschen abgewertet und gedemütigt werden. Darüber hinaus wird oft behauptet, dass es für schwierige Probleme in der Politik ganz einfache Lösungen gibt. Populismus kann mitunter auch für die Entwicklung von Extremismus verantwortlich gemacht werden. Extremismus lehnt die Demokratie und wesentliche Werte wie die Menschenwürde und die Rechtsstaatlichkeit ab. Meist befürworten extremistische Gruppen die Anwendung von Gewalt. Je nach politischer Zielrichtung kann man nach Links- und Rechtsextremismus unterscheiden. Eine starke Demokratie ist ein wichtiger Schutz gegen Extremismus. Antisemitismus in der Gegenwart Trotz der Gräuel des Nationalsozialismus ist der Antisemitismus in den letzten Jahren in Österreich, in Europa und weltweit gestiegen. Der Antisemitismus heute hat viele Gesichter. Neben Online-Hasskommentaren nehmen auch verbale und tätliche Übergriffe auf jüdische Mitmenschen zu. Unter Antisemitismus versteht man allgemein eine hasserfüllte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden in Wort und Tat sowie die Ablehnung jüdischer Gemeindeinstitutionen und religiöser Einrichtungen. In Österreich verbietet das Gleichbehandlungsgesetz Diskriminierung aufgrund der Religion und der ethnischen Zugehörigkeit. Die Europäische Kommission legte im Oktober 2021 eine EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens vor. Ziel der Strategie ist u.a. die Erfassung von Hasskriminalität sowie die Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) zeigt in ihrem jährlichen Bericht im Vergleich des ersten Halbjahres 2023 und 2024 eine Zunahme antisemitischer Vorfälle in Österreich von 159,8 % auf. O Holocaust, S.42 Pro-Demokratie-Kundgebung vor dem Parlament in Wien, Foto, 2024 Jugendliche bei der Gedenkveranstaltung „light of hope“ gegen das Vergessen, Antisemitismus, Hetze und Ausgrenzung in Wien, Foto, 2024 ÷ Bekannte populistische Politiker sind zum Beispiel Donald Trump in den USA und Viktor Orbán in Ungarn. ÷ Linksextremismus lehnt u.a. die kapitalistische Klassengesellschaft und manchmal auch den Staat selbst ab. ÷ Rechtsextremismus ist zumeist mit Rassismus und Nationalismus sowie Fremdenfeindlichkeit verbunden. ÷ Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) dient u.a. als Meldestelle für Antisemitismus. Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen von Antisemitismus können dort Vorfälle melden. ÷ Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) ist eine internationale Institution mit Sitz in Berlin. Ihr Ziel ist es, als internationales Netzwerk Bildung und Forschung auf dem Gebiet des Holocaust sowie das Gedenken daran sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene zu fördern. Digitales Zusatzmaterial h875e8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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