erleben und gestalten 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

24 Faschismus Vom Kommunismus zum Stalinismus Kommunismus Nach der Februarrevolution bzw. Oktoberrevolution 1917 veränderte sich die politische Situation in Russland grundlegend. Der Revolutionär Wladimir I. Lenin war der Anführer der Bolschewiki, die eine sozialistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung einführten. Oberstes Ziel in diesem ersten kommunistischen Staat war die Gleichstellung aller Völker und Gesellschaftsschichten. Zur Sicherung der politischen Macht wurde die Tscheka gegründet. Dieser politischen Geheimpolizei fielen allein bis 1922 geschätzt eine Viertelmillion Menschen zum Opfer. Es war verboten, eine andere Meinung als die der Parteiführung zu vertreten und es gab keine politische Opposition. Ende 1922 wurde die UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) gegründet. Sie war ein zentralistisch regierter Staat, der aus dem Zusammenschluss der Vielzahl der Völker des ehemaligen Zarenreiches entstanden war. Lenin starb 1924 und Josef Stalin wurde sein Nachfolger. Stalinismus Stalin ging noch radikaler vor und errichtete eine Gewaltherrschaft: Alle wichtigen Positionen im Staats- und Parteiapparat, in der Armee und Geheimpolizei sowie die Wirtschaft und Landwirtschaft bis hin zum Leben des Einzelnen wurden kontrolliert. Stalin begann tatsächliche und vermeintliche Gegnerinnen und Gegner seiner Politik zu vernichten. Sie wurden willkürlich unter falschen Behauptungen verhaftet, gefoltert, zu Lagerhaft und Zwangsarbeit in Gulags (Straf- und Arbeitslager) oder zum Tod verurteilt. In etlichen Fällen erfolgte dies in Schauprozessen. In den Straf- und Arbeitslagern wurden Millionen Menschen unter schrecklichen, oftmals tödlichen Bedingungen als Arbeitssklavinnen und -sklaven festgehalten. Die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt. Schätzungen besagen, dass der stalinistische Terror bis 1953 mindestens 20 Millionen Menschen das Leben kostete. Macht und Personenkult Zur Machtdemonstration diente Stalin unter anderem auch ein Personenkult. Die Verehrung und Verherrlichung seiner Person zeigte sich in der unverhältnismäßigen Darstellung seiner Leistungen in der Wirtschaft sowie im Zweiten Weltkrieg. Erst nach seinem Tod 1953 begann eine Abkehr von der Ideologie und dem Personenkult um Stalin. Diese Form des Kommunismus und dessen Machtmonopol wurden allerdings bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion in den späten 1980er-Jahren offiziell nie hinterfragt. Strafgefangene bei der Arbeit in einem Gulag, Foto, um 1932 P Bolschewiki: russisch „Mehrheitler“; straff organisierter und radikaler Teil der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) ÷ Die Februar- bzw. Oktoberrevolution fand nach dem Gregorianischen Kalender im März bzw. November statt. Plakat mit dem Titel „Ruhm Stalin, dem großen Erbauer“, 1951 P Schauprozess: Gerichtsverfahren mit großer öffentlicher Wirksamkeit, bei dem das Urteil bereits im Vorhinein feststeht. Einen Link zu weiteren Information dazu findest du in der QuickMedia App oder online. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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