erleben und gestalten 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

32 Faschismus NS-Ideologie, Verfolgung und Terror NS-Ideologie – Rassismus und Antisemitismus Im Mittelpunkt der NS-Weltanschauung standen rassistisches Denken und Antisemitismus. Es wurde behauptet, dass es verschiedene menschliche „Rassen“ gebe und die „Arier“, denen die Deutschen zugerechnet wurden, die „edelste Rasse“ wären. Laut der NS-Rassenlehre galten sie als „Herrenrasse“, die dafür bestimmt sei, über andere, als minderwertig betrachtete „Rassen“ zu herrschen. Als besonders minderwertig angesehen wurden Jüdinnen und Juden. Sie waren Feindbilder, denen man die Schuld an der Not der Zwischenkriegszeit unterstellte. Die menschenverachtende Denkweise kam in den sogenannten „Nürnberger Gesetzen“ (1935) zum Ausdruck. Sie waren die rechtliche Grundlage für die planmäßige Verfolgung, Entrechtung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Verfolgung politisch Andersdenkender Während der NS-Herrschaft wurde jede feindliche oder pro-österreichische Handlung bzw. jedes Anzeichen von Widerstand in der Bevölkerung erbarmungslos verfolgt. Das „Heimtückegesetz“ verbot jede Kritik an Hitler, der NSDAP und am Staat. Bereits eine abfällige Bemerkung in der Öffentlichkeit, das Erzählen eines politischen Witzes oder das Hören eines ausländischen Rundfunksenders konnte zu einer Verhaftung führen. Auf politische Aktionen (z.B. Unterstützung von Widerstandsgruppen, Verteilen von Flugblättern gegen den NS-Terrorstaat) stand sogar die Todesstrafe. Manche begeisterte Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten waren auch bereit, diejenigen, die das NS-Regime kritisierten bzw. sich dagegen wandten, bei der Gestapo zu denunzieren. Zehntausende Österreicherinnen und Österreicher unterschiedlicher politischer und religiöser Richtungen wurden von der Gestapo verhaftet und ohne Gerichtsurteil in Konzentrationslager eingeliefert und dort missbraucht, gefoltert und auch ermordet. NS-Terror gegen die jüdische Bevölkerung In Österreich lebten rund 200 000 Menschen, die nach NS-Definition als jüdisch galten, und zwar unabhängig davon, wie sie sich selbst definierten. Nach dem „Anschluss“ kam es in Wien zu Plünderungen und gewalttätigen Übergriffen auf Jüdinnen und Juden (Pogrome). Bei sogenannten „Reibpartien“ wurden sie gezwungen, mit Zahnbürsten und kleinen Besen die auf Gehwegen und Straßen geschriebenen Parolen für den Erhalt von Österreichs Eigenständigkeit zu entfernen. Die jüdische Bevölkerung wurde aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben verdrängt. Es wurden Berufsverbote erlassen, bald durften sie auch keine Parks, Schwimmbäder, Kinos oder Theater mehr besuchen. Jüdinnen und Juden waren willkürlichen Verhaftungen sowie privaten und behördlichen Raubzügen ausgesetzt. Jüdische Geschäfte, Betriebe, Wohnungen und Vermögensgegenstände wurden registriert und ihren Besitzerinnen und Besitzern weggenommen. Sie wurden an Nichtjüdinnen und -juden weitergegeben und weit unter ihrem Wert zwangsverkauft („Arisierung“). Mahnmal für die Opfer der Gestapo am Wiener Morzinplatz, Foto, 2021 P „Arier“: (altindisch „der Edle“), ursprünglich Bezeichnung für Menschen aus dem Gebiet des heutigen Irans im Nordwesten Indiens; im NS-Regime im Sinn von „deutschblütig“ und als Gegensatz zu „jüdisch“ verwendet P „Nürnberger Gesetze“: bestimmten u.a., dass Jüdinnen und Juden keine deutschen Staatsbürger mehr sein konnten; Eheschließungen zwischen arischen und jüdischen Personen wurden verboten, bestehende Ehen für ungültig erklärt P Gestapo: Kurzfassung für Geheime Staatspolizei; kurz nach Machtergreifung der NSDAP entstanden; arbeitete mit brutalen Methoden gegen politisch Andersdenkende P Denunziation: Öffentliche Beschuldigung bzw. Anzeige einer Person oder Gruppe bei einer übergeordneten Institution aus niedrigen persönlichen oder politischen Gründen (z.B. Erlangen eines persönlichen Vorteils) ÷ Neben Jüdinnen und Juden wurden auch Angehörige anderer Minderheiten wie z.B. Romnija und Roma, aber auch Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen oder laut NS-Ideologie unangepasst lebende Randgruppen (sog. „Asoziale“) verfolgt und in weiterer Folge vielfach ermordet. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA2NTcyMQ==